Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Jahrzehnt harter Arbeit aus dem Geistesblitz eine marktfähige Erfindung machte. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb der Markt für Rasierer so stark monopolisiert ist. Auf diesem Planeten allein ist der Markt gemessen an derartigen Vorabkosten so klein, dass nur Platz für einen oder maximal zwei wesentliche Hersteller ist. Es ist ein "natürliches Monopol". Selbst wenn die Patente abgelaufen sind, gibt es weltweit vergleichsweise wenig Hersteller, die die geforderte Qualität liefern können, wie man bei den klassischen Klingen sehen kann.
Zurück zum Mach3. Neben der weiteren Klinge unterscheidet er sich auch durch die Verbindung von Griff und Klingenkopf von den klassischen Rasierern. Der Kopf wird nicht mehr direkt durch den Griff gesteuert, sondern hängt sozusagen im Schlepptau daran, um den Gesichtskonturen ohne Zutun des Benutzers zu folgen. Diese eigenartige Kopfkonstruktion hat zwei wesentliche Vorteile. Erstens liegen die Lamellen fast vollständig offen und lassen sich dadurch sehr viel besser reinigen als beim Sensor, dessen Schwingaufhängung chronisch den Wasserdurchfluss behindert. Zweitens verhindert die Mach3-Aufhängung zu gewissem Grad das zu feste Andrücken, das fast alle Männer gern vornehmen. Diese Vorteile kommen leider um den Nachteil der viel schlechteren Führbarkeit der Klinge, was ein echter Nachteil für diejenigen ist, die bereits in die Feinheiten der Rasur eingestiegen sind.
Das hat Gillette auch erkannt und hat einige Jahre später für diese Anwender den Sensor 3 entwickelt, einen Dreiklingenkopf, der an den Griff der alten Sensor-Doppelklingen passt. Man hat mit diesem Kopf ein Dreiklingensystem wie dem Mach3 zur Verfügung, das aber so präzise geführt werden kann wie bei den alten Systemen.
2002 wurde der Mach3 zum Turbo aufgebohrt. Der unterscheidet sich vom normalen Mach3 hauptsächlich durch Klingen mit anderer Vergütung sowie durch verstärkte Schmierung mittels eines Gleitstreifens (je nach Modell und Werbung heißen diese ansonsten gern Lubrastrip, Aloe-Strip usw.). Diese Streifen haben zwei Hauptfunktionen: Die erste: Viele Anwender ziehen mehrfach über dieselbe Stelle ohne nachzuschäumen. Da beim zweiten Mal der Schaum fehlt, soll der Streifen die Gleitfähigkeit wiederherstellen. Um das zu erreichen, ist der Streifen auch oberhalb der Klingen (also in Zugrichtung hinten), was auf den ersten Blick etwas seltsam erscheint. Aber die Idee ist eben, dass er dort, wo der Schaum schon abgewischt wurde, einen neuen Gleitfilm aufträgt, der zugleich beruhigend (= hautbetäubend) wirken soll. Die zweite Funktion ist für die Hersteller wahrscheinlich die noch wichtigere: Der Streifen entfärbt sich während der Rasuren, was den Abnutzungsgrad der Klinge deutlich sichtbar macht. Das führt dazu, dass auch Rasurmuffel optisch genötigt werden, die Klinge zu wechseln. Ein genialer Verkaufstrick, den man auch bei den Köpfen elektrischer Zahnbürsten findet, und dessen wahre Genialität darin besteht, dieses Feature auch noch als Vorteil für die Kunden anzupreisen. Daher ist der Name "Indicator" Lubrastrip auch ein eingetragenes Markenzeichen von Gillette.
2004 kam der absolute Clou in Form des M3Power , in dessen Griff man eine Batterie vom Typ AAA einlegen und dann brummend über die Bartstoppeln hoppeln kann (sorry – natürlich sendet man damit beruhigende Mikroimpulse aus). Offiziell soll das die Barthaare aufrichten (Schüttelfrost?), vermutlich richtet es sich aber an die Umsteiger von Elektrorasierern, die ansonsten die morgendliche Stille zu sehr bemerken und sich daher unwohl fühlen könnten. Interessanterweise konnte Wilkinson bei diesem Feature sofort nachziehen, weil es nicht patentiert war. Und zwar deshalb nicht, weil es das Ganze schon 1932 gegeben hatte, nämlich beispielsweise von Siemens unter dem schönen Namen Sirama ( Siemens-Rasier-Maschine ). Nur die Batterie war damals größer und war über ein Kabel mit der Rasiermaschine verbunden (an den Haushaltsstrom wollte Siemens das Gerät nicht anschließen, damit niemand einen Schlag bekommt).
Die Hauptfunktion des Brummens könnte auch das Übertönen des seltsamen Rasiergeräusches sein. Das hätte man allerdings einfacher mit einem in den Griff integrierten MP3-Player erreichen können, in den man wahlweise Presslufthammer oder Heavy Metal einspeichern kann. Unbestätigten Gerüchten zufolge gibt es von Apple sogar bald das iShave, ein Rasiersystem im
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