Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
meiner Bücher, die gut genug wären, sondern auch für den Menschen Thomas Pauer.“
„Und wie weit geht das?“
„Werden Sie nicht unverschämt!“
„Nur eine Frage.“
„Wir schätzen einander. Das ist in Zeiten wie diesen sehr viel. Deutlich mehr, als es in vielen Beziehungen gibt. Und falls Sie weiterfragen wollen: Ich bin sehr glücklich verheiratet.“
„Warum geben Sie sich eigentlich als Deutscher aus, wo Sie doch Österreicher sind?“
Er holt tief Luft und seufzt dann. „Hab ich nie getan. War einfach ein Missverständnis. Ich habe so lange in Berlin gelebt, und dann noch mein Job als Moderator: Ich habe keine einschlägige Sprachfärbung mehr, also dachte jeder, ich bin Deutscher. Und dabei haben wir es dann belassen.“
„Wir?“
„Das ist eine Spitzfindigkeit. Ich.“
„Sie leben die meiste Zeit mit Ihrer Frau und den Kindern bei Korneuburg.“
„Ist das ein Verbrechen? Korneuburg ist ein nettes Städtchen, außerdem bin ich ohnehin sehr viel unterwegs. Meine Schwiegermutter vergöttert die Kinder.“
„Sie lassen ihre Villa renovieren.“
„Wäre es besser, ich ließe sie verfallen? – Warum fragen Sie mich nichts über diesen … Abend?“
„Wollen Sie wirklich darüber reden? Geben Sie zu, dass Sie versucht haben, Nicole Moser …“
Er starrt mich wütend an. „Natürlich nicht, weil ich ihr nichts getan habe. Sie hat versucht, sich an mich ranzumachen. Haben Sie eine Ahnung, was ich seither auszuhalten habe? Alle sehen mich an wie ein Monster. Ich werde laufend einvernommen. Man lädt mich von vereinbarten Terminen aus. Ich musste unserem US-Verlagspartner eidesstattlich versichern, dass es keinerlei Übergriff gegeben hat. Falls ich doch verurteilt werde, muss ich eine Pönale in Millionenhöhe zahlen.“ Er starrt Richtung See. Zwei Frösche springen unbeeindruckt ins Wasser.
„Aber dem Buchverkauf scheint es gutzutun. Die Amerikaner lassen jetzt fünfhunderttausend Stück drucken. – Könnte es nicht auch mit Ihrem Buch und den Interviews zu tun haben, dass man Ihnen nicht glaubt? Von wegen ‚Saftstau ist Kraftstau‘ oder ‚Emanzen gehörten durchgefickt‘. Oder, dass Männer endlich wieder in die Offensive gehen müssen, wenn es um Sex geht, weil die Frauen bloß darauf warten.“
Er starrt mich an. War das jetzt zu viel? Ich sehe mich vorsichtig nach einer Fluchtmöglichkeit um. Am ehesten in den See. Ich bin eine gute Schwimmerin.
„Ich habe so etwas nie gesagt.“
Ich sehe ihn verblüfft über so viel Dreistigkeit an. „Haben Sie Ihr Buch nicht gelesen?“
„So etwas hab ich nie gesagt und würde es auch nie sagen! Und dazu, dass wir Männer uns nicht länger genieren sollen, Männer zu sein, stehe ich!“
„Und Feministinnen sehen Sie als Feindinnen dieser neuen Männerfreiheit.“
„Na so was“, höhnt er. „Da habe ich bloß geschrieben, was sich neunzig Prozent der Menschen denken, Frauen und Männer.“
„Weil das ja richtig sein muss. – Und der Journalist von ‚Mega‘ hat das Interview mit Ihnen frei erfunden?“
„Von ‚Mega‘?“
„Die haben das mit Saft und Sex und so geschrieben.“
„Ach ja. Die haben … überinterpretiert. Ich hab das nie so gesagt. – Wissen Sie, wie ich es satthabe, als Sexmonster dazustehen? Wer hält so etwas aus? Daran sieht man ja gerade, wie mit uns Männern umgegangen wird. Wir stehen ununterbrochen unter Generalverdacht, etwas verbrochen zu haben.“
„Bei Ihnen ist der Verdacht wohl ziemlich konkret. Und der Ermittlungsleiter ist übrigens ein Mann.“
„Ich bin reingelegt worden.“ Er sieht mich an. „Vielleicht habe ich bald mehr für Sie.“
„Was heißt: reingelegt worden? Von wem?“
„Ich kann darüber noch nicht reden. Nur so viel: Die ganze Sex-Geschichte … ich werde da einiges klarlegen.“
„Jetzt haben Sie die beste Gelegenheit dazu.“
Er schüttelt wild den Kopf. „So einfach ist das nicht, wie Sie denken!“ Er schlägt die Augen nieder, räuspert sich. „Ich … ich habe sicher auch manches falsch gemacht. Ich werde … – Es war übrigens sehr nett von Ihnen, dass Sie das mit meiner Exfrau gebracht haben. Die Einzige, die wenigstens gesagt hat, dass ich nicht so ein Klischee-Rammler bin.“
„Wissen Sie, was passiert ist? Die Boulevardpresse hat sich über Ihre Ex lustig gemacht und geschrieben, dass Sie bei der nicht besonders scharf auf Sex waren, sei kein Wunder. Und sie muss die Kundinnen aushalten, die ihr in der Apotheke neugierige und mitleidige
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