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Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt

Titel: Männerlügen - warum Frauen immer die Wahrheit wissen wollen und Männer behaupten, dass es die gar nicht gibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den Museumsführer in die Hand und haut ab. Er erinnerte sich, dass Amelie auf ihrem
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geschrieben hatte, ihr Wunschpartner solle »wissen, wo’s langgeht«. Die checkt mich jetzt, dachte Rainer, okay. Verstanden. Er blickte sich kurz um und verschwand.
    Was soll das denn, fragte sich Amelie, die natürlich nicht auf die Toilette gegangen war, sondern Rainer aus einer Ecke des Saales beobachtet hatte. Kneift der jetzt? Hab ich’s überzogen? Sie wartete die angesagten fünf Minuten ab und machte sich schließlich, als er nicht mehr auftauchte, gegen den Besucherstrom auf den Weg zum Ausgang. Plötzlich stand Rainer lächelnd vor ihr, hielt zwei Audioguides mit Kopfhörern in den Händen, stülpte Amelie einen über und gab ihr den Katalog zurück.
    »Besser als der Audioguide kann ich’s auch nicht. Und solange wir noch nicht wissen, über was wir reden sollen …«
    »Cool.«
    Amelie schaltete das Gerät an und drehte sich um in Richtung Ischtar-Tor. Sie wollte das anerkennende Lächeln verbergen, das über ihr Gesicht huschte. Im Abstand von einigen Metern standen sie nun vor dem Tor und hörten den Erläuterungen aus den Kopfhörern zu. Immer wieder blickte Rainer zu Amelie hinüber, die vorgab, sich auf das Ischtar-Tor zu konzentrieren. Ich hab meinen Castingblick drauf, dachte er, ich darf sie nicht mit meinem Castingblick anstarren.Dann sah Amelie kurz zu ihm herüber, kramte in ihrer Handtasche nach einem Schreibgerät, kritzelte etwas auf die Rückseite des Katalogs und hielt es dann Rainer hin. Der las: Ist das dein Castingblick? Ab diesem Moment war er es nicht mehr. So blickt man eigentlich nur, wenn man Zeuge eines seltenen Naturschauspiels wird. Amelie bemerkte den plötzlichen Wandel. Beide nutzten die Besucherströme nun, um sich durch sie aufeinander zutreiben zu lassen. Dann standen sie sich gegenüber. Mit einer wundersamen Selbstverständlichkeit näherten sich ihre Lippen und sie küssten sich, ohne sich zu umarmen, und die Menschenmassen links und rechts schienen das nicht zu bemerken und die Welt um sie herum versank und es war nur noch der Audioguide zu hören: »… die an den Seitenwänden des Tores dargestellten Löwe, Stier und Drachen gelten als Symbole der Hauptgottheiten Babylons. So steht der schreitende Löwe, so wie Sie ihn an der linken Wand sehen können, für Ischtar, die Göttin der Liebe, Herrin des Himmels und Beschützerin der Armee, die Schlangen symbolisieren Marduk, den Gott der Fruchtbarkeit und des ewigen Lebens. Wenn Sie nun durch das Tor hindurch zur Prozessionsstraße kommen …«, doch sie hörten nicht mehr hin, sie hatten eigentlich überhaupt noch nie hingehört.
    Als sie später die Monbijoubrücke überquerten und durch den Park streiften, fielen ihnen die vielen Liebespaare auf, die ihnen dieses »Welcome to the Club«-Lächeln zulächelten, so als gehörten sie ab sofort zu diesem Geheimbund der unerkannt in der Menge sich bewegenden Liebenden. Doch beide empfanden das noch als verfrüht. Sie hatten ja gerade mal erst quasi ihre Clubanträge gestellt. Diese Magie, dass die eine ausspricht, was der andere denkt und umgekehrt, hielt beide noch in ihrem Bann. Jetzt bitte nicht auf Fastforward klicken, dachte Rainer. Entschleunigung!
    Amelie blieb stehen, als wollte sie etwas sagen, sah Rainer aber nur stumm an. Dann küsste sie ihn kurz und heftig auf den Mund, drehte sich ab und eilte davon.
    »Amelie!«
    Sie blickte zu ihm zurück. »Du weißt, warum. Du denkst wie ich.«
    Dann waren nur noch ihre rotblonden Haare in der Menge zu sehen. Minuten später, Rainer saß auf einer Bank am lärmvollen Kinderspielplatz, signalisierte sein Smartphone mit einem downgeloadeten Gämsenpfiff SMS-Empfang.
    »wollte keinen sex beim ersten treff. amelie.«
    »cool me2«
    »heisst?«
    »me too.«
    »live schweigst du, beim simsen kuerzelst du. kommunikationsprobleme?«
    »ok. switche zu normalosprech.«
    Vom Café an der Straße gegenüber konnte Amelie Rainer sehen, wie er da auf der Bank inmitten der Kinder und Jungväter saß und an seinem Handy herumfingerte. Er tippte, wie die meisten Männer, mit Zeige- und Mittelfinger, sie, wie die meisten Frauen, mit dem Daumen. Gute zwei Stunden simsten sie sich alles, was sie sich Aug’ in Auge vermutlich nicht zu sagen gewagt hätten. Dabei griff Rainer immer mal wieder auf SMS-Steno zurück und musste von Amelie korrigiert werden. Und jedes Mal pfiff die Gämse, weshalb sich einige neugierig gewordene Kinder um Rainer

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