Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
verbraucht mehr Energie, weil die Pump- und Heizenergie für das Wasser höher ist als der Stromverbrauch des Elektrorasierers. Die Rechnung sieht so aus:
Eine Rasur mit dem Elektrorasierer verbraucht etwa 0,4 bis 2 Wh (Wattstunden) oder anders gesagt, mit einer Kilowattstunde kann man sich zwischen 500 und 2500 mal rasieren. Die Angabe stammt von einem Energieerzeuger und stimmt überschlägig, wenn man einfach einmal vom eingebauten Akku ausgehend hochrechnet: 6Volt * 1000 mA = 6 Watt; 5 Minuten Rasur sind 5/60 Stunden und führen zu 5/60*6 = 0,5 Wh = 1800 Ws pro Rasur.
Um einen Liter Wasser 1 Meter hochzupumpen, benötigt man 1 kg * 9,81 m/s 2 * 1 m » 10 [kg*m 2 /s 2 = Nm = Ws], also etwa 10 Wattsekunden. Bei mir liegt das Pumpwerk zwar fast exakt auf Badezimmerhöhe, aber das Wasser muss erst in den 45 Meter höher liegenden Hochbehälter gepumpt werden, damit das Wasserwerk immer den gleichen Wasserdruck garantieren kann. Bei dieser Höhendifferenz (die ich selbstverständlich mit einem barometrischem Höhenmesser selbst nachgemessen habe) kann ich also 1800/(10*45) = 4 Liter Wasser verbrauchen, bis dieselbe Energie verbraucht ist wie beim Elektrorasierer. Bei sehr sparsamem Rasieren geht das, aber es ist knapp, und wenn man sich unter der Dusche rasiert, wie in Amerika üblich, dann stimmt die Trivial-Pusuit-Antwort auf jeden Fall, wogegen sie bei einem sparsamen europäischen Anwender nur gerade eben so stimmt.
Diese Energiekosten kann man getrost vernachlässigen, aber interessant ist die Umweltbilanz schon, denn das Wasser und die Energie fürs Erwärmen verbraucht die Nassrasur ja auch noch. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Produktion eines Elektrorasierers mehr Energie benötigt als die Produktion eines Griffs für die Klingen, dafür ist der Energie- und Materialverbrauch für die Produktion der Klingen auch noch da. Alles zusammengenommen hat das elektrische Rasieren tatsächlich die Nase vorn. Besser sieht es für die Nassrasur erst aus, seit die Elektrorasierer eingebaute Akkus haben, weil diese nur maximal vier Jahre halten und ziemlich umweltschädliche Schwermetalle enthalten.
Aber weil die absoluten Werte im Vergleich zu anderen Vergnügungen eher klein sind, lass dir über die Umweltbilanz mal keine grauen Barthaare wachsen.
Zeiten
Durch ausgiebige Recherche und Introspektion habe ich folgende Werte ermittelt, die der Wahrheit ziemlich nahe kommen dürften:
Elektrisches Rasieren
1 – 5 Minuten
Rasieren mit Systemrasierer
3 – 10 Minuten
Rasieren mit Klingenrasierer (Rasierhobel)
4 – 20 Minuten
Rasieren mit Rasiermesser
10 – 40 Minuten [17]
Rasieren mit Elektrohobel aus dem Baumarkt
10 Sekunden [18]
Die längeren Zeiten beim Klingenrasierer stammen allerdings zum großen Teil daher, dass diese Männer das Rasieren genießen – also das, wovon der größte Teil dieses Buches handelt. Aber länger dauert es trotzdem.
Kosten
Will man wissen, wie teuer die verschiedenen Rasiermethoden wirklich sind, dann muss man die über die Zeit verteilten Zahlungen auf die einzelnen Jahre umlegen, und das mit einem "dynamischen Verfahren", das die Zinseszinsrechnung berücksichtigt. Ich habe das einmal für verschiedene Rasurmethoden gemacht, unter der Annahme konstanter Preise (Angaben bei der Nassrasur ohne den Schaum, der folgt in eigenen Zeilen unten; die Typenbezeichnungen der Elektrorasierer ändern sich im Laufe der Jahre, aber die Preise für die Modelle bleiben etwa konstant):
Rasiermethode
Kosten pro Jahr
in Euro
Philips, einfaches Modell ohne Akku (HQ 7200)
6
Panasonic Wet&Dry, Topmodell (ES8163)
39
Braun Topmodell Pulsonic
61
Merkur 25c mit Derby Klinge
27
Merkur Futur mit Merkur Klinge
55
Gillette Fusion
101
Nivea-Schaum mit Cerrus-Pinsel
8
Dosenschaum oder Gel
16
Clarins Rasieröl und Taylor's Rasierschaum mit Plisson-Pinsel
132
Das ernüchternde Ergebnis: Nassrasur ist fast immer teurer als Elektrorasur, selbst wenn man ausschließlich die billigste Variante ohne jeden Luxus verwendet. Die Luxus-Variante kostet in einem Jahr so viel wie einer der teuersten Elektrorasierer insgesamt kostet. Den Philips einholen zu wollen ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil er ohne Akku und mit seinen rotierenden Köpfen praktisch verschleißfrei arbeitet und daher eine Nutzungsdauer von 10 Jahren hat (viele alte Modelle wurden 20 Jahre alt). Allerdings sind 230 Nassrasur-Euro im Jahr gerade einmal 64 Cent am Tag
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