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Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
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auswischen als auch die Vampirella beeindrucken. Die Heimfahrt könnte zufriedener nicht sein. Nur Manuel schmollt, weil wir ihm Marco nicht vorgestellt haben. Aber mitten in seinem Monolog darüber, dass ein italienischer Fußballspieler mit dieser Frisur einfach schwul sein müsse , schläft er ein und schnarcht nach zwanzig Sekunden so zufrieden wie ein Nashornbaby. Es ist eine überaus glückliche Nacht in München.
    Eine Nacht, die mit einem überaus glücklichen Morgen endet. Zwar sitze ich mit zugegebenermaßen überdimensional großen Augenringen in der Neun-Uhr-Themenkonferenz zwischen Manuel und Leonie, und mein Kopf fühlt sich an, als ob ich die ganze Nacht mit einer Planierraupe Lambada getanzt hätte (ich fürchte, dass ich auch genauso aussehe). Doch ein Blick nach links und rechts verrät mir, dass die beiden neben mir fast noch verbotener ausschauen als ich. Das könnte allerdings auch an dem inneren Strahlen liegen, das mich befällt, wenn ich daran denke, was ich gleich bei der Themenrunde verkünden werde. Und das Beste: Tom (wir haben letzte Nacht nach dem fünften Champagner beschlossen, ihn ab sofort »Tom den Fabelhaften« zu nennen) ist heute Morgen ebenfalls da. Das heißt, er wird alles mitbekommen!
    Gleich bin ich dran. Eben ist die Praktikantin zwei Stühle weiter mit ihrer Beschreibung eines neuen potenzsteigernden Mittels aus Stierhoden und ihrer Idee, wie man es für einen Beitrag testen könnte (auf die Einzelheiten verzichte ich hier lieber), fertig geworden. Vampirella überlegt kurz und lehnt das Thema dann aus Jugendschutzgründen ab (»Diese dämlichen Bestimmungen, das wäre eine Quote …«). Manuel neben mir zuckt beim Klang seines Namens kaum merklich zusammen, hebt die Schultern einmal kurz und kraftlos und knallt sich wortlos wieder den babyblauen Eisbeutel an die Stirn. Da zischt die Vampirella auch schon meinen Namen, und anstatt wie sonst rot anzulaufen und dumm herumzustammeln, lächele ich zum allerseitigen Erstaunen, richte mich auf und flöte zuckersüß: »Es gibt doch da diesen neuen Bayernstürmer, der erst letzten Monat gewechselt hat und letzte Woche zum ›Sexiest man alive‹ gekürt worden ist. Ihr wisst schon, Marco Tossi.«
    »Jaaahhh, Anna, stell dir vor, der ist uns im Gegensatz zu dir schon länger bekannt«, lässt sich Vampirella zu einem Kommentar herab.
    Leichtes, gehässiges Gelächter erfüllt den Raum. Ich schaue schnell nach, aber Tom lacht nicht mit.
    »Den kannst du vergessen. Vanessa ist schon eine Ewigkeit an ihm dran. Der gibt seit seinem Wechsel keine Interviews mehr, weil er Sprechverbot vom Verein hat. Netter Gedanke, aber das wird nichts. Recherchiere deine Themen demnächst einfach vorher mal an, okay? … Leonie, was hast du?«, speist die Redaktionschefin mich in ihrer gewohnt liebenswerten Art ab.
    Doch Leonie bleibt still, stattdessen räuspere ich mich laut.
    Die schwarzen Vampiraugen schießen wieder zu mir herüber. »Ja, Anna, ist noch was?«, zischt die Herrin der Dunkelheit.
    »Also den Marco Tossi … den könnte ich nachher interviewen, wenn Ihr das wollt.«
    Auf einen Schlag herrscht Stille im Raum. Ich spüre Vanessas feindseligen Blick auf mir und muss unwillkürlich grinsen. »Kann ich denn ein Kamerateam für elf Uhr haben? Wir treffen uns im Bayerischen Hof. Abfahrt halb elf müsste passen, oder?«, fahre ich fort und platze gleichzeitig fast innerlich, als ich sehe, wie Vanessa knallrot anläuft.
    »Wie hast du das denn geschafft, Anna?«, fragt mich die Vampirella, nun etwas kraftlos.
    »Och, ich habe ihn einfach nur nett gefragt, das war eigent lich alles«, meine ich locker und schenke Vanessa nebenbei ein zuckersüßes Lächeln. Na gut, ganz so lief es zwar nicht, aber was geht das meine Chefin an?
    Natürlich herrscht nach meiner Ankündigung ziemlich große Aufregung, und so richtig konzentriert sich keiner mehr auf die Themen oder hört Verena zu. Stattdessen beginnen alle zu tuscheln und fragen sich ganz offensichtlich, wie ich das wohl geschafft haben könnte. Doch das Schönste passiert, als ich den Konferenzsaal verlasse. Auf einmal steht nämlich Tom neben mir, lächelt mich kurz an und gratuliert mir zu meinem »Coup«, wie er es nennt.
    »Endlich mal eine Frau, die ihren Charme sinnvoll einzusetzen weiß«, schmunzelt er und geht in Richtung seines Büros.
    Zwar frage ich mich nach dieser Bemerkung unwillkürlich, ob er eine Ahnung davon haben könnte, wie ich in Wahrheit an das Interview gekommen bin,

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