Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Zahnkammrasierers: Beide Modelle haben einen unverstellbaren Seifenspalt, der einen recht eng definierten Anstellwinkel vorgibt. Er wird von Vielen als genau richtig empfunden und gilt zu Recht als sehr sanft. Allerdings muss man sehr genau den richtigen Anstellwinkel der Klinge treffen, weil sich sonst gar nichts tut. Aber auch das empfinden Einige als Vorteil, weil man dadurch gleich von Anfang an lernt, den Hobel präzise zu führen.
Den gleichen Kopf gibt es auch auf dem Merkur- Reiserasierer , der folglich sehr ähnliche Rasur-Eigenschaften hat, bei dem sich aber der Griff vom Kopf abschrauben und nochmals in zwei Teile zerlegen lässt. Natürlich ist ein Reiserasierer, den man auf Streichholzschachtelgröße zerlegen kann, nicht wirklich nötig, weil man auch für den 23c und 34c ein Lederetui bekommt, in dem man ihn mit eingelegter Klinge problemlos transportieren kann. Aber bekanntlich geht beim Rasieren nicht alles mit Vernunft zu, und so hat der an die Zeit des Mitfliegens in Postflugzeugen erinnernde Reisehobel in seinem charmanten Lederetui einen nicht zu unterschätzenden Kultfaktor. Besonders auch bei der Hütten- oder Fahrradtour in den Alpen.
Im Resultat ist diese Kopfform in der Tat bestens geeignet, sehr sanft und gründlich zu rasieren, ohne besondere Höhen und Tiefen. Es sind sozusagen die Familienkutschen unter den Rasierhobeln: ausgewogen, vernünftig und langsam. Sportwagenfahrer werden allerdings vermutlich etwas frustriert.
Urteil: Testsieger Sanftheit.
Seagull Butterfly -Hobel
Das Butterfly-Prinzip war im Jahr 1955 eine Novität von Gillette, mit der verhindert wurde, dass man seinen Rasierapparat bei jedem Klingenwechsel und zur Reinigung vollständig zerlegen musste. Statt dessen öffnen sich beim Drehen des Griffs zwei Türchen oben am Kopf und geben den Weg zum Einlegen der Klinge frei. Dadurch lässt sich die Klinge viel einfacher wechseln als mit jedem anderen Prinzip.
Ich halte das Butterfly-Prinzip für ideal auf Reisen, denn unterwegs muss man die Klingen nicht nur öfter, sondern auch unter erschwerten Bedingungen wechseln. Der Nachteil dieser Bauart ist, dass man die Rasierer etwas schwerer gründlich reinigen kann.
Von Merkur gibt es lediglich den sehr klobigen Vision. Der sicherlich am weitesten entwickelte Butterfly war der Gillette Adjustable (zu beiden folgt gleich noch eine genauere Beschreibung). Darüber hinaus gibt es mehrere No-Name-Butterflys oder auch welche von unbekannten Marken wie dem chinesischen Seagull, die als lange und leichte Rasierer ausgeführt sind.
Ein Vorteil der Seagulls ist, dass es sie auch in verschiedenen Designs gibt, also nicht nur im klassischen silbernen Chrom, sondern auch mit schwarzem Griff oder mit anderer Griffform. Der Seifenspalt ist in der Regel nicht verstellbar, hat aber normalerweise eine ganz passable Größe, ähnlich dem Merkur 34c. Wenn man diese Rasierer benutzt, dann wird allerdings ziemlich schnell klar, weshalb Merkur Marktführer ist. Denn sie klingen so blechern wie das Türgeräusch einer Ente von Citroen, neigen zum Hüpfen wie besagte Ente mit defekten Stoßdämpfern und lassen sich viel schwerer führen als ein Merkur 23c. Ich finde es unvergleichlich schwieriger, mit den einfachen Butterflys eine gründliche Rasur zu erreichen.
Urteil: 2CV-Hobel.
Verstellbare Hobel: Merkur Progress 500 und Gillette Adjustable
Dies sind Rasierhobel mit verstellbarem Seifenspalt und klassischem Design. Der Merkur Progress besteht aus drei Teilen, die man auseinanderschrauben muss, um die Klinge zu wechseln, wogegen der einstmals extrem weit verbreitete Gillette Adjustable nach dem Butterfly-Prinzip arbeitete – er wird leider schon lange nicht mehr produziert.
Bei beiden kann man den Seifenspalt so weit zudrehen, dass sie mit Sicherheit zu den sanftesten Rasierern aller Zeiten werden: Es gleitet dann nur noch das Metall des Kopfes über die Bartstoppeln, die erleichtert aufatmen. Erleichtert deshalb, weil sie nicht abrasiert werden.
Daher kann dies auch zu einem extrem frustrierenden Erlebnis werden: Wer bei den ersten Rasuren ängstlich den Spalt zudreht, merkt, dass nichts passiert, drückt immer fester auf, kippelt den Kopf immer mehr und steht dennoch unrasiert da. Dann dreht er frustiert und mutig den Spalt auf und sollte den Alaunstein schon vorsorglich in der anderen Hand halten, weil er sich von seiner Erfahrung zuvor eine falsche Technik
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