Maennerschlussverkauf - Roman
trotz allem sehr gut riecht. Allerdings hilft mir das jetzt auch nicht weiter!
Ich wehre mich sofort, aber wer jemals versucht hat, einen leidenschaftlichen, angetrunkenen Italiener, der noch dazu einer der größten Sportstars von ganz Europa und sich dieser Tatsache durchaus bewusst ist, mitten im großen Showkuss loszuwerden, der weiß genau, dass das sooo einfach nicht ist. Ein normaler Mann hätte anhand meiner angestrengt zusammengepressten Lippen und meinen wackelnden Händen vielleicht früher oder später geschnallt, dass ich gerade nicht in Stimmung bin, aber Marco Tossi ist es vermutlich einfach nicht gewohnt, dass eine Frau nicht dahinschmilzt, wenn er sie küsst. Insofern denkt er vermutlich nur, dass ich eine verdammt miese Küsserin mit Zappelphilipp-Syndrom bin, und offenbar ist er hartnäckig genug, um dies ändern zu wollen.
Krampfhaft überlege ich mir, wie ich es schaffen könnte, mich ohne den Einsatz massiver körperlicher Gewalt aus dieser misslichen Lage zu befreien, während Marco mein immer panischeres Rumgezappele nicht mal zu registrieren scheint. Erst als mich weiße Blitze blenden und mir plötzlich klar wird, dass uns gerade jemand fotografiert, entwickele ich Superwoman-Kräfte und reiße mich von Marco los. Was ich dann sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Um uns herum steht eine Horde von Fotografen und Schaulustigen und knipst wie wild drauflos.
Blitz Seite eins!, ist das Erste, was mir in den Sinn kommt, und vor lauter Panik drehe ich mich nicht mal mehr zu Marco um, sondern haste einfach auf eines der wartenden Taxis zu, reiße die Tür auf und steige ein. Glücklicherweise habe ich einen Fahrer mit Sinn für Dramatik erwischt, denn sobald ich ihm die Adresse genannt habe, fährt er mit quietschenden Reifen los.
Während der gesamten Fahrt knete ich wie wild meine Finger und weiß nicht, wie ich die drohende Katastrophe abwenden soll. Knutschfotos von mir und Marco Tossi in allen großen deutschen Boulevardblättern sind nun wirklich nicht dazu geeignet, um Tom zurückzugewinnen!
Immer noch in Gedanken und Tom-Panik versunken bezahle ich fünf Minuten später den Taxifahrer und steige aus. Da gibt der Mann schon wieder Gas und braust mit quietschenden Reifen davon, scheinbar hat er eine Schwäche für den Geruch von verbranntem Gummi. Kopfschüttelnd blicke ich ihm hinterher und registriere erst jetzt langsam, dass er mich gar nicht in meiner Straße abgesetzt hat. Hier wohne ich doch gar nicht!
Oh. Mein. Gott. Hier wohne nicht ich, sondern Tom!
Ich muss ihm vorhin in meiner Panik automatisch Toms Adresse genannt haben, nicht meine. Wie dämlich von mir … Oder – ein Hoffnungsschimmer durchströmt mich – etwa Schicksal? Vorsichtig linse ich zu Toms Fenstern hoch, doch natürlich brennt kein Licht. Trotzdem fasse ich mir ein Herz und marschiere mit wackeligen Knien, pochendem Brustkorb und nicht mehr ganz so nüchtern auf die Eingangstür zu. Bevor ich den Finger ausstrecke, blicke ich erneut nach oben. Immer noch kein Licht. Ich klingele einfach. Einmal, zweimal, dann warte ich. Nichts passiert. Weder meldet sich Tom über die Gegensprechanlage noch geht oben in der Wohnung ein Licht an. Eine richtige Déjà-vu-Situation, denn ich stehe hier nicht zum ersten Mal und werde nicht hineingelassen. Allerdings stehe ich zum ersten Mal mutterseelenallein mitten in der Nacht hier.
Plötzlich verwandelt sich meine eben noch aufgeregte Anspannung in tiefe Traurigkeit. Mir ist es gerade völlig egal, ob Tom Vanessas Hand genommen hat … Was wird die halbe Welt morgen von mir und Marco denken? Dass wir wie wild rumgeknutscht haben und Münchens neue Top-Affäre sind! Sind wir das? Nein!
Statt den Abend mit Marco zu genießen, konnte ich die ganze Zeit nur an Tom denken und habe mir den Kopf zerbrochen, wie ich ihn zurückgewinnen kann. Vielleicht ist es bei ihm ja so ähnlich abgelaufen? Nur was ist damit, dass er gekündigt und mir nichts davon erzählt hat? Klar tut das weh, aber mal ehrlich: Es tut nicht so weh, wie ihn jeden Tag zu vermissen und nach außen die glückliche Moderatorin spielen zu müssen, die über allem steht. Ich stehe nämlich über gar nichts. Ich will einfach nur zu Tom.
Sehnsüchtig blicke ich wieder zu den dunklen Fenstern hinauf und lasse mich völlig entkräftet zu Boden sinken. Tränen strömen mir übers Gesicht, und die ganze Traurigkeit, die ich in den letzten Tagen immer wieder verdrängt habe, kommt endlich raus. Wenn mein Leben
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