Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Blicke zuwerfen.“
„Das …“, er wird richtig leise. „Das ist eine Sauerei, das können Sie gerne schreiben. Meine Frau war sehr attraktiv, sie ist es noch. Wir haben eben … viel zu tun gehabt und hatten ein ganz durchschnittliches glückliches Sexleben.“
„Aber Sie haben sie für eine um zwanzig Jahre jüngere Frau verlassen.“
„Das hatte damit überhaupt nichts zu tun, wir haben so früh geheiratet, wir haben irgendwann nur mehr nebeneinanderher gelebt.“
„Und dann kam diese junge Frau, die Sie angehimmelt hat.“
Er lächelt. „Sie hat mich gar nicht angehimmelt am Anfang. Ich wollte eine Reise bei ihr buchen und sie hat gesagt, ich soll als Sportmoderator nicht so abscheuliche Hosen tragen. Außerdem erinnere sie meine Stimme an einen Frosch. Deswegen sei ich in der Wochenendwettershow viel authentischer.“
Ob ich will oder nicht, ich muss auch lachen. Jeder Mensch hat eben verschiedene Seiten. – Neuigkeit, Mira. Hitler hat seinen Schäferhund geliebt. Vielleicht sogar Eva Braun.
„Kann es sein, dass Farah Seifried mit der Sex-Masche zu tun hat? Was für eine Rolle hat sie an diesem Abend wirklich gespielt? Mir wollte sie in Wien einreden, dass Sie der supertolle Hecht schlechthin sind und dass Sie sich vor Frauen nicht retten können – oder wollen.“
„Lassen Sie Frau Seifried aus dem Spiel“, sagt er plötzlich wenig freundlich. „Ich müsste längst unter der Dusche sein. Und ich muss das Interview vor der Veröffentlichung sehen und autorisieren.“
„Sie oder Frau Seifried?“
Er stutzt. „Ich“, sagt er dann. „Schicken Sie es mir an die private E-Mail-Adresse, die Sie schon haben.“
Damit lässt er mich stehen und joggt davon.
„Wann haben Sie mehr für mich?“, schreie ich ihm nach.
Aber nur mehr ich und der stille See, der Weg und der Wald. Eine morgendliche Halluzination? Ich halte mein Telefon noch in der Hand. Und mein Knie schmerzt höllisch.
Nachdem ich geduscht, zum Desinfizieren eine halbe Flasche Teebaumöl über mein Knie geleert habe und rieche wie eine ausgefallene Sumpfpflanze, gehe ich langsam in Richtung Haupthaus. Auf der Terrasse haben sich drei Kamerateams postiert. Der hagere Italiener, er steht heute wieder hinter der Rezeption, zuckt bloß mit den Schultern. „Que sera, sera“, sagt er dann, grinst und beginnt, den alten Schlager zu singen: Was kommt, das kommt. Ein Orakel. Fragt sich nur, wofür. Jedenfalls scheint er den Trubel nicht so ernst zu nehmen.
Ich schaue, ob Pauer schon Interviews gibt, sehe aber nur eine der Frauen aus der Öffentlichkeitsabteilung hektisch telefonieren. Offenbar hat der Stopp bei mir seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Ich jedenfalls habe mein Interview. Oder vielleicht auch bloß den ersten Teil davon. Falls da wirklich noch was von ihm zu erwarten ist. – Was könnte das sein? Jedenfalls dürfte er mit seinem Sex-Image nicht sehr glücklich sein. Kein Wunder, nach der versuchten Vergewaltigung. Entlastet ihn nicht gerade.
Eigentlich habe ich vorgehabt, nach dem Interview gleich wieder heimzufliegen. Aber jetzt … Ich werde mir seinen heutigen Auftritt ansehen. Den kann ich jedenfalls für meine Reportage brauchen. Ist doch interessant, wie er hier wahrgenommen wird. – Oder gebe ich ihm damit schon wieder zu viel Bühne? Reicht dafür nicht das Interview? Das Interessanteste an unserem Gespräch war wohl, dass er sich offenbar tatsächlich verfolgt und missverstanden fühlt. Oder er ist ein ausgezeichneter Schauspieler. Und dass er nicht immer froh darüber sein dürfte, wie Farah Seifried ihn verkauft. Gewehrt hat er sich freilich auch nie dagegen. Was heißt, er werde bei der Sex-Sache einiges klarlegen? Geht es dabei um die versuchte Vergewaltigung? Oder auch ums Buch und die Interviews? Fast hat es so gewirkt, als hätte er von dem im „Mega“ gar nichts gewusst.
Ich nehme ein Brioche, setze mich in eine Ecke der Terrasse, weit entfernt vom Trubel, aber so, dass ich doch alles sehen kann, und lasse mir einen Cappuccino bringen.
Ich hole meinen Laptop aus der Tasche und übertrage, was mir Thomas Pauer erzählt hat. – Welchen Passagen wird er seine Zustimmung geben? Welchen nicht? Ich sollte jedenfalls keine Schere im Kopf haben, ich schreibe alles so, wie ich es gefragt habe. Und wie er es gesagt hat, das natürlich auch.
Gegen vier bin ich fertig. Ich habe den Text auf drei USB-Sticks gespeichert und einen in meine Handtasche und den anderen in meinen Koffer gegeben. Auf der
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