Männerfrei: Roman (German Edition)
erzählen. Eine Bekannte von ihm hatte eine Schlange als Haustier. Irgendwann hörte diese auf zu fressen und versteifte sich immer stundenlang wie ein Holzstab. Also brachte die Frau die Schlange zum Tierarzt, und der meinte: » Nun, die Schlange macht sich steif, um sich mit Ihrer Länge zu messen, und sie frisst nicht mehr, weil sie einen großen Appetit ansammeln will. Es ist gut, dass Sie gekommen sind, denn sie hat bereits absichtlich ihren Kiefer ausgerenkt, was bedeutet, dass sie versucht hätte, Sie innerhalb der nächsten zwölf Stunden zu verschlingen.« (Bei diesem Satz kreischen immer alle auf.) Eddie schwört, dass diese Geschichte wahr ist. Ich überlasse Ihnen die Entscheidung.
Ich höre, wie draußen ein Wagen vorfährt.
» Ich muss mal… aufs stille Örtchen«, sage ich und flitze nach oben.
Während ich mir die Hände wasche, höre ich die Stimmen der Neuankömmlinge unten in der Diele. Mein Herz beginnt laut zu klopfen vor Angst/Aufregung, und ich spähe vorsichtig über das Treppengeländer, um zu sehen, ob er dabei ist. Nein, nur ein paar von Eddies Ingenieurfreunden, Neil und Harriet, die zusammen mit Fraser und Tory gekommen sind. Letztere sind offenbar wieder zusammen, was leichten Anlass zur Sorge gibt. Harriet gehört zu diesen von Konkurrenzdenken geprägten Frauen, die glauben, sich im Sport auszukennen, und versuchen, bei den Männern zu punkten, indem sie über nichts anderes als Cricket sprechen. Ich finde es sehr schwierig, mit ihr warm zu werden. Die meiste Zeit verbringt sie damit, Neil zu sagen, was er zu tun hat. Neil ist ein schmächtiger Kerl mit einer schlechten Frisur. Bisher konnten wir noch nichts Bemerkenswertes an ihm feststellen, da er nie etwas zur Unterhaltung beiträgt, aber Eddie scheint ihn gut leiden zu können … Wahrscheinlich ist Neil in Wirklichkeit saukomisch und geistreich und hält mich für eine blöde Tussi. Seine Beziehung mit Harriet ist am Ende, denke ich.
Oh Gott, die Warterei bringt mich um.
Ich gehe zurück ins Bad und zeige mit dem Finger auf mein Spiegelbild. Komm endlich runter, verdammt. Wahrscheinlich ist Jake kein guter Mensch, und du steigerst dich da in etwas hinein, was tödlich für dich ist. Du kannst dir selbst nicht trauen. Außerdem ist er ein gewitztes, geistreiches, charmantes Alphamännchen mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein, und du weißt, wie es enden würde: in Tränen, Elend, Enttäuschung. Aus diesem Grund hast du die Männerpause angefangen. Also tu dir den Blues rein (Den Blues?, denke ich, als ich die Treppe hinuntergehe. Oh Mann, ich bin ein seltsames Wesen.)
» Hallo, zusammen«, sage ich, als ich in die Küche zurückkehre.
» Hallo, Zuckermaus«, ruft Fraser. Ich beuge mich zu ihm herunter und gebe ihm ein Küsschen auf die Wange, bevor ich zu meinem Stuhl gehe, wobei ich zufällig sehe, dass Torys schmutziger kleiner Fuß in seinem Schoß spielt. Ich sehe zu ihr hinüber, und wir lächeln uns an. Du brauchst dringend eine Pediküre, denke ich. Und einen Maulkorb, füge ich stumm hinzu, während ich am anderen Ende des Tisches Platz nehme und Tory lautstark beginnt, von ihrem letzten Geburtstag zu erzählen. Ich höre nicht richtig zu– Bloomie und Kate machen sich als Mitbewohnerinnen übereinander lustig, was recht unterhaltsam ist–, bis Tory kräht:
» Und ich dachte, weißt du was, ich habe einen Geburtstagsfick verdient.« Der gesamte Tisch verstummt schlagartig. » Wirklich, den hat jede Frau verdient… Leider wusste ich damals noch nichts von Frasers Liebeskünsten, sonst hätte ich ihn natürlich sofort für die ganze Nacht gebucht, nicht?« Ich schaue zu Fraser, der einen roten Kopf vor Verlegenheit oder möglicherweise, was ich nicht hoffe, vor Freude hat. Tory plappert weiter: » Also habe ich die ganze Nacht damit verbracht, alle Männer anzurufen, mit denen ich jemals zu tun hatte, nicht? Aber die leben inzwischen alle in einer festen Beziehung und konnten mir nicht behilflich sein. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich bin wohl so eine Art Hochschule für Männer, die sich fest binden wollen…«
» Hochschule? Das ist das erste Mal, dass sie es so nennt«, raunt Bloomie mir zu.
» Was so nennt?«, fragt Kate genauso leise.
» Ihre Mumu«, murmelt Bloomie. Kate prustet los und sprüht Rotwein über den ganzen Tisch. Alle sehen zu uns.
» Sorry, sie verträgt keinen Alkohol«, erklärt Bloomie, und wir verziehen uns schnell an die Spüle, um Schwämme und Handtücher zu holen, während
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