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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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schnappe ich ihn mir und falte die zerknitterte Zeitung auseinander. Auf der letzten Seite sind, wie immer, die People-Bilder der Münchner High Society (oder was man so dafür hält) abgebildet. Ein Drittel der Seite ist nur von einem einzigen Foto ausgefüllt. Es zeigt Tom und – kreisch! – Vanessa!
    Vanessa???? Ich muss dreimal hinschauen, um es zu begreifen. Wie sie aussieht! Vanessa trägt ein kurzes Kleid mit hellgrünen Pailletten, das leider ihren braunen Teint und ihre zierliche Figur ziemlich perfekt betont, und lächelt, als hätte sie gerade einen dreimonatigen Kuraufenthalt in Disneyland absolviert. Auf dem Bild wirkt sie kein bisschen wie Vampirellas kleine Lieblingssklavin, sondern eher ein winziges bisschen wie Jennifer Lopez. Nur in dünn und platinblond. Und mit Tom an der Hand.
    Ja, die beiden halten auf dem Bild tatsächlich Händchen! Es sieht zwar eher so aus, als würde sie seine Hand halten und er es nur dulden, aber das kann natürlich Wunschdenken von mir sein. Jedenfalls berühren sich ihre Hände definitiv! Fassungslos lese ich den Textblock neben dem Bild:
    Das strahlendste Paar des Abends waren zweifelsohne Tom Vanderscheid mit seiner sexy Begleiterin Vanessa Draksel. Pikant: Bis vor kurzem war Vanderscheid noch mit Anna Abendrot liiert, der neuen Starmoderatorin von KNL! Da hat es wohl jemandem gar nicht gefallen, dass Abendrot (doppelt pikant: als Vanderscheids Nachfolgerin!) das neue Gesicht von Flash! ist. Tja, wenn zwei sich streiten, freut sich eben meistens ein Dritter, in diesem Fall die blonde Schönheit Vanessa Draksel, die ihren Auftritt an der Seite ihres Hauptgewinns, des neuen Tagesschau -Sprechers sichtlich genoss. Der Münchner Blitz wünscht dem jungen Glück an dieser Stelle alles Gute!
    Vor lauter Schock muss ich erst mal nach Luft schnappen. Dann erst bin ich in der Lage, laut auszusprechen, was ich beim besten Willen nicht fassen kann. »Der hat doch nicht diese elende Schnepfe Vanessa auf den roten Teppich mitgenommen!!!«
    Wäre ich ein sprechender Teekessel, würde mir jetzt Dampf aus den Ohren zischen.
    »So wie bei dir damals«, gluckst Manuel und schwankt sichtlich zwischen Empörung und Vergnügen, weil die Geschichte für ihn als Boulevardreporter einfach zu gut ist.
    »Tom sieht aber nicht besonders glücklich aus, wenn du mich fragst«, stellt Leonie fest und betrachtet skeptisch das Bild.
    »Früher haben wir in der Redaktion über Klatschgeschichten berichtet, heute sind wir der Mittelpunkt der Klatschgeschichten!«, gluckst Manuel, ohne darauf einzugehen, und erst ein Doppel-Gift-Blick von Leonie und mir bringt ihn zum Schweigen. Um uns zu besänftigen, schickt er schnell noch ein »Aber ihr Hintern sieht wirklich extrem dick aus in diesem Kleid!« hinterher.
    Leider lügt er.
    »Tut er nicht! Vanessa sieht perfekt aus«, seufze ich und würde ihr dafür am liebsten den Hals umdrehen. Sie sollte dick aussehen! Von mir aus kann ihr Hintern so stark anschwellen, dass er nicht nur die Drittel-, sondern die ganze Seite der Zeitung bedeckt! Außerdem ist es mir neu, dass Tom auf dürre Zickentussis wie Vanessa steht. Andererseits hat sie vermutlich keine Knoblauchwolken auf Til Schweiger abgefeuert. Oder gleich die ganze Premiere mit einem Schluckaufanfall gecrasht! Oh Gott! Am liebsten würde ich auf der Stelle die Stadt verlassen und diese Zicke niemals wiedersehen. Und dieses Arschloch von Tom Vanderscheid auch nicht! NIE , NIE , NIE wieder!!!!!
    »Untersteh dich, den Kopf gegen die Wand zu schlagen! Du hast nachher noch Sendung!«, ermahnt mich Leonie und beobachtet mich wachsam.
    Ich versuche tatsächlich den Impuls zu unterdrücken. Kann denn nicht mal irgendetwas unkompliziert laufen in meinem Leben? Der eine betrügt mich einen Tag vor der Hochzeit mit Misses Blasebalg, und der Mann, von dem ich wirklich dachte, dass er meine große Liebe sei, ersetzt mich, ohne mit der Wimper zu zucken, durch Vampirellas Lieblings-Magerskelett!
    »Alles halb so wild. Jetzt kannst du ihn wenigstens richtig hassen. Das ist ein viel gesünderes Gefühl, als sich die ganze Zeit schuldig und schlecht zu fühlen!«, analysiert Manuel die Situation aus einer anderen Perspektive.
    Auch wenn es auf den ersten Blick seltsam klingen mag, irgendwie hat diese Perspektive etwas! Denn die Emotionen, die gerade in mir hochkriechen, die haben mit Schuldgefühlen tatsächlich nicht viel zu tun. Gut, mit Hass vielleicht auch noch nicht. Aber definitiv tendieren sie eher in Richtung

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