Maennerschlussverkauf - Roman
geehrten Persönlichkeiten aufgestellt, die dem Ganzen einen majestätischen Charme verleihen.
Mich schlägt diese Pracht, die einerseits so opulent und zugleich sehr schlicht ist, dermaßen in ihren Bann, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es Tom da anders gehen sollte. Als ich mich nach ihm umschaue, sehe ich, wie er vor einer der Säulen verharrt und sich langsam um die eigene Achse dreht. Man kann ihm deutlich anmerken, wie er die Umgebung auf sich wirken lässt, und als er mich entdeckt und anstrahlt, weiß ich sofort, dass es ihm tatsächlich genauso geht wie mir. Schnell laufe ich zu ihm hinüber.
»Toll, oder?«, flüstere ich.
»Es ist der Wahnsinn!«, antwortet er. »Auf die Idee wäre ich nie gekommen. Wie bist du nur darauf gekommen?«, fragt er mich und dreht sich noch mal staunend um die eigene Achse.
»Manuel liebt Kir Royal !«, antworte ich wahrheitsgemäß.
»Verstehe«, sagt Tom und lächelt mich mit seinem Achttausend-Herzschläge-pro-Sekunde-Traumlächeln an.
»Es gibt nur ein Problem!«, fährt er fort und hört leider auf zu lächeln. »Was machen wir, wenn es regnet?«
Leider lässt sich Tom von dem Sonnenschein heute nicht blenden. Aber egal, auf die Frage war ich vorbereitet und noch viel besser: Ich habe ausnahmsweise mal einen Plan! »Das wäre überhaupt nicht schlimm. Wir stellen einfach ganz viele schicke Zelte auf! Wie im alten Rom oder im orientalischen Stil – da kann man unglaublich tolle Dinge kreieren! Es gibt sehr luxuriöse Zelte, die richtig was hermachen. Jeder Designer könnte sich seine eigene kleine Zelt-Welt erschaffen, in unterschiedlichen Looks, passend zur jeweiligen Kreation. Modenschauen finden sowieso fast immer in Zelten statt, weißt du?«, argumentiere ich und hoffe, dass er meine Idee genauso toll findet wie ich selbst.
Dass mein Fachwissen aus der Planungsphase meiner Hochzeit stammt, erzähle ich lieber nicht. Wieso auch? Im Gegensatz zu meiner Hochzeit wird diese Fashionshow nämlich tatsächlich stattfinden. Das hoffe ich zumindest sehr.
»Stell es dir einfach vor wie bei der Wies’n, nur mit kleineren, schickeren Zelten, den größten Designern der Welt und ohne Bierleichen!«, versuche ich ihn weiter zu überzeugen.
»Mhm. Das könnte tatsächlich funktionieren«, überlegt Tom laut und fängt in Gedanken versunken an, die Halle und die darunter liegende Wiese mit seinem BlackBerry zu fotografieren.
Ich glaube, ich habe ihn überzeugt. Oder zumindest neugierig gemacht.
»Tom!«, ruft da der Kameramann und stürzt samt Regisseur und Programmmanager herbei. »Das sieht alles super aus, auch das mit dem Licht dürften wir hinbekommen. Ich habe schon sechs Stellen gesehen, die tolle Bilder ergeben würden. Dort könnten wir überall drehen. Also bildtechnisch ist es hier Eins A!«, keucht der leicht übergewichtige Kameramensch.
Ich beginne siegesgewiss zu strahlen. Es sieht ziemlich gut aus für meine Lieblings-Location!
»Stopp mal!«, meldet sich der Programmmanager mit wichtiger Miene zu Wort. »Das ist ja alles super und schön. Wir können keine Livesendung halb im Freien machen! Ich kann das Ganze unmöglich canceln, nur weil es regnet! Das kostet den Sender mal locker ein paar hunderttausend Euro, wenn nicht mehr! Vergesst es!«, fährt er fort.
Schlagartig kann ich den Typen nicht mehr leiden. Aber wie immer springt Tom zu meiner Rettung ein.
»Dafür hat Anna längst eine Lösung parat«, fällt er dem Miesepeter ins Wort. »Die meisten Fashion Shows finden sowieso in Zelten statt. Wir werden eine riesige Designer-Zeltstadt aufbauen. Unter uns ist die Theresienwiese, wie viele Zelte da draufpassen, muss ich dir als Oktoberfestgänger wohl kaum erklären. Das heißt, dort unten entsteht die Fashion-Week-Zeltstadt, und hier oben finden die Live-Aufzeichnungen und die großen Highlight-Shows statt. Die Münchner Fashion Week unter den Augen der Bavaria – wenn das mal kein Erfolg wird! Was meinst du?«, fragt er nun den Manager und zwinkert mir heimlich zu.
Der Anzugträger überlegt kurz, lässt den Blick über die Theresienwiese schweifen und beginnt sich zu entspannen. »Das könnte klappen«, antwortet er, und ich kann ihn sofort wieder etwas besser leiden. »Natürlich muss ich erst noch mit dem Vorstand und den Veranstaltern sprechen«, setzt er hinterher und runzelt die Stirn. »Das ist verdammt kurzfristig alles. Mal schauen. Entweder sie lieben es und setzen alle Hebel in Bewegung, oder sie hassen es. Das weiß man
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