Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
angewöhnt hat. Ich halte diese Art von Klingenrasierer daher für den denkbar schlechtesten Einstieg in die Hobelwelt. Verstellbare Modelle sind viel eher etwas für jene, die genau wissen, was sie tun und die sich keine schlechte Gewohnheiten mehr angewöhnen. Ich glaube, ich habe mich mit keinem anderen Hobel häufiger geschnitten als mit diesen beiden.
Solltest du entgegen meinem ausdrücklichen Rat mit einem dieser verstellbaren Modelle ins Hobelleben eintreten, dann stelle den Spalt auf eine mittlere Stufe (ich empfehle Stufe 4, der Zahlenwert gilt für beide Modelle) und lasse ihn dort. Anstatt ständig am Spalt herumzudrehen, ist es besser, erst einmal die Wirkung der verschiedenen Anstellwinkel und Bewegungen zu lernen. Und genau das gelingt nicht, wenn alles andauert geändert wird.
Dessen ungeachtet sind verstellbare Seifenspalthobel eine tolle Sache in der Hand des Experten. Während man bei den Modellen mit festem Spalt auf die Werkeinstellung festgelegt ist, kann man hier die Einstellung finden, die optimal zum eigenen Bart und zum eigenen Stil passt. Es ist nicht Sinn, ständig zu verstellen, sondern eher eine für die eigenen Bedürfnisse optimale Stellung zu finden und dann beizubehalten. Diese kann sich durchaus für verschiedene Klingen unterscheiden, manche Anwender unterscheiden sogar nach Abnutzungsgrad der Klinge und Gesichtszone, aber für mich wäre das zu unbeständig.
Bedenke bei der Einstellung des Spaltes bitte auch, dass die Kopfgeometrie nur bei mittleren Einstellungen zu einem optimalen Klingenwinkel führt. Eine andere Spaltbreite führt daher auch zu einem anderen Klingenwinkel. Die Randeinstellungen (also bei "ganz großem" oder "ganz kleinem" Seifenspalt) sind folglich etwas tückischer, weil bei ihnen die Klinge nicht im gewohnten Winkel betrieben wird und man den Griff etwas anders halten muss, um den gewünschten Anstellwinkel zum Haar zu erreichen. Es gibt die Theorie, dass der Klingenwinkel bei den Randeinstellungen nicht "optimal" sei, aber man kann es auch so interpretieren, dass der Klingenwinkel Teil der Verstellmöglichkeit ist und nicht nur die Breite des Seifenspaltes.
Noch einige Auszüge aus der nicht existierenden Gebrauchsanleitung zum Progress: Der Hobel ist klein, klassisch und recht schwer (was für Einige ein eigenes Kaufargument ist). Die Einstellung des Seifenspaltes erfolgt stufenlos und wird umso aggressiver, je größer die Zahl ist; 3,5 dürfte etwa der Einstellung des unverstellbaren Hobels 35c entsprechen. Um die Klinge zu wechseln, muss man das Oberteil des Kopfes abschrauben und verliert damit die Spalt-Einstellung, die man sich folglich merken muss. Um den Rasierer zu reinigen, kann man ihn noch weiter auseinandernehmen, muss dann aber beim Zusammenbau vorsichtig sein: Auf der einen Seite der Schraube mit der Skala befindet sich ein Kreuz, auf einer Stirnseite des Kopfes ein Dreieck. Die untere Schraube muss so eingesteckt werden, dass das Kreuz auf der Seite des Dreiecks ist, andernfalls stimmt die Einstellskala nicht mehr.
Wer statt des Progress lieber den guten alten und mechanisch deutlich feineren Gillette Adjustable verwenden möchte, kann dies problemlos tun. Er ist so oft verkauft worden, dass wöchentlich immer wieder welche in längst vergessenen Alliberts auf dem Dachboden gefunden werden, besonders in Amerika, oft in sehr gutem, wenn nicht gar neuem Zustand. Durch ein Gebot beim amerikanischen Ebay.com oder deutschen Ebay.de (auch in den Shops) kann man für etwa 35 Euro leicht ein solches Stück sein Eigen nennen (zum Gebrauchtkauf siehe auch Seite 282 ). Allerdings ist der Adjustable nicht zerlegbar, daher kann es schwierig werden, ein vollends verkalktes Modell wieder instandzusetzen.
Vielleicht findest du ja auch einen auf dem eigenen Dachboden. Aber wundere dich nicht, wenn deiner anders aussieht als der im Internet: Es gibt über zehn verschiedene Ausführungen zwischen 8,5 cm Edelstahl- und 11 cm Goldkopf. Die ersten Modelle waren dick und wurden deshalb Fat Boy genannt, im Laufe der Zeit wurden sie schlanker. Sie sind bis heute echte feinmechanische Wunderwerke, und Viele sind überzeugt, dass ihre Qualität von keinem anderen Hobelmodell mehr erreicht wurde. Nachdem man seine persönliche Einstellung gefunden hat, handelt es sich ziemlich sicher auch um den sanftesten Klingenrasierer, der je gebaut wurde.
Bei der Benutzung solltet man lediglich beachten, dass die letzten 30 Grad beim
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