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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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Multiklingen-Köpfen, die danach entwickelt wurden (und denen wir uns gleich zuwenden werden). Die Klingenköpfe sind ab dem Contour zwar beweglich am Griff befestigt, aber man führt den Kopf direkt, und die Schnittgefahr ist ernsthaft gegeben. Heutzutage sind dies die Systeme, mit dem man sich am besten schneiden kann, wenn man einmal von den Rasierhobeln absieht (die ich allerdings später noch so lobpreisen werde, dass du auf jeden Fall die Hohe Kunst ihrer Bedienung wirst erlernen wollen – aber alles zu seiner Zeit).
     
    Es ist immer wieder verblüffend, um wieviel besser die Systeme mit flexibel gelagerten Klingen gegenüber den festen Klingen sind. Während bei den starren Klingen ganz leicht kleine Bluttröpfchen entstehen, ist das beim Gillette Sensor und beim Wilkinson 3D Diamond selbst bei gründlichster Rasur völlig vermeidbar. Die beiden Systeme sind etwa gleich gründlich, 3D Diamond wirkt – ganz Wilkinson-untypisch – etwas sanfter, dafür werden die Klingen etwas schneller stumpf.
     
    Die Schutzdrähte   des Wilkinson scheinen tatsächlich bei massiver Fehlanwendung vor großen Schnitten zu schützen, nicht aber vor den kleinen Bluttröpfchen ("Cuts"). Die seitliche Bewegbarkeit des Wilkinson-Kopfes ist dagegen weitgehend ohne praktische Bedeutung.
     
    Der Gillette Sensor war damals die Antwort auf die Verbreitung der einfachen Einweg-Plastik-Rasierer, die insbesondere auf die französische Firma Bic   zurückgehen, und wir können alle froh sein, dass Gillette diesen Schritt gewagt hat, obwohl es damals ein großes finanzielles Risiko war und eine riskante Richtungsentscheidung bedeutet hat: Qualitätswettbewerb   oder Preiswettbewerb. Heute können wir selbst entscheiden, wieviel uns die Mehrqualität wert ist; ohne das Wagnis Sensor hätte es die hohe Qualität möglicherweise nie gegeben.
     
    Mir scheint, dass die Doppelklingensysteme heutzutage die Wahl für die älteren Herren sind, die vom Elektrorasierer wieder zur Nassrasur zurückgefunden haben und die die Technik der Nassrasur noch aus ihrer Jugend gut beherrschen, sich aber dennoch nicht mehr auf den klassischen Klingenrasierer einlassen wollen.
     
    Eine sehr angenehme Eigenschaft   dieser Systeme ist der Preis: ein GII- oder Contour-Kopf kostet etwa 80 Cent, ein Sensor-Kopf kostet etwa einen Euro, der Sensor 3 (mehr dazu beim Mach3) etwa 1,50 Euro. Einige Drogerieketten haben ihre eigenen Ausführungen der Zweiklingenköpfe, die sogar noch etwas billiger sind (sie können übrigens in Ordnung sein, neigen aber zu stärkeren Qualitätsschwankungen als die Originale).
     
    Diese Preise kommen schon in den Bereich normaler Einfach-Rasierklingen, wenn man die längere Standzeit einbezieht. Daher würden die Hersteller gern die Basis der Zweiklingen-Nutzer reduzieren, um ihnen die teureren Mehrklingenköpfe verkaufen zu können – deshalb bekommt man die Griffe für den GII und den Contour nur noch so schwer. Aber offenbar bleiben die treuen Anhänger lange bestehen, denn die Verkaufszahlen sind immer noch hoch. (Kleine Anekdote am Rande: Aufgrund dieser Erfahrungen mit dem sehr trägen Wechsel des Bestands hat die Firma Agfa   den Zeitpunkt für das Ablösen des Filmgeschäfts durch digitale Fototechnik um ein Jahrzehnt zu weit nach hinten geschätzt. Agfa hat das Jahrzehnt nicht überlebt.)
     
Gillette Mach3   und Wilkinson Quattro  
     
Trotzdem ist natürlich nicht zu unterschätzen, was es heißt, in den Griff eines kleinen Rasierapparats einen Elektromotor einzubauen. (Das Neue Universum – Ein Jahrbuch für Haus und Familie, besonders für die reifere Jugend, 1934)
     
    Gillette gibt gern den Ton an und musste sich deshalb auch nach dem Sensor wieder etwas Neues einfallen lassen. Zu diesem Zweck präsentierten sie im Jahr 1998 der staunenden Menschheit den Mach3 mit einer dritten und wieder einmal patentierten Klinge. Das klingt nicht gerade wie eine komplizierte Neuerung gegenüber den Doppelklingen, aber die Entwicklung   dieses Rasierkopfes hat sage und schreibe 750.000.000 Dollar gekostet. [5] Richtig gelesen: eine Dreiviertel Milliarde.
     
    Man vergisst einfach immer wieder, dass Rasierklingen nicht so leicht zu entwickeln und zu produzieren sind wie sie aussehen. In der Tat wäre der Erfinder der Rasierklinge, King C. Gillette, schon mit seiner ersten Idee der wegwerfbaren Rasierklinge gescheitert, wenn er nicht einen verdammt guten Ingenieur gefunden hätte (nämlich William Nickerson), der in fast einem

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