Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Contour. Bei diesen frühen Systemen passen die Gillette-Köpfe auch auf die Wilkinson-Griffe und umgekehrt. Der Gillette-GII-Kopf wird noch von der Seite her auf den Rasierer geschoben, beim Contour gibt es schon einen Schnappverbinder. Die Wilkinson Contact-Köpfe passen auf beide Grifftypen.
Man kann die Klingenköpfe für all diese Systeme bis heute flächendeckend kaufen (übrigens auch von Drogerie-Marken, denn der Patentschutz ist schon lange abgelaufen), sodass man leicht eine kleine Zeitreise unternehmen kann. Vorausgesetzt, man beschafft sich einen Griff über Ebay, denn die gibt es nicht mehr in Drogerien. Zur Qualität der Rasur kommen wir gleich, aber sehen wir uns zunächst noch die Rasiertechnik der Neunziger an.
Verfeinerte Doppelklingen: Gillette Sensor und Wilkinson Protector 3D
Fast zwanzig Jahre lang war die einfache Doppelklinge die State-of-the-Art-Rasur, bis Gillette Ende 1989 eine weitere Neuerung herausbrachte: Den Gillette Sensor, bei dem die Klingen einzeln im Kopf beweglich aufgehängt sind und durch Federspannung nach vorn gedrückt werden. Dadurch sollen sie sich trotz der räumlichen Ausdehnung des Klingenkopfes besser den Gesichtskonturen anpassen und die Schnittgefahr verringern.
Das scheint keine große Neuerung zu sein, aber in diesem System und seinem Produktionsverfahren stecken nicht weniger als zweiundzwanzig Patente, und das schließlich eingesetzte Verfahren ist eine von siebengrundsätzlich verschiedenen Möglichkeiten, die die Gillette-Entwickler erwogen hatten, um die Idee der einzeln gelagerten Klingen umzusetzen. Eines der Probleme war zum Beispiel, im Abstand von 0,011 Sekunden fünfzehn Schweißpunkte pro Rasierkopf zu setzen, um die Klingen an ihren Halterungen anzuschweißen, ohne durch die Hitze die Struktur des gehärteten Stahls zu ändern. Dafür wurde eigens eine damals völlig neuartige Laserschweißtechik entwickelt, mit der täglich 10 Millionen Klingen mit im Mikrometerbereich gleichbleibender Genauigkeit hergestellt werden konnten. Die beiden Fertigungsstraßen dafür entstanden in South Boston und Berlin, wo Gillette auch heute noch fertigt.
Es gibt den Sensor heute in einer geradezu inflationären Zahl verschiedener Untervarianten. Wenn an dem Namen ein Excel hängt, dann hat hat das nichts mit dem allseits bekannten Tabellenkalkulationsprogramm zu tun, sondern dann hat der Rasiekopf noch einen Gummistreifen, der ihn komfortabler machen soll. Er wirkt in erster Linie gegen zu festes Andrücken. Weiterhin gibt es den Sensor mit drei Klingen (Sensor 3) und als Damenversion (Sensor Venus for Women). Alle Sensor-Griffe und –Köpfe sind übrigens vollständig untereinander austauschbar.
Dem Gillette Sensor entspricht etwa der Wilkinson Protector 3D Diamond . Dessen Kopf ist in zwei unabhängigen Richtungen beweglich, zusammen mit den schwingend gelagerten Klingen werden es dann sozusagen drei Richtungen, die dem System den Namen 3D geben. Der zweite Namensbestandteil Diamond stammt tatsächlich daher, dass die Schneide mit einer hauchdünnen Diamantschicht veredelt wird. Diese Schicht hat die Aufgabe, sowohl die Haltbarkeit der Schneide zu erhöhen als auch die Gleiteigenschaften verbessern.
Als weiteres Konstruktionsmerkmal befinden sich feine Drähtchen über den Schneiden, die verhindert sollen, dass statt der Barthaare die Haut geschnitten wird.
Rasurqualität der Doppelklingen-Systeme
Unvollkommenheiten der Maschine, die [dem Testpiloten] selbst vielleicht keine Schwierigkeiten bereiten und [ihm] darum kaum auffallen, können für einen Anfänger lebensgefährlich werden. (Charles Gauthier 1971: Testpiloten sind ganz anders.)
Ich habe für dieses Buch in akribischer Kleinarbeit (und zum Schrecken meiner Mitbewohner) noch einmal alle Systeme miteinander verglichen. Einige Beobachtungen:
Die ersten Doppelklingen-Rasierer Gillette GII und Wilkinson Duplo II sind etwa auf der Qualitätsstufe der besseren heutigen Zweiklingen-Einwegrasierer. Das Rasiergefühl ist ähnlich, weil die Griffe so leicht sind wie die Vollplastik-Griffe der Einwegrasierer. Aber bereits ab dem Contour sind die Systeme besser: Weniger Blut, gründlicher und deutlich angenehmeres Gefühl im Gebrauch. Vermutlich geht der Hauptunterschied zu den Einwegrasierern vom Griff aus.
Man muss bei den Zweiklingen-Systemen deutlich mehr über Rasiertechnik wissen als bei den für völlig Unbedarfte konstruierten
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