Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
absichtlich, um mich zu ärgern. Genau wie die beiden Vögelchen, die zu zweit im Baum schräg vor meinem Haus sitzen und sich gegenseitig putzen.
Und was ist das? Fallen da gerade wirklich zwei Blätter gemeinsam von dem besagten Baum?
Die Welt ist gemein, das Leben ist ungerecht, und beides hat sich offensichtlich gegen mich verschworen. Denn bei dem Wort gemeinsam fällt mir auf, was ich nicht bin: gem. Ich bin einfach nur einsam .
Alle reden ständig über die Gefahren der Gen-Manipulation. Aber was viel, viel schlimmer ist, ist die Gem-Amputation . Und unter der leide ich. Jeder hat irgendjemanden, mit dem er gemeinsam sein kann. Nur ich bin ganz und gar einsam auf dieser Welt. Wer liebt mich denn? Meine Eltern, ja, aber die sind evolutionär dazu gezwungen, habe ich jedenfalls mal in einer Zeitschrift gelesen. Aber von ihnen abgesehen?
Und bin ich selbst schuld daran? So schuld wie an dem Streit mit Pia? Habe ich mir das alles selbst eingebrockt mit meiner bescheuerten »Ich will Sex, aber keine Bindung«-Einstellung? Ist es das, was ich vom Leben erwarte? Will ich wirklich einfach immer nur Spaß haben, ohne eine Verpflichtung einzugehen?
Ich krame ein Taschentuch aus meiner Hosentasche und trockne meine Tränen ab. Wahrscheinlich geht es mir nicht allein so, oder? Ich schnappe mir mein Handy und sehe im Anrufspeicher die vielen Nummern von Frauen, die beim Männertaxi bestellt haben. Ich bin nicht allein! Aber wirklich tröstlich ist der Gedanke nun auch nicht. Ich zappe gedankenverloren durch meine gespeicherten Kurznachrichten. Bei einer bleibe ich hängen – es ist tatsächlich eine von Sascha. Wieso habe ich die denn nicht wie alle anderen von ihm gelöscht?
Nur ein Herz kann mehr geben als ein Körper.
Mir steigen schon wieder Tränen in die Augen. Er hat recht! Ein Körper kann Befriedigung spenden für ein paar Stunden – aber Liebe macht wirklich glücklich. Zumindest, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht.
Sascha hat um mich gekämpft. Ich war gemein zu ihm, doch er hat nie aufgegeben, mir zu sagen, dass ich ihm wichtig bin. All die Monate, in denen ich ihn abgewiesen habe, war er doch immer da. Der Fels in der Brandung.
Ob ich mich bei ihm melden sollte?
Ich habe schon den Daumen auf der Antworten -Taste, als mein Handy piept. Als ich die SMS lese, bleibt mein Herz ein zweites Mal in vierundzwanzig Stunden stehen.
Hallo Isa, ich würde gerne mit dir reden. Sag mir bitte Bescheid, wann wir uns treffen können. Tom
Tom? Mir fällt fast das Handy aus der Hand. Der kann mich mal! Meine Traurigkeit wird durch die auf einmal wieder brodelnde Wut wegkatapultiert, als würde in mir ein Vulkan ausbrechen. Vermutlich stoße ich gleich eine riesige Aschewolke aus und lege damit den Flugverkehr in ganz Europa lahm. Vielleicht ist es doch gar nicht so schlimm, Gem-amputiert zu sein, einsam ohne gem . Immerhin ist man dann nicht genervt von Typen, die es weder verdient haben noch wert sind, dass ich mich mit ihnen beschäftige.
Mit einem grimmigen Lächeln lösche ich die SMS von Tom – und schreibe stattdessen eine an Sascha:
Hallo Sascha! Ich würde mich gerne mit dir treffen. Hast du morgen Zeit? Liebe Grüße, Isa
Als zwei Minuten später eine Antwort von ihm kommt, muss ich lächeln.
Isa, du weißt, dass ich für dich alle Zeit der Welt habe!
Ja, das weiß ich. Sascha hat nie lockergelassen. Und ist es nicht das Beste, was einer Frau passieren kann – ein Mann, der sich nicht abschrecken lässt, der treu bleibt, auch wenn man ihm keinen Grund dafür gibt?
Dann komm doch heute Abend um 19 Uhr zu mir.
Vielleicht war es falsch, ihn wegzustoßen. Vielleicht ist er der Mann für mich, und ich habe es einfach nur nicht erkannt? Ich werde es herausfinden!
Sah er immer schon so gut aus? Ja, natürlich – aber wenn man einen Menschen mal eine längere Zeit nicht gesehen hat, dann ist es manchmal doch so, als würde man ihn zum ersten Mal treffen. Und Sascha kann sich wirklich sehen lassen: groß, gutgebaut, die Haare cool zurechtgemacht. Es hat schon seine Gründe, warum ich verdammt scharf auf ihn war!
Wie bekommt man die Haare wohl so hin? Vermutlich steht er länger vor dem Spiegel als ich. Aber egal, ich kann mich gar nicht satt an Sascha sehen, während er vor mir auf der Couch sitzt und meine Frage nach dem, was er in den vergangenen Monaten so getrieben hat, beantwortet. »Ich habe richtig Karriere gemacht. Bin eine Stufe raufgestolpert und nein, ich habe nicht mit dem Chef
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