getroffen habe. Ich bin so froh, dass das alles hinter mir liegt. Und seit gestern bin ich sogar noch froher …
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Gesendet: Mittwoch, 12. Juni um 10.26 Uhr
Von: »Tom«
An: »Anna«
Betreff: Re: Re: Re: Re: Re: Re: Prinzessinnenpost
Möchtest du heute Abend mit mir essen gehen?
»Jaaaaahhh!«, möchte ich am liebsten herausschreien, stattdessen schreibe ich es ihm wohl lieber. Schließlich muss nicht gleich jeder in der Redaktion mitbekommen, dass Tom und ich zusammen ausgehen. Wobei, wenn Verena und Vanessa es spitzbekämen, fände ich das gar nicht so schlecht.
»Was grinst du denn so vor dich hin?«, reißt mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken. Leonie steht hinter mir und schielt auf meinen Computer. »Ah, verstehe«, flüstert sie mir verschwörerisch zu und verschwindet flugs an ihren eigenen Schreibtisch.
Ich nutze sofort die Gelegenheit und schreibe Tom zurück, dass ich natürlich sehr gerne mit ihm essen gehen möchte. Das werden wir am Abend dann auch tun, und zwar ganz romantisch und gemütlich bei seinem Lieblingsitaliener (glücklicherweise nicht das Acetaia, nach Leonies Katastrophenabend wäre das kein gutes Omen). Wenn ich nur daran denke, fängt mein Bauch schon an zu kribbeln wie wild! Gleich haben wir außerdem ein Meeting zusammen. Professionell, wie ich bin, werde ich mir natürlich nicht anmerken lassen, dass Tom und ich nicht mehr nur Kollegen sind. Stattdessen werde ich mich ganz förmlich verhalten, ihn nicht mit Blicken anschmachten, sondern ihn förmlich »Herr Vanderscheid« nennen. Ach, nein, wir duzen uns ja alle. Das wäre vielleicht etwas zu viel des Guten. Aber professionell werde ich sein. Und konzentriert. Jawohl!
Ganz so gut klappt das mit dem Konzentriert-Sein dann leider doch nicht, denn Tom sieht heute so was von gut aus, dass ich ihn immer wieder heimlich anstarren muss ! Aber ich glaube, es bemerkt niemand. Außer vielleicht einmal, als ich den Faden verloren habe und Tom mich fragt, an welchen Orten wir eventuell die Live-Aufzeichnung machen wollen. Die Locations, die ich (mit Leonies und Manuels tatkräftiger Unterstützung) selbst vorgeschlagen habe, werden Tom und ich morgen mit einem Kamerateam besichtigen und erste Probeaufnahmen machen. Wegen des Lichts und so. Ich hoffe nur, ich blamiere mich nicht, denn ehrlich gesagt kenne ich sie gar nicht alle. Aber auf meine Mitbewohner ist bei so was eigentlich Verlass. Immerhin schaut mich im Meeting niemand an, als wäre ich ein durchgeknalltes Streifenhörnchen und wollte sie alle veräppeln. So abwegig scheinen meine Vorschläge demnach nicht zu sein. Unauffällig atme ich erleichtert aus. Seit ich in diesem Job arbeite, bin ich auf alles gefasst …
Als wir am nächsten Nachmittag die Locations besichtigen, stellt sich heraus, dass meine Befürchtungen umsonst waren. Leonie und Manuel haben sich mit ihrer Auswahl fast selbst übertroffen. Tom und ich waren bereits in einem historischen Jugendstil-Schwimmbad (für die Bademodenkollektionen), in der alten Börse, im Haus der Kunst und stehen gerade vor der riesigen Bavaria, die über der Theresienwiese thront. Hinter ihr befindet sich die noch viel riesigere Ruhmeshalle, in der mehrere Catwalks aufgebaut werden sollen.
Als ich Manuel erzählt habe, dass ich auf der Suche nach Locations für unsere Livesendung sei, hat er mir sofort die Ruhmeshalle vorgeschlagen. Er liebt nämlich die Achtziger-Jahre-Serie Kir Royal , und in einer Folge findet eine exklusive Glamourveranstaltung an diesem Ort statt. Nachdem mir Manuel die Folge vorgespielt hatte, war ich genauso begeistert wie er und notierte die Bavaria samt der Halle ganz oben auf meiner Liste. Seitdem hoffe ich insgeheim, dass Tom und die anderen sich für diese Location entscheiden, denn das wäre wirklich die absolute Krönung für unsere Sendung!
Das Ganze hat nur einen Nachteil: Da große Teile der Halle offen sind, dürfte es während der Munich Fashion Week nicht regnen. Aber das spreche ich vorerst lieber nicht an, sondern beobachte nur, wie die anderen zwischen den majestätischen Säulen umherlaufen und sich alles genau anschauen. Es ist der perfekte Tag für die Besichtigung. Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau, und die Frühlingsluft riecht nach Krokussen. Die Ruhmeshalle sieht aus wie ein riesiger griechischer Palast und strahlt im Sonnenlicht noch viel mehr als sonst. Im Inneren sind zahlreiche Büsten von