Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
so …« Sie runzelt die Stirn in gespielter Anstrengung. »So erwachsen an.«
Ich drohe ihr spielerisch. »Pass bloß auf, was du sagst. Ich bin … eine ausgesprochen freundliche, offene Person. Ich gebe jedem Mann eine Chance, also ab sofort.«
»Klar! Du bist ja fast so etwas wie die Mutter Teresa der Buckligen.«
»Und der Männer mit Überbiss«, ergänze ich.
»Und denen mit Haaren auf dem Rücken.«
»Und denen ohne welche auf dem Kopf.«
»Und gerade neulich habe ich dich zu einem dicken Kerl mit Eiterpickeln im Gesicht sagen hören, dass seine inneren Werte ihn schön machen.«
Wir prusten los. Dann streckt Pia mir die Hand entgegen.
»Peace?«
»Peace!«
Und schon liegen wir uns in den Armen, und es ist fast ein Wunder, dass ich nicht direkt noch mal losheule vor Erleichterung und Freude. Ich fühle mich geborgen, und es ist gut zu wissen, dass nicht nur ein Mann mir dieses Gefühl geben kann.
»Und jetzt essen wir diesen wunderbaren Kuchen!« Ich nehme die erste Gabel und seufze wohlig. »Mmmm, lecker. Bist du sicher, dass der von dir ist?«
»Willst du schon wieder frech werden?« Sie grinst. »Aber ich bin selbst begeistert, wie einfach der zuzubereiten ist. Ich habe das Rezept von einer Kundin. Habe ich dir eigentlich von der erzählt, Frau Schrackers? Also, ich sage dir …« Sie fängt an, mir vergnügliche Geschichten zu erzählen, und wir lachen, während wir danach von Hölzchen auf Stöckchen kommen und den Nachmittag verplaudern. Das Treffen zwischen ihr, Herrn Möller und Charlotte erwähnt Pia allerdings mit keinem Wort, und ich werde sie auch nicht danach fragen. Sie wird mir schon verraten, was da vor sich geht, wenn es für mich eine Bedeutung hat. Da bin ich ganz sicher. Außerdem kann ich Herrn Möller fragen, wenn er mich das nächste Mal im Laden besucht. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich mich auf den nächsten verbalen Schlagabtausch mit ihm freue.
Spätabends schickt Pia mir eine SMS.
Ich hab dich lieb, meine Süße, und ich bin froh, dass wir uns wieder vertragen haben. Ohne dich wäre mein Leben grau, das weißt du doch, oder? Und vergiss nicht: Egal, was kommt: ALLES WIRD GUT.
Ich lächle, als ich mich in meine Bettdecke einrolle. Alles wird gut. Ja, daran glaube ich gerade wirklich.
Kapitel 26
A ls ich am nächsten Tag ins Snack & See komme, höre ich ein merkwürdiges Geräusch. Hat der Ventilator im Computer ein Problem? Nein, es klingt eher so, als hätte jemand einen wahnsinnigen Schnupfen, aber kein Taschentuch zur Hand und müsse deshalb ständig den Schnodder in der Nase hochziehen.
Ich folge dem Geräusch bis zur angelehnten Tür von Wolfs Büro. Ist er krank? Dann soll er doch bitte nach Hause gehen, ich habe wirklich keine Lust, mich anzustecken.
»Guten Morgen!«, sage ich betont fröhlich, als ich das Büro betrete. Wolf sitzt mit dem Rücken zu mir und schaut aus dem Fenster. Er zuckt zusammen, als er mich hört, und fährt herum.
»Was ist denn mit dir los?«, platzt es aus mir heraus.
»Wie? Was denn? Nichts, was soll sein? Ich … ich …« Er stottert und scheint nach einer Antwort zu suchen. Seine Augenränder sind gerötet. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt denken, Wolf hätte geweint. Aber das ist ja wohl mehr als unwahrscheinlich, denn dann müsste er Gefühle haben, und allein die Bedeutung dieses Begriffes müsste er bei Wikipedia nachschauen.
»Bist du krank?«, frage ich ihn.
»Ich … ähm … eine Allergie!«
Er schaut sich im Raum um. »Ich habe eine Allergie gegen Staub! Hier!« Er fährt mit dem Finger über seinen Schreibtisch und zeigt ihn mir. Wirklich viel Staub kann ich nun zwar nicht an seiner Fingerspitze sehen, aber ich ahne bereits, was nun kommt. Und tatsächlich: Wolf erhebt sich schnell, drängelt sich an mir vorbei und schnauzt mich dabei an: »Du weißt ja, wo die Putzsachen sind. Ich bin mal eben weg, und wenn ich wiederkomme, ist hier alles picobello sauber. Verstanden?
Und mach das Retrofenster neu! Diese Woche nehmen wir Staying alive . Also los, zack, zack!«
Na super! Das ist ja mal wieder ein ganz toller Start in den Arbeitstag.
Nachdem ich Wolfs Büro ordentlich durchgewischt habe – nicht auszudenken, wenn er wirklich eine Allergie hat, daran zugrunde geht und die Polizei mich dann verdächtigt, ihn in den Tod getrieben zu haben –, bin ich gerade dabei, mir aus dem Internet Bilder von John Travolta und den Bee Gees für die Deko im Retrofenster auszudrucken, als
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