Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
herumraspeln. Leser dieses Buches werden die Gleitstreifen daher ziemlich sicher nicht brauchen.
Eine Klinge des Mach3 hält bei mir etwa zwei Wochen, eine Quattro-Klinge hält etwa zehn Tage (jeweils bei täglicher Rasur). Ich scheine einen echten Durchschnittsbart zu haben, denn das sind ziemlich exakt die Werte, die bei der Stiftung Warentest auch herauskamen. Seltsamerweise berichten auch Tester mit dickem "südländischem" Bart bei guter Rasurvorbereitung oft nicht sehr abweichende Nutzungsdauern.
Der Quattro Titanium hält bei mir etwas länger als der normale Quattro, er wirkt aber bissiger als der Mach3 und der Hydro3, was man wahlweise als männlicher oder als hautfeindlicher klassifizieren kann. Das ist nicht nur mein Eindruck, sondern auch der von sieben Männern, die die beiden Systeme für Mens' Health getestet haben (damals noch ohne Hydro3).
Alles zusammengenommen sprechen die Rasierer deutlich unterschiedliche Zielgruppen an: der Mach3 die Sanften, der Quattro die Rauhen, der Hydro die Schaummuffel. Mir gefällt der Quattro an den meisten Tagen etwas besser als der Mach3, weil sich der Kopf präziser führen lässt und er etwas herber wirkt – aber das mag eine Mindermeinung sein. Dennoch hat Gillette offenbar für genau diese Nutzer relativ spät noch den Sensor 3 eingeführt: Er passt an die alten silbernen Sensor-Griffe, ist präzise führbar und nordisch herb, wo der Mach3 nur gefällig ist. Für meinen Geschmack ist der Sensor 3 ganz unauffällig eines der besten Rasier-Systeme geworden.
Der Wilkinson Xtreme3 kann überhaupt nicht mit den anderen bisher besprochenen Modellen mithalten: Er hat einen fädenziehenden Gleitstreifen und ist insgesamt so leicht gebaut, dass man ihn fast mit einem Einwegrasierer verwechseln könnte (in der Tat gibt es ihn auch als Einwegversion). Eine gründliche Rasur ist mit ihm ungleich schwieriger zu erzielen als zum Beispiel mit dem 3D Diamond aus demselben Haus, vermutlich, weil er so leicht ist. Es ist der einzige Fall, in dem das Wilkinson-Pendant deutlich schlechter ist als das entsprechende Modell von Gillette, daher sehe ich den Quattro und den Hydro3 als das Konkurrenzprodukt zum Mach3 an.
Auffällig bei der Benutzung der Dreiklingenrasierer ist für einen Rasierhobelnutzer, dass man stärker andrücken muss (das gilt weniger für den Wilkinson Quattro und den Sensor 3, die sich traditioneller verhalten). Bekanntlich sind die Köpfe so konstruiert, dass sie auch bei stärkerem Andruck gut funktionieren, weil man den Männern das Andrücken nicht hat abgewöhnen können, und daher brauchen die Rasierer diesen Andruck jetzt auch. Aber bitte Vorsicht: Dies ist eine relative Angabe. Ich bin überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Nutzer immer noch zu fest aufdrückt.
Die Rasur ist mit den Multiklingen-Systemen in jedem Fall sehr sanft und gründlich. Allerdings führt die große Auflagefläche der vielen Klingen dazu, dass man den Kopf nicht so leicht über enge Stelle manövrieren kann und dass man an Problemzonen (wie Pickeln) nicht so gut erkennen kann, wie nah die Klinge schon gekommen ist. Dafür kann man mit dem Mach3 oder dem Quattro kleine Pickel und Muttermale in Bartwuchsrichtung sogar überfahren, ohne dass sie zu bluten beginnen (mit den anderen Systemen und gegen den Strich kann ich das allerdings nicht empfehlen). An kantigen Stellen wie dem Kinn sind Mach3, Sensor 3, Quattro und Hydro3 auf jeden Fall toll, weil man dort praktisch ohne Vorkenntnisse Ergebnisse erzielt, für die man beim Hobel richtig lange üben muss.
Gillette Fusion und Multiklingen-Theorie
Zwei Jahre lang durfte Wilkinson glauben, den Kampf des Größer-weiter-schneller gewonnen zu haben, denn Gillette verkündete, die reine Anzahl der Klingen sei keineswegs ein Indikator für die Qualität der Rasur.
Aber im Januar 2006 kam das, was Viele vorher für schiere Parodie gehalten hatten: der Gillette-Kopf mit fünf Klingen unter dem Namen Fusion. Um ihn zu realisieren, liegen die Klingen ca. 30% näher beisammen und haben einen steileren Winkel zum Bart. Der Markt musste wieder einmal lernen, dass Gillette mit seinen Sprüchen die Konkurrenz nur in Sicherheit wiegen wollte und in Wahrheit fieberhaft die Mehr-ist-besser-Philosophie verfeinert hat. In der Tat hatten sie sogar zuvor an einem Vierklingen-System entwickelt, waren aber von Wilkinson überholt worden – daher auch die ungewöhnlich gereizte Reaktion auf
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