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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wir reden in einer Mischung aus Englisch und Italienisch über das Festival und Gavoi und die so unterschiedlichen Menschen, die hierherkommen, um zu lesen, über Gott, oder besser über die Gesellschaft, und die Welt zu diskutieren und zuzuhören.
    „Manchmal gehe ich nur so durch die Gassen und fotografiere. Einfach, was mir begegnet: Menschen, Hunde, Katzen.“ Sie lacht und deutet nach oben. Ein Turm aus Stein, ein schmales hohes Fenster. Ein Mann winkt.
    „Mein nächster Autor“, sagt sie.
    Was für ein Ort.
    Am Abend sitze ich vor einer kleinen Osteria und bin restlos zufrieden. Alles, was die sardische Küche kann, wird als Vorspeisenvariation auf kleinen Tellerchen serviert, von geschmolzenem Käse über Kutteln bis hin zu einem wunderbar würzigen Prosciutto. Und dazu, wie immer, Pane Carasau, dieses wunderbare hauchdünne, knusprige sardische Brot. Danach Pasta fresca, hat irgendwie so leicht geklungen, ich bin ohnehin schon ziemlich satt. Die Sauce besteht in erster Linie aus feinem Olivenöl, rohen vollreifen Paradeiserwürfeln, Basilikum und etwas Käse. Einfach und großartig. Überhaupt kein Problem, hier allein zu sitzen. Es gefällt mir in gewisser Weise sogar. Ich beobachte die Menschen an den anderen Tischen und die beiden flinken Kellnerinnen, die zumindest den Eindruck erwecken, als würden sie ihre Arbeit mit großer Freude machen. Auch sie tragen T-Shirts mit dem Festival-Logo: „L’Isola delle Storie“.
    Gerade als ich gezahlt habe, schlendert Frank Grohem mit einigen anderen die Straße herunter. Sie gingen jetzt zum Abschlussfest, ob ich nicht mitkommen wolle. Ich weiß nicht, ob ich wirklich dabei sein möchte oder lieber früh schlafen gehen sollte, immerhin muss ich morgen Vormittag Richtung Flughafen. Ewig schade.
    „Ach, keine Widerrede, Sie kommen mit“, dröhnt Grohem. Ich lache und lasse mich überreden.
    Das Fest im Giardino Comunale, der eigentlich weniger ein Garten als eine große mit Bäumen umstandene Wiese am unteren Ende des Städtchens ist, entpuppt sich als üppig-italienische Angelegenheit. Am Rand werden zehn halbe Ferkel gegrillt. Das Feuer in der Mitte, die Schweinehälften stehend aufgespießt, im offenbar gerade richtigen Abstand. In einem riesigen Topf über einer ebensolchen Gasflamme scheint Lammfleisch zu kochen. Auf der Bühne Musiker, die so etwas wie eine zeitgemäße Form sardischer Musik interpretieren. Irgendwo zwischen Jazz und Minimalistik, es hört sich interessant an. An einer langen Bar aus Heurigentischen gibt es Rotwein und Wasser und Bier.
    Ich hole Rotwein und kann wie alle anderen damit leben, dass der Becher aus Plastik ist. Der Inhalt passt. Die Musiker verabschieden sich. Applaus. Jetzt gibt’s alte italienische Schlager aus der Konserve. Ich bin begeistert. Ich fotografiere, rede mit einem Mann, offenbar einer der Stadtpolitiker, so genau verstehe ich das nicht, sein Englisch ist ungefähr so gut wie mein Italienisch, aber wir sind uns einig, dass der Abend wunderbar und das Festival in Gavoi einzigartig ist. Vom Duft, der von den Schweinen ausgeht, gar nicht zu reden.
    Helfer stellen eine Sitzgruppe auf die Bühne, bauen Mikrofone auf. Unter tosendem Applaus betritt ein kleiner Mann mit schwarzem Schnurrbart die Bühne. Dürfte sehr beliebt sein. Ein Schauspieler? Wirkt eher wie ein Comedy-Star. Er begrüßt alle und dann verliere ich natürlich den Faden, das Wort „Mirto“ kann ich allerdings immer wieder verstehen.
    „Unser Festivalpräsident. Selbst ein sehr bekannter Autor“, flüstert mir plötzlich jemand in hervorragendem Deutsch ins Ohr. Ich sehe überrascht zur Seite. Angelina.
    „Bis das Essen fertig ist, wird er einige Autoren auf die Bühne bitten, sagt er. Die haben die Chance, köstlichsten Mirto zu bekommen: dann, wenn sie die Schande ihres Lebens gestehen. – ‚Vergogna‘, das heißt Schande“, fügt Angelina hinzu, und: „Auf diesen Abend freuen sich alle. Es ist immer total lustig.“
    Ein Mann und eine Frau betreten die Bühne, heftiger Applaus auch für sie.
    „Die stellen mit ihm die Fragen: zwei Schauspieler. Sie hat jede Menge Witz und ist total schlagfertig. Er ist auch sehr okay.“
    Unter großem Gejohle wird der erste Autor auf die Bühne geleitet.
    „Sie haben das übrigens sehr gut gemacht mit Pauer“, lobe ich Angelina.
    „Du liebe Güte, ich soll ja bloß übersetzen. Egal, was jemand sagt. Auch wenn mir das nicht immer leichtfällt. Als er nach der Frage, was wirklich im Hotel passiert

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