Männerkrankheiten
Baristamanie, Espressowahnsinn , Kaffee-Hirn-Defekt .
Espressology hat sich in der medizinischen Fachwelt als Synonym für völlig übertriebene Kaffeekultur eingebürgert, die besonders Männer befällt. Die Nähe zum Namen einer großen amerikanischen Sekte kommt nicht von ungefähr: Denn die Zubereitung von Kaffee und Espresso mutet unter Männern nicht selten sektenartig an. In Internetforen wird stundenlang und leidenschaftlich über optimale Bohnensorten, Röstungen, Mahlgrade und Brühzeiten, Wassertemperatur und -druck, unverzichtbares Zubehör und die richtige Technik zum Pressen und Verteilen des Espressopulvers im Siebträger diskutiert. Hitzige Wortgefechte über die perfekte Crema, das Schaumhäubchen auf dem fertigen Espresso, gehören ebenfalls zum Symptomkatalog dazu. Der Kauf einer Espressomaschine hat bei Betroffenen an Bedeutung schon lange den Erwerb eines Autos übertrumpft. Der Besuch einer Nespresso-Boutique wirkt sich bei besonders empfänglichen Männern wie eine Gehirnwäsche aus, die ihnen nur ein Ziel lässt: Besitzer einer solchen raumschiffgleichen Maschine zu werden und fortan ein Heidengeld für die kleinen Espressopulver-Kapseln auszugeben. Einmal Espressology verfallen, ist die Wiedereingliederung in die normale Kaffeetrinkergesellschaft schwer. Geeignete Therapiemaßnahmen sind derzeit noch unbekannt.
Ess-Defekt, der
Der Ess-Defekt bei Männern tritt deutlich zu Tage bei der Nahrungsaufnahme, nur unter der kindlichen Prämisse: »Hauptsache, es schmeckt und macht keine Arbeit«. Die Folge: Der Mann mit Ess-Defekt isst ungeachtet aller gesundheitlichen Empfehlungen nur das, was er als lecker empfindet und schnell verfügbar ist. Fastfood und Fertiggerichte dominieren den Speiseplan. Die Liste der Inhaltsstoffe kann dabei so lang sein wie Schillers Glocke und siebzehn E-Nummern und fünfunddreißig unaussprechliche Zusatzstoffe enthalten – der Mann mit Ess-Defekt wird das einfach ignorieren. Auch ein maßloser Fleischkonsum bei gleichzeitiger Verweigerung der Aufnahme von Gemüse- oder Obstbeilagen ist weit verbreitet. Abhilfe schafft in manchen Fällen eine Partnerin, die Kochen zum Hobby hat und ihrem Mann Abend für Abend eine selbst zubereitete Mahlzeit aus frischen Zutaten vorsetzt. Siehe auch → Gemüseintoleranz .
Fassadenmachismo, der
Der Fassadenmacho mimt vor anderen den harten Kerl, flucht wie ein Bierkutscher, trinkt Schnaps und haut frauen verachtende Sprüche raus. Doch in seinen eigenen vier Wänden dreht sich sein Verhalten um 180 Grad. Er poliert die Duschkabine mit dem Fensterleder, summt Schmusesongs von Alicia Keys, flennt bei Grey’s Anatomy und hält Baileys für den besten aller Digestifs. Zugrunde liegt eine verunsicherte, gespaltene Persönlichkeit, hervorgerufen durch das nach wie vor geltende Klischee, männlich sein zu müssen sowie die damit zusammenhängende Angst davor, sich als Warmduscher zu outen.
Faulenzer-Motzeritis, die
Den Betroffenen der Faulenzer-Motzeritis erkennt man daran, dass er ständig jede Menge Vorschläge für das Beschleunigen oder Bessermachen von irgendwas auf Lager hat, aber niemals auf die Idee käme, selbst mit anzupacken. Er sitzt beispielsweise im Sessel und mosert herum, dass seine Partnerin das Kaminholz nicht exakt gleichmäßig aufstapelt. Oder er hängt vor dem Computer und motzt über den zu starken Kaffee, den seine Partnerin ihm gemacht hat. Oder er liegt noch im Bett, ist aber schon wach genug, seine Partnerin herumzukommandieren, die Kinder doch schneller anzuziehen und dabei um Himmels willen nicht so einen Lärm zu machen. Immer und überall hat er schlaue Sprüche auf Lager, aber jeglichem Mitanpacken geht er aus dem Weg.
Die einzige Therapieform ist die Arbeitsverweigerung von Seiten der oben erwähnten Partnerin. Denn vor die Wahl gestellt, mit dem Motzen aufzuhören oder es selbst zu machen, ziehen 74 Prozent der Männer es vor, sich fortan lieber insgeheim über die Unfähigkeit ihrer Partnerin aufzuregen.
Faulheit, die
Auch genannt Fauler-Sack-Syndrom oder Chronisches Eierschaukeln.
Dieses Krankheitsbild ist so simpel wie weit verbreitet und äußert sich in der Vermeidung jeglicher körperlicher Aktivität. Man könnte diesem Verhalten wohlklingende Namen geben: Ausruhen, Entspannen, Chillen, Abhängen – das Endprodukt ist dasselbe: ein fauler Sack. Vorbilder aus den Medien sind Homer Simpson und Jeff »The Dude« Lebowski.
Es gibt faule Säcke, die noch in der Lage sind,
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