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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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kahl, felsig, unzugänglich. Keine Autobahn mehr, die Straße ist schmal. In Serpentinen winde ich mich bergauf, mein motorisierter Esel macht das sehr brav. Die Luft wird kühler. Eine Siedlung mit Steinhäusern in der Sonne, zwei alte Männer sitzen vor einer Bar und sehen, wer und was da vorbeifährt. Läden, ein Hinweis auf eine Käseerzeugung. Der sardische Käse ist berühmt, vielleicht sollte ich … Ich rufe mich zur Ordnung, weiter nach Gavoi. Zuerst das Interview, dann der Käse. Und all das Schöne, das mir Sardinien sonst noch bieten kann.
    Wieder Bergstraßen, vor mir ein in die Jahre gekommenes blaues Lastauto. Unmöglich, es zu überholen, ich lasse mich zurückfallen, öffne die Fenster. Eine Geruchsmischung aus Diesel und etwas deutlich Aromatischerem. Ich sehe hinaus: wilder Rosmarin am Straßenrand. Ich lächle. – Und kann gerade noch verhindern, dass ich vor Schreck das Lenkrad verreiße. An mir zischt ein dunkler BMW vorbei. Er kann nicht wissen, ob ihm etwas entgegenkommt. Kurve auf Kurve. Zwischen den nächsten zwei Kehren sehe ich, wie er auch den Lastwagen überholt. Okay, viel Gegenverkehr gibt es wirklich nicht. Und mit Gottes oder sonst einem Segen … Ich habe Zeit. Ich werde in mein Hotel fahren, herauszufinden versuchen, ob Thomas Pauer schon da ist, und dann weitersehen. Das Festivalbüro ist im Rathaus untergebracht. „Municipio“, das verstehe auch ich. Irgendwie fühle ich mich um Jahrzehnte zurückversetzt. Das da ist Teil eines italienischen Films, in einem kleinen Fiat die Bergstraßen entlang, alte Männer vor Bars, diese Ahnung vom Meer hinter den Felsen.
    Gavoi scheint aus dem Berg gebaut zu sein. Hohe schmale Häuser aus Stein, steil den Hang hinauf. Wie alt sind sie? Hundert Jahre? Dreihundert? Jedenfalls zeitlos. Ich biege Richtung Zentrum ab. Mein Navi protestiert, es will geradeaus weiter, direkt zum Hotel. Ich will das nicht. Ich bin neugierig. Enge Straßen und Gassen, mit einem großen Wagen käme man gar nicht durch. Kopfsteinpflaster. Fenster mit grünen Fensterläden und bunten Blumen. Ganz oben an einer Mauer klebt ein winziger Balkon mit Schmiedeeisengitter. Von ihm aus sieht man sicher über den Hang hinunter ins Hochtal, fast bis zum Meer. Und dann: eine Absperrung. Ich öffne das Fenster, zwei junge Männer, die mir etwas zurufen, das ich nicht verstehe. Sie probieren es auf Englisch. Für das Festival sei der Großteil der Stadt gesperrt, autofrei, zum Hotel müsse ich die große Straße nehmen. Sie deuten nach unten. Kaum zu glauben, dass ich in so kurzer Zeit so weit heraufgekurvt bin. Ich nicke. Und das „Municipio“?
    Da müsse ich den Wagen eben irgendwo parken und zu Fuß gehen, es sei nicht so weit, ein paar hundert Meter bloß. In mir kämpfen Neugier und Pflichtbewusstsein. Ich sollte so schnell wie möglich mit Pauer Kontakt aufnehmen. Aber mir hier, in dieser zauberhaften Bergstadt, die Beine zu vertreten … Außerdem bekomme ich ja vielleicht im Veranstaltungsbüro wichtige Informationen.
    Der eine junge Mann, so ein richtig hübscher Italiener, rotes T-Shirt mit „L’Isola delle Storie“ auf der Brust, deutet auf einen Vorsprung zwischen zwei Gassen. Da passe mein Kleiner locker hinein. Ich lache und bedanke mich, parke und mache mich an den Aufstieg. Zu Fuß spürt man den Stein erst so richtig. Steinpflaster unter den Füßen, neben und über mir die hohen aus Steinblöcken gebauten Häuser. Und trotzdem ist da nichts abweisend. Die dominierende Farbe ist goldbraun, manchmal auch beige. In jedem Innenhof Grün und Sommerblumen. Ich atme schneller. Es geht ganz schön bergan. An der Straßenecke ein Festivalplakat und einige Hinweise. Aha. Eine noch schmalere, noch steilere Gasse hinauf und dann müsste ich beim Büro sein. An der Hauswand rechts von mir ein großes Bild. Es zeigt eine Frau, die an einem Boot lehnt und in die Weite schaut. Das Boot ist längst nicht mehr fahrtauglich, liegt auf einer Wiese. Ein großartiges Foto. Ich gehe näher hin. Lese, dass es sich um eine italienische Autorin handelt. Einige Schritte weiter auf der anderen Seite der Gasse wieder ein Bild. Großer Mann in schwarzem Hemd, er steht vor einem Einbahnschild und deutet exakt in die andere Richtung. Ein deutscher Autor. Auch eine Art, Literatur herzuzeigen. Eine sardische Bergstadt und jede Menge Poesie.
    Links, einige Stufen hinauf, an einem kleinen Platz, liegt das Rathaus. Es ist eines der wenigen Häuser, deren Front weiß verputzt ist. Die Sonne hat

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