Männerfrei: Roman (German Edition)
ist scheiße. Abgesehen davon ist London die perfekte Stadt.«
Ich nicke. » Andererseits, als ich das erste Mal in New York war, hatte ich nur zwei Wodkas und habe prompt versucht, eine Polonaise durch die Gramercy Tavern anzuführen. Es hat also Vor- und Nachteile.«
» In manch einer Bar in Manhattan sind zwei Wodkas ungefähr vier bis fünf Liter«, bekräftigt Pete mit stolzem Grinsen.
» Ihr solltet Warnhinweise für ahnungslose Briten auf die Gläser drucken«, schlage ich vor.
» Los, stoßen wir mit einem Kurzen an!«, ruft Nick begeistert und bestellt eine Runde Tequila. Die Bar hat inzwischen ihren vollen Dreiundzwanzig-Uhr-Lärmpegel erreicht, und wir fünf verstehen uns sehr gut. Wir haben es mit drei typischen Amerikanern im Ausland zu tun: sehr selbstsicher und höflich, mit, wie bereits erwähnt, gerade ausreichend amerikanischem Charme und Haltung, um mit Komplimenten wie » Übrigens, Mädels, ihr seht toll aus, klasse Outfits« davonzukommen. Rob ist nicht so aufdringlich, wie ich nach dem ersten Abend befürchtet habe. Er ist sogar ziemlich süß. Vielleicht ist er doch kein Blödmann.
» Sorry übrigens wegen dieser einen Sache«, sagt er zu mir. Kate diskutiert gerade leidenschaftlich mit Pete und Nick über die weltweit kulturelle Bedeutung von California High School.
» Welche Sache?«, frage ich.
» Ich habe am ersten Abend ein bisschen überreagiert«, meint er, nimmt einen Schluck von seinem Bier und lässt den Blick über die Theke wandern. » Das war nicht meine Absicht… Ich habe ein Problem mit Abfuhren.« Ich denke, er macht einen Scherz.
» Wow, das ist ja lustig«, erwidere ich. » Und ich habe ein Problem mit Dates.« Er sieht mich an und lacht.
» Tja, Schätzchen, dafür gibt es inzwischen Medikamente«, erklärt er mir.
» Ja, ich glaube, eines heißt Rohypnol«, entgegne ich. Rob lacht laut und sieht zu seinen Kumpels.
» Jungs, habt ihr das gehört?« Alle drehen den Kopf nach uns, als Bloomie plötzlich auf der Bildfläche erscheint. Sie hat geheult, das sehe ich, aber sie sieht noch immer verdammt gut aus.
» Bloomingdale!«, rufe ich, während Kate ihr den Wodka gibt, den wir für sie bestellt haben.
» Danke«, sagt sie, sammelt sich kurz und mustert die Ami-Boys. » Äh, hallo. Ich bin Bloomie. Sorry, dass ich einfach so hereinplatze… Ich hatte gerade ziemlichen Zoff mit meinem Freund. Richtig schlimm.«
» Was?«, entrüstet sich Rob. » Was ist der Kerl, ein Arschloch?«
Bloomie muss lachen. » Nein! Ich meine, ja… Ich meine, nein. Er denkt, dass ich zu viel arbeite. Dass die Arbeit mir mehr bedeutet als er.« Sie muss betrunken sein, sonst würde sie nie Fremden ihr Herz ausschütten.
» Seid ihr verlobt?«, erkundigt sich Rob. Was ist denn das für eine Frage?
Bloomie nickt.
» Echt beschissene Situation«, meint Rob und nickt.
» Allerdings, nicht?«, entgegnet Bloomie. » Dabei sollte man annehmen, er würde Verständnis zeigen. Er hat gesagt, er will nicht länger die zweite Geige spielen.«
» Oh Mann. Dann hast du ihn wohl… stehen lassen?«, hakt Rob nach. Liegt es an mir, oder ist er ungeheuer einfühlsam? Ich kann nicht beurteilen, ob er tatsächlich mitfühlt, ob er sich nur einschmeicheln will oder ob er einfach so ist.
» Mhm.« Bloomie nimmt einen großen Schluck von ihrem Wodka. » Wir waren mitten im Dessert.«
» Ich bin mir sicher, das hat keiner mitbekommen«, sagt Kate tröstend.
» Alle haben es mitbekommen. Wir waren im Ziani’s.«
» Oh, toller Laden«, bemerkt Nick.
» Alter, das war jetzt überflüssig«, weist ihn Rob zurecht und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.
» Lasst uns rausgehen und eine rauchen«, schlage ich Kate und Bloomie vor.
Wir lassen die Jungs an der Theke zurück und gehen hinaus auf die Vorderveranda, wo wir uns neben den dösenden Hund des Türstehers setzen.
» Das renkt sich schon wieder ein… Er ist eben stur geblieben! Und ich bin auch stur geblieben«, überlegt Bloomie laut. Offenbar ist sie betrunken, weil sie sich wiederholt. » Was sagt das über die Zukunft unserer Beziehung aus…? Er muss doch zu mir halten! Ich habe einen Job! Was ist so schlimm daran?«
» Bitte, schreien Sie nicht so, sonst beschweren sich die Anwohner«, bittet uns der Türsteher. Klar, wenn man sich ein Haus direkt gegenüber einer Bar in Londons beliebtestem Ausgehviertel kauft, rechnet man nicht mit ein bisschen Lärm an einem Samstagabend.
» Er will eben mehr von dir haben… Das ist doch
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