Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maennerschlussverkauf - Roman

Maennerschlussverkauf - Roman

Titel: Maennerschlussverkauf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Sagorski
Vom Netzwerk:
sämtliche Kollegen auf allen Sendern seit Monaten die Finger lecken. Und du hirnloses blondes Juramäuschen fragst ihn nach Spaghetti mit Tomatensoße??? Ja, haben dich denn alle guten Geister verlassen???? Sogar die Bildzeitung hat kein Interview mit ihm bekommen, wir waren die Einzigen, und dann versaust du es? Willst du mich eigentlich ins Grab bringen???«, schreit sie wie eine Furie.
    Sprachlos starre ich auf die Schaumbläschen vor Verenas Mund. »Von Tomatensoße war doch überhaupt keine Rede«, wispere ich schockiert. »Es ging nur um die Frage, ob man Spaghetti mit dem Löffel oder …«
    »Verschwinde aus meinem Blickfeld und scher dich in den Schnitt!!!«, brüllt die Fürstin der Dunkelheit, aber ohne meinen Einwand zu beachten. »Und nimm Leonie mit, die kann aus dem Mist vielleicht noch irgendwas Brauchbares zaubern! Die Location-Miete im Bayerischen Hof war teuer genug, irgendwas Sendbares müssen wir aus diesem Schwachsinn zusammenschustern. Wie , das müsst ihr beiden klären, und wehe, ich habe bis um sechs keine annehmbare MAZ auf dem Tisch, dann Gnade dir Gott, Anna Abendrot!«
    Ich schlucke unwillkürlich und sehe zu, dass ich aus Verenas Glassarg so schnell wie möglich rauskomme. Jetzt muss ich auch noch in den Schnitt und den Beitrag schneiden! Mir wird ganz anders. Was ich für tolles Material gehalten habe, könnte mein Untergang werden! Zumindest mein Untergang bei Flash!
    Glücklicherweise hat Leonie tatsächlich gerade Zeit und erklärt sich bereit, mir zu helfen und zu retten, was zu retten ist. Zumindest hoffe ich, dass sie das tun wird. Und tatsächlich: Je länger wir dort unten in dem fensterlosen Schnitt-Kabuff an dem Beitrag arbeiten, desto mehr verfliegt meine Panik glücklicherweise.
    Leonie wirft sich vor Lachen nämlich fast weg, als sie meinen Interviewdialog im Ganzen hört, und irgendwie schaffen wir es gemeinsam (na gut, vor allem dank Leonie), tatsächlich einen Beitrag zu zaubern, in dem das Interview ziemlich cool rüberkommt (was es meiner Meinung nach ja auch war, selbst wenn alle anderen das anders sehen) und der wirklich witzig wird. Sogar Verena – oh Wunder! – nimmt die MAZ zähneknirschend ab, ohne dass wir noch mal umschneiden müssen.
    Als wir den Beitrag abends zu dritt bei Pizza und Hugo im Fernsehen anschauen, muss Manuel sogar so sehr lachen, dass ihm der halbe Käse wieder aus der Nase gelaufen kommt. Also ich finde, das Ganze hätte durchaus blöder laufen können, von der Vampirella-Nummer mal abgesehen, und das sage ich Leonie auch.
    »Du hast schon irgendwie ein besonderes Talent, meine Süße!«, meint sie daraufhin und legt einen Arm um mich. »Mit klassischem Journalismus hat das zwar nicht viel zu tun, aber vielleicht ist genau das deine Stärke!«
    »Pffffh! Als ob bei Flash! auch nur irgendetwas mit klassischem Journalismus zu tun hätte!«, kommentiert Manuel, der sich immer noch die Nase putzt.
    Insgeheim muss ich ihm recht geben. Sind Beiträge wie Die zehn besten Mittel gegen Kater, die nicht dick machen denn wirklich so viel anspruchsvoller als mein Interview mit Marco Tossi? Aber ich sage wohlweislich nichts dazu.
    »Na ja, wir haben eben die falsche Chefin für diese Art von Experimenten«, meint Leonie daraufhin und leert ihr Glas in einem Zug samt dem Minzblatt.
    Was das betrifft, muss ich nun ihr recht geben. Allerdings habe ich die heimliche Befürchtung, dass mein Chaosgen gar nichts mit Verena zu tun hat, sondern mich auch mit einem netten Chef von einem Fettnäpfchen ins nächste tappen lassen würde. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich bis vor wenigen Tagen Jura und nicht die besten zehn Tipps gegen Sonnenbrand studiert habe. Plötzlich komme ich mir furchtbar verloren vor. Resigniert lasse ich den Kopf sinken und seufze tief.
    »Vielleicht bin ich für den ganzen Zirkus einfach doch nicht geschaffen. Tom hat mich heute Nachmittag zu allem Übel nicht ein einziges Mal angeschaut«, jammere ich und spüre, wie sich meine Hochstimmung im Nu verflüchtigt.
    »Na, na, jetzt lasst hier bloß nicht die Depri- Chicas raushängen, meine Engel! Warten wir erst mal ab, wie die Quote morgen ist, davon hängt sowieso alles ab. Bevor die nicht da ist, lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen! Wer von euch zwei Hübschen macht mir noch einen Hugo?«, fällt Manuel ein und zwinkert uns beiden verschwörerisch zu.
    Dabei sieht er so bemüht schwul aus, dass Leonie und ich nicht anders können und beide in Gelächter ausbrechen. Danach

Weitere Kostenlose Bücher