Maennerschlussverkauf - Roman
die provozierendste Unterwäsche zu erstehen, die ich jemals getragen habe, sitze ich jetzt mit Marco im Hugo’s und esse die beste Trüffelpizza, die ich jemals probiert habe. Ziemlich viele Superlative für einen Abend.
Allerdings ist das mit der Unterwäsche hauptsächlich auf Leonies Mist gewachsen, weil sie meinte, ich würde mich selbstsicherer fühlen, wenn ich einen Tanga für fünfundneunzig Euro trage. Die Absicht, Marco zu verführen, habe ich jedenfalls nicht. Auch wenn ich dazu vermutlich keine teure Unterwäsche brauchen würde, denn so wie er mich die ganze Zeit ansieht, ist es ihm relativ egal, was ich drunter trage, Hauptsache ich ziehe es möglichst bald aus. Er ist zwar keineswegs aufdringlich (zumindest nicht auf nervige Art und Weise), und es ist auch wirklich nett … Aber je länger ich diesem umwerfenden Mann gegenübersitze, desto klarer wird mir, dass mich kein anderer Mann als Tom umwerfen kann.
Das ganze Restaurant beobachtet uns, und alle anwesenden, winzige Cocktailkleider tragenden Frauen stieren Marco an, als wäre er die Offenbarung des Jahrhunderts. Na ja, fast alle. Die einzige, die das nicht tut, bin ich. Dabei gibt er sich so viel Mühe! Wir trinken Champagner, haben einen fabelhaften Tisch, und Marco erzählt FC -Bayern-Interna am Fließband und versucht mich zum Lachen zu bringen. Was ich auch häufig tue, nur leider nicht mit ganzem Herzen. Denn mein Herz ist, sosehr ich es Marco gegenüber bedaure, bei Tom. Jetzt mal ehrlich: Wenn selbst der Frauenschwarm der Stadt mich nicht vom Hocker reißen kann, weil ich nur an diesen einen anderen Mann denken muss, der lieber Vampirellas rechte Hand datet als mich, dann muss ich diesen einen anderen Mann aufrichtig lieben …
Nur leider heißt das noch lange nicht, dass es umgekehrt genauso ist. Tom reagiert nach wie vor nicht auf meine Anrufe, antwortet nicht auf meine Nachrichten, und wenn ich bei ihm klingele, tut er so, als ob er nicht da wäre. Wenn ich ihn zurückhaben will, muss ich es irgendwie anders versuchen.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich brauche die eine große Geste, wie in romantischen Filmen oder früher beim guten alten Kai Pflaume! Ein riesiges Herz aus Feuer, ein Transparent, das ein Flugzeug hinter sich herzieht, einen Bungee-Sprung im Namen der Liebe oder etwas in der Art. Nur nicht in lächerlich, sondern in stilvoll, bewegend und überzeugend. Das ist es!
» Scusi? Anna? Möschtest du eine süße Nachetische?« Marco schaut mich mit seinen riesigen braunen Frauenschwarmaugen an.
Schuldbewusst fällt mir auf, dass ich ihm die letzten paar Minuten gar nicht mehr zugehört, sondern nur über Tom nachgegrübelt habe.
»Gern«, antworte ich schnell und lächele mein Gegenüber entschuldigend an.
Er kann schließlich nichts dafür, dass ich die einzige Frau in diesem Laden bin, die bei seinem Anblick nicht zerfließt. Trotzdem ist er mit mir da. Oder vielleicht gerade deswegen?
Ist an der Theorie, dass Männer eine Frau vor allem dann erobern wollen, wenn sie keine Anstalten macht, am Ende doch etwas dran? Dann wäre bei Tom die große Geste allerdings ganz und gar nicht zielführend, sondern eher die Ich-date-andere-Männer-und-es-geht-mir-auch-ohne-dich-super-Theorie à la Leonie erfolgversprechend. Aber gehört Tom wirklich zu dem Typ von Mann? Eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen. Andererseits hätte ich es mir auch niemals vorstellen können, dass er händchenhaltend mit Vanessa für die Fotografen posiert. Insofern …
Der fantastisch duftende Schokoladenkuchen, den der Kellner gerade vor mich hinstellt, unterbricht meine Gedanken. Ich nehme mir vor, mich nun wirklich auf das kleine Kunstwerk aus Schokolade und auf mein Gegenüber zu konzentrieren und aufzuhören, mir den Kopf zu zerbrechen. Wobei ich das Gefühl habe, dass meine Idee mit der großen Geste so schlecht nicht ist … Aber das werde ich in aller Ruhe mit Leonie und Manuel besprechen, ganz sicher nicht mit Marco Tossi. Daher suche ich schnell nach einem unverfänglicheren Thema als den diversen Rückeroberungstheorien für meine große Liebe.
»Der ist wirklich perfekt!«, sage ich zu Marco, nachdem ich den ersten Bissen probiert habe, weil mir gerade kein besseres Thema als der Kuchen auf meinem Teller einfallen mag.
»Nischte so perrfekte wie du!«, antwortet er charmant wie immer.
»Ich bin alles andere als perfekt«, murmele ich und mache mich lieber schnell weiter über den Kuchen her.
»Isch liebe
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