Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Mann? Nun bin ich ganz sicher nicht so neugierig wie meine Nachbarin, aber natürlich möchte ich trotzdem wissen, mit wem sie da so angeregt plaudert. Ich springe auf, laufe so leise wie möglich zur Tür und schaue durch den Spion. So weit ist es schon mit mir gekommen.
Moment! Das ist doch … nee, oder? Da steht Herr Möller! Und Charlotte bittet ihn gerade fröhlich lachend in die Wohnung. Woher kennen die beiden sich? Ist ja der Hammer!
Ob Herr Möller eine Reinigungsfirma hat und Charlotte ihn bestellt hat, um ihre vier Trillionen Bücher zu entstauben? Oder ob er ein Versicherungsfritze ist, der ihr eine Lebensversicherung andrehen will? Ich bin kurz davor, bei ihr anzuklingeln und sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Aber vielleicht ist er ja auch nur ein Staubsaugervertreter oder ein Zeuge Jehovas oder …
Ich gehe in mein Schlafzimmer, öffne das Fenster und lehne mich, so weit es geht, hinaus. Wenn Charlotte in ihrer Wohnung hören kann, was bei mir im Bett passiert, dann kann ich doch jetzt vielleicht auch … nee, Fehlanzeige. Ich höre nur zwei Vögel zwitschern. Wahrscheinlich die beiden Piepmätze, die sich gestern vor meinen Augen im Baum vor dem Haus vergnügt haben und die sich jetzt darüber amüsieren, wie neugierig ich bin. Frechheit! Ich muss meinen Vater fragen, ob er mir mal sein Luftgewehr leiht …
Auf einmal ertönt die Türklingel; nicht meine, sondern die von Charlotte. Sie bekommt noch mehr Besuch? Ich stürme zurück zu meinem neuen besten Freund, dem Türspion.
Nee!
Pia steht vor Charlottes Tür, welche in dem Moment aufgeht, und wird höflich hineingebeten. Jetzt versteh ich gar nichts mehr! Was haben die drei denn miteinander zu tun – und warum bin ich nicht dabei? Es handelt sich hier doch schließlich um meine Nachbarin, meine ex-beste Freundin und meinen … äh … den Herrn Möller. Ich habe das Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen mich verschworen.
Ich schaue auf die Uhr. Eigentlich müsste ich mich jetzt auf den Weg zur Arbeit machen. Eigentlich. Uneigentlich gibt es jetzt aber Wichtigeres. Also rufe ich Wolf an. Er ist zum Glück nicht da, also spreche ich auf seine Mailbox, dass ich später komme, stelle dann mein Handy ab, damit er nicht die Möglichkeit hat, im Gegenzug mich anzurufen, und lege mich hinter meiner Wohnungstür auf die Lauer.
Nach knapp einer Stunde höre ich, wie Charlottes Wohnungstür aufgeht. Ich schaue durch den Spion und sehe, wie die drei sich voneinander verabschieden. Herr Möller geht die Treppe hinunter, Pia hinauf in ihre Wohnung. Charlotte hat ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, als sie ihre Tür schließt. Was geht hier vor?
Und wie finde ich das möglichst schnell heraus?
Kurzentschlossen schnappe ich mir Weit wie das Meer und klingle an Charlottes Wohnungstür.
»Isa, das ist ja schön, dass du mich schon so früh besuchen kommst!« Charlotte begrüßt mich herzlich und umarmt mich.
»Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du dich allein fühlen könntest …«, sage ich so unschuldig, als könnte ich kein Wässerchen trüben, und erwarte eigentlich, dass sie mir nun von ihrem Besuch erzählt. Aber: Pustekuchen.
»Komm rein, ich koche uns einen Tee!« Ich folge ihr in die Küche. »Ist heute nicht ein wunderschöner Tag?« Sie lächelt und schaut dabei nach draußen. »Die Sonne scheint! Und hör mal, die Vöglein!«
»Ja, die lieben Vögelchen.« Sie zwitschern tatsächlich gerade, als würden sie vor Lachen über mich fast aus dem Baum fallen. Na warte, wenn ich die vor die Flinte bekomme!
»Ja, sehr schönes Wetter!«
»Und es soll die ganze Woche so bleiben, haben sie im Wetterbericht gesagt«, freut sich Charlotte.
Wen interessiert schon das doofe Wetter? Mich interessiert, warum Herr Möller, Pia und Charlotte sich kennen und sich anscheinend ach so toll verstehen, dass es meiner Nachbarin einen Gute-Laune-Schub gibt.
Nachdem sie den Tee aufgegossen hat, gehen wir ins Wohnzimmer. Ich lege die XXL-Version ihres Buches vor sie auf den Tisch. »Ähm … Charlotte … es tut mir leid, aber …«
»Was ist das denn?« Charlotte wird erst etwas blass, aber dann steigt ihr ein wütendes Rot in die Wangen.
»Das ist … also, das war … also, dein Buch …« »Was hast du damit gemacht?« Charlotte ist entsetzt.
»Ich lag in der Wanne, und da ist es …«
»In der Wanne? Du gehst mit einem Buch, das du dir geliehen hast, in die Badewanne? Also, so etwas hätte ich nicht von dir
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