Maennerschlussverkauf - Roman
Push-up- BH von La Perla (ebenfalls in Vorbereitung auf das Interview): 1
Als wir in einer Art Hinterhof aus dem Taxi steigen und auf den Eingang des P 1 zusteuern, bin ich zugegebenermaßen ganz schön nervös. Zu meinen Augsburg-Zeiten bin ich mit Marcel vielleicht mal in den Who Club gegangen oder zu seinen geliebten, unsäglichen Karaokepartys, aber in einer echten Promi-Disko war ich noch nie! Doch als Leonie den Türsteher mit zwei Küsschen begrüßt und Manuel mich ungefragt als die neue KLN -Starreporterin vorstellt, verfliegt meine Angst recht schnell. Anscheinend befinde ich mich in der besten Begleitung, und spätestens nachdem ich das erste Glas Schampus viel zu schnell getrunken habe (nicht meine Schuld! Ich komme fast um vor Durst, und Wasser ordert Manuel aus Prinzip nicht, wie er sagt), finde ich sowieso alles super.
Leonie und ich tanzen uns die Seele aus dem Leib, und Manuel zuckt im Takt der Musik, als stünde er unter Starkstrom. Leicht besorgt frage ich Leonie, ob sie glaubt, dass er Schmerzen habe, aber sie winkt nur ab und erklärt mir, dass dies sein normaler Tanzstil sei. Ehrlich gesagt achte ich sowieso weniger auf Manuel, sondern halte hoffnungsvoll Ausschau nach Tom. Immerhin bin ich in einem Promi-Club, und als Fernsehmoderator ist Tom ganz eindeutig ein Promi. Demnach halte ich die Wahrscheinlichkeit, dass er früher oder später hier auftaucht, für recht hoch.
Allerdings stellt es sich als gar nicht so einfach heraus, die ganze Zeit zu tanzen, alle drei Minuten mit Manuel und Leonie auf die »gottverdammte Freiheit glücklicher Singles, die überhaupt keine Männer brauchen, und zwar nie wieder!!!« anzustoßen und parallel die umstehenden Gesichter nach Tom abzusuchen. Während ich mir den Hals gerade um gefühlte einhundertachtzig Grad verrenke, weil ich meine, seinen Hinterkopf rechts neben den Damentoiletten erspäht zu haben, und gleichzeitig mein Glas hebe, um aufs Neue meinen Begleitern zuzuprosten, stoße ich mit dem Glas plötzlich gegen etwas Hartes, und es fällt zu Boden. Als ich den Blick von den Menschen rund um die Toilette löse und nachschaue, gegen was ich da eben geprallt bin, sehe ich zuerst die Scherben und die kleine Champagnerlache auf dem Boden. Mit einem unguten Gefühl wandern meine Augen weiter nach oben und entdecken die Ursache für meinen Champagnerunfall: eine Wand aus Stahl. Die steckt in einem recht engen schwarzen Hemd und blickt mich halb überrascht, halb belustigt an.
»Sorry, aber mit so harten Bauchmuskeln habe ich nicht gerechnet«, entschuldige ich mich bei meinem sehr attraktiven und offensichtlich sehr italienischen (schwarze, längere Haare, braune Augen, dunkle Haut, mmh …) Gegenüber. Allerdings ist es wohl eher der Alkohol, der aus mir spricht, denn für gewöhnlich spreche ich einen Mann beim Kennenlernen nicht schon im ersten Satz auf seine Bauchmuskeln an.
» Scusi , das ware wohl meine Schulde, bella ! Darf isch ihne eine neue Schampagne ausgebe?«, fängt die südländische Betonwand unvermittelt an zu sprechen.
Plötzlich finde ich sie noch netter! »Das wäre wirklich toll!«, antworte ich ehrlich und verschweige weniger ehrlich, dass das kleine Malheur eigentlich meine Schuld war.
Fröhlich folge ich dem edlen Spender an die Bar und registriere nebenbei, dass er wirklich extrem breite, muskulöse Schultern hat. Dank der anhaltenden Wirkung der Prickelbrause sage ich ihm das auch gleich, was der nette Italiener mit einem Lächeln quittiert. Mit einem »Isch eiße übrigens Marco« überreicht er mir zwanzig Sekunden später ein Champagnerglas und prostet mir ganz gentlemanlike zu.
»Aber du hast gar kein Auto, stimmt’s?«, krähe ich daraufhin noch fröhlicher und fühle mich an die Lieblings-Kaffee-Werbung aus meiner Kindheit erinnert.
»Scusi?« , antwortet Marco leicht irritiert, scheint sich dann aber mehr für die Länge meiner Beine als für meine Kommentare zu interessieren.
Ich schließe daraus, dass Nescafé in Italien andere Werbegesichter einsetzt, und drehe mich kurz suchend nach Leonie und Manuel um, immerhin bin ich eben einfach so verschwunden.
»Bel culetto!« , höre ich Marco daraufhin sagen.
Ich meine, mich vom letzten Urlaub am Gardasee noch erinnern zu können, dass culetto Po oder Hinterteil heißt. Als mir gleichzeitig auffällt, dass ich ein ziemlich luftiges Gefühl an besagtem Körperteil verspüre, greife ich reflexartig mit der Hand an meinen Hintern und erblasse augenblicklich. »Dieses
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