Männerfrei: Roman (German Edition)
so, dass, wenn eine von uns mit ihrem Freund Streit hatte, immer der Mann der Schweinehund war.
» Es geht mir gut«, entgegnet sie. » Ich… Es wird alles wieder gut. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe und dass ich eben so bin und dass er mich akzeptieren muss, wie ich bin. Daraufhin hat er gelächelt und den Kopf geschüttelt, und wir sind im Bett gelandet…« Sie erklärt das in ihrem selbstbewussten Ton, bevor sie leiser hinzufügt: » Meinst du, das war gut?«
» Äh«, stammle ich. Das klingt alles andere als gut. » Nun, weißt du, es könnte nicht schaden, wenn du ihm das Gefühl vermittelst, er ist es wert, dass du dein Leben ein bisschen änderst…«
» Das tue ich doch. Es ist fast Mittag, und ich liege noch im Bett, statt zu arbeiten.«
» Du sollst heute auch nicht arbeiten«, kontere ich. » Es ist Sonntag. Du solltest lieber mit deinem Freund im Bett bleiben.«
» Hm…«, sagt sie. » Aber nächste Woche steht bei uns ein wichtiger Termin an, und ich habe noch so viel zu tun, obwohl…«
» Okay, wenn es so wichtig ist, wird er sicher dafür Verständnis haben…«, räume ich ein.
» Schon möglich«, entgegnet sie. » Wir werden das gleich am Frühstückstisch besprechen. Ich dachte immer, Männer führen nicht gerne Beziehungsgespräche. Aber Eugene und ich tun das verdammt oft… Egal. Ich hab dich lieb, Darling. Bist du okay?«
» Ja, alles super. Ich hab dich auch lieb«, entgegne ich. Schön, dass wir » Ich hab dich lieb« nach unserem nicht ganz feinen Schlagabtausch gestern sagen.
Die nächsten Stunden verstreichen in einem glücklichen, faulen Nebel. Draußen regnet es, und ich habe nicht das geringste Bedürfnis auszugehen. Also verbringe ich einen herrlichen Tag nur mit mir selbst. Ich glaube, das habe ich noch nie getan. In meinen früheren Zeiten als Single habe ich mich immer mit Freunden zum Brunch oder zu einem Nachmittagsdrink (gewöhnlich irgendwo, wo man viele Singlemänner traf) oder zu einem DVD-Nachmittag bei irgendjemandem zu Hause oder so getroffen.
Stattdessen räume ich mein Zimmer auf und lasse so oft die Waschmaschine laufen, dass ich auf dem Boden meines Wäschekorbs Klamotten entdecke, die dort seit meiner Trennung von Rick liegen, wie mir bewusst wird. Ich lese die Wochenendbeilagen der Zeitungen und die Vanity Fair in der Badewanne ungefähr eine Stunde, bis ich kein heißes Wasser mehr nachlaufen lassen kann. Ich öffne schließlich meine Kontoauszüge (Es ist so einfach! Und es gab keine bösen Überraschungen; mein Ergebnis im Kopf lag ziemlich dicht dran) und hefte meine Unterlagen zum ersten Mal ordentlich ab. Ich recherchiere die besten Sparanlagen, in die ich Geld investieren könnte (sieht so aus, als würde sich keine richtig lohnen). Ich lege meine beiden Ok-Go-CDs auf und spiele sie hintereinander ab, ganz laut, während ich mitsinge. Ich nasche Tunnock’s Tea Cakes im Bett, betrachte die Decke und denke, was für ein Glück, dass ich a) sehr schöne Füße habe und b) es bald warm genug ist, um morgens mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Ich schreibe einen Brief an mein rumänisches Patenkind (ein Mädchen, das ich monatelang für einen Jungen hielt, weil es einen Topfschnitt hatte) und lange, fröhliche E-Mails an zwei Freundinnen von der Uni, die jetzt in Hongkong und in Sydney leben. Ich rufe meine Eltern an und halte mit ihnen einen netten, langen Plausch (ohne den üblichen » Ich habe es dir ja gesagt«-Kommentar von meiner Mutter dank meiner stark zensierten Beschreibung von dem Vorfall mit Rick am Freitagabend). Ich lege mich auf den Boden und mache ein paar Yoga-Übungen, die ich noch von früher weiß, als ich versucht habe, eine Yoga-Anhängerin zu werden, und kläglich gescheitert bin. Ich schreibe meine Stichwortliste für meine Gehaltsverhandlungen und nehme mir vor, Kate später anzurufen, um zu hören, was sie dazu sagt. Ich lese die Kurzgeschichten durch, an denen ich in den letzten Wochen immer mal wieder geschrieben habe, und nehme ein paar Änderungen vor. Ich mag meine Geschichten, denke ich zufrieden. Danach schreibe ich eine über meine Füße. Die mag ich nämlich auch sehr.
Ich denke weder an die Arbeit noch an Jake oder Lukas oder Dates oder keine Dates, sondern nur an einfache Dinge, die mich glücklich machen. Als der Tag sich dem Ende neigt, bin ich bestens gelaunt und sehr zufrieden mit mir. Ein wirklich schönes Gefühl. Das Glücksgefühl nach einem erfolgreichen Kleiderbummel oder einem richtig guten
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