Maennerschlussverkauf - Roman
Mann möchte! Und sollte er noch so gut riechen.
»Okay, aber wenn der Trostpreis ein Date mit dem heißesten Bayernspieler der Saison ist, dann ist das doch auch was! Andere Frauen in deiner Situation müssen sich in den Männerschlussverkauf stürzen, du dagegen bekommst den begehrtesten Junggesellen der Stadt auf einem Silbertablett serviert! Das ist das Beste, was dir passieren kann! Glaub mir, Süße, es gibt keine bessere Methode, einen Mann zurückzubekommen, als einen anderen zu daten! Wenn Tom mitkriegt, dass du was mit Marco Tossi hast, wird er ausflippen und dich sofort zurückhaben wollen!«, referiert Leonie mit erhobenem Zeigefinger.
»Ich habe nichts mit Marco Tossi! Und was ist bitte ein Männerschlussverkauf???«, entgegne ich empört und laufe neben ihr in Richtung Parkhaus. Die Lust auf Louis-Vuitton-Taschen ist mir jedenfalls gründlich vergangen.
»Na, Speed-Dating! Die letzte Möglichkeit, wenn sonst nichts mehr geht. Und das ist kein Spaß, glaub mir. Ich war erst einmal dort, aber bei der Erinnerung daran stellen sich mir heute noch alle Nackenhärchen auf. Dagegen sind die Kandidaten bei Schwiegertochter gesucht echte Leckerbissen.« Leonie bleibt eine Sekunde stehen, verzieht das Gesicht und schüttelt sich kurz, dann ist sie wieder voll bei der Sache. Leider bei der Marco-Tossi-Sache. »Meinetwegen hast du eben nichts mit diesem unglaublich heißen italienischen Superstar. Aber mal mit ihm auszugehen kann trotzdem nichts schaden! Außerdem musst du ihn unbedingt fragen, welches Rasierwasser er benutzt. Das könnte ich Torben schenken«, sinniert meine Freundin und reckt neugierig den Hals in Richtung der Parfümabteilung, an der wir gerade vorbeilaufen.
Dass sie Torben schon Rasierwasser kaufen möchte, lässt mich trotz meiner vertrackten Lage hellhörig werden.
»Ist es etwa richtig ernst zwischen euch?«, frage ich sie und hoffe ganz fest, dass es so ist. Leonie hat es echt verdient, und Torben ist ein toller Mann. Einer, der nicht über rote Teppiche läuft und dabei die Hände magersüchtiger Schnepfen hält.
»Dieses Arschloch«, flüstere ich beim Gedanken an Tom erneut und überlege, dass das Date mit Marco Tossi vielleicht doch gar keine so schlechte Idee ist. Zumindest besser als diese Männerschlussverkaufsnummer.
»Punkt eins: Ja, das ist es. Ich kann es selbst kaum glauben! Torben ist einfach nur toll, ich kann gar nicht mehr aufhören, an ihn zu denken, und ihm geht es genauso. Süße, ich glaube, ich bin total verliebt!«, gesteht Leonie und strahlt mich dabei so glücklich an, dass ich sie in den Arm nehmen muss.
Wir bleiben stehen, drücken und freuen uns, dass es wenigstens gerade für eine von uns so rund in der Liebe läuft. Bei dem Gedanken durchzuckt es mich schon wieder, und ich kann ein weiteres »Dieses Arschloch!« nicht unterdrücken. Das beendet dann auch unsere Umarmung.
Während Leonie sich die Haare glattstreicht, schaut sie mich mit einem weitaus ernsteren Blick an. »Ach ja und Punkt zwei: Du musst deine »Dieses-Arschloch!«-Ausbrüche besser kontrollieren. Ich habe heute mitbekommen, wie Louisa aus der Maske einer Volontärin erzählt hat, dass du am Tourette-Syndrom leidest … Nicht gut, Sweety!«
Mist, hat die Make-up-Elfe mein Gemurmel also doch verstanden. Das ist wirklich nicht gut. Schließlich kursieren schon genug Gerüchte über mich. Andererseits denke ich mir: Was soll’s?
»Weißt du, was? Vielleicht leide ich ja tatsächlich am Tourette-Syndrom! Und zwar am Tom-Tourette-Syndrom! Soll aber nicht ansteckend sein, habe ich gehört«, antworte ich relativ entspannt. Ganz ehrlich, sollen sie im Sender lieber über meine nicht vorhandenen Krankheiten als über mein nicht vorhandenes Liebesleben tratschen.
Dann gehen Leonie und ich zur Feier des Tages, auch wenn es an diesem Tag nun wirklich nichts zu feiern gibt, noch einen Champagner in der Kosmetikabteilung trinken. Wie kann eine Zeit nur so furchtbar und gleichzeitig so fabelhaft sein?
Pizza, Pasta, nix amore!
Shoppingbeutetagebuch:
Sündhaft teure und auch sonst sehr sündige Ich-tue-so-als-ob-ich-über-meinen-Ex-hinweg-wäre-und-Sex-mit-einem-anderen-haben-könnte-Unterwäsche: 1 Set
Neue Jeans: immer noch 0
Selbstbräunungssprays, damit ich neben dem fabelhaften Italiener nicht ganz so blass aussehe: 8 (alle doof, ich habe einfach kein Glück mit Selbstbräunern)
Na gut. Nachdem ich nach der Arbeit noch schnell mit Leonie in die Stadt gedüst bin, um bei Agent Provocateur
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