Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Ich habe sogar damit angefangen, mich zu ändern, so rein optisch. Ich wollte Ihnen gefallen, ich Idiot, weil ich dachte, dass Sie mir dann eine Chance geben würden.«
Ich schäme mich. Ich schäme mich so sehr! Dieser ganze Humbug mit dem Beuteschema, dieses ganze Er ist mir aber zu klein – wie blöd bin ich eigentlich gewesen?
»Und dann erfahre ich so ganz nebenbei, dass Sie mit anderen Kerlen sogar sofort ins Bett gehen. Die müssen sich nicht verändern. Mit denen klappt das wunderbar ohne viel Tamtam.« Herr Möller sieht aus, als würde sein Kopf gleich explodieren. Ich schaue schuldbewusst auf den Fußboden. »Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn man sich für einen Menschen abstrampelt, wenn man nie die Hoffnung verliert, dass es irgendwann vielleicht eine Chance geben könnte – und dann merkt man, dass man am ausgestreckten Arm verhungert, während jeder dahergelaufene Teilzeit-Gigolo ein großes Stück vom Kuchen bekommt?«
Damit geht er nun doch zu weit. »Jeder dahergelaufene Teilzeit-Gigolo?«, poltere ich los. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie haben doch keine Ahnung, was in den letzten Wochen wirklich passiert ist! Ja, ich habe mit ein paar Männern geschlafen, ohne sie vorher erst in Ruhe kennenzulernen. Na und? Was ist so schlimm daran? Aber da es Sie so sehr interessiert, Herr Möller: Es waren zwei! Keiner von ihnen war dahergelaufen! Und keiner von denen hat mich als Stück vom Kuchen gesehen, sondern, sondern …« Ich ringe nach Worten. »Die haben mich als … als gottverdammte Torte gesehen! Mich! Im Ganzen! Denn so ist das nun mal, Herr Möller: Man muss mich so nehmen, wie ich nun mal bin. Jaja, witzig und sexy, das gefällt Ihnen gut, aber wehe, ich entspreche nicht Ihren persönlichen Moralvorstellungen, dann wird es haarig, dann fragen Sie gar nicht mehr nach, sondern spielen sofort die beleidigte Leberwurst.« Ich weiß gar nicht so genau, in welche Richtung ich hier gerade argumentiere, aber weil ich so in Fahrt bin, mache ich einfach mal weiter. »Ich gebe ja zu, dass ich Tomaten auf den Augen hatte! Ich hätte sehen müssen, dass Sie etwas ganz Besonderes sind! Ja, und? Komme ich dafür jetzt in den Gefühlsknast, oder was? Ich hab’s doch inzwischen begriffen! Und ich weiß inzwischen auch, dass man mal ein Risiko eingehen muss, auch wenn etwas nicht sofort auf den ersten Blick passt. Sie fühlen sich verarscht, weil ich mit anderen Männern geschlafen habe? Ha! Können Sie sich vorstellen, was ich für eine Scheißangst habe, weil ich fürchte, dass ich Sie verliere, bevor ich Sie überhaupt … äh … hatte?« Habe ich in den letzten drei Minuten eigentlich mal Luft geholt? Ich fühle mich auf einmal so außer Atem, dass ich eine Pause machen muss. Schwer atmend, aber durchaus kampfeslustig blitze ich Herrn Möller an. Und bemerke, dass sich seine Wut gelegt hat. Seine blauen Augen strahlen mich an. Ich könnte in ihnen versinken! Auf einmal fällt mir auf, dass er wunderschön geformte Lippen hat, und ich möchte gerade nur eines: sie küssen.
»Warum war es Ihnen eigentlich so wichtig, mit mir zu reden?«, fragt er mich sanft.
»Weil … weil … weil es mir wichtig war«, stottere ich, »also so irgendwie, so …«
»Es?«
»Na ja … weil Sie mir wichtig waren.«
»Waren?« Er lächelt mich an.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. »Sind, Herr Möller. Sie sind mir wichtig!«, platzt es aus mir heraus.
Wir schauen uns an, und ich habe das Gefühl, als würde man mein Herz klopfen hören können. Da stehe ich, Isabell Schwärzenbach aus Münster-Hiltrup, mit Herrn Möller vor Charlottes Bücherregal, und mir rutscht gerade verdammt noch mal das Herz in die Hose.
»Und was ist das jetzt … mit uns?«, fragt Herr Möller sanft.
»Wenn ich das mal wüsste!« Ich schaue ihn hilflos an. »Sagen Sie es mir?«
»Nun …« Er kommt zu mir herüber. »Wir können uns offensichtlich sehr gut streiten. Und wir können miteinander lachen. Und alles andere … wird sich vielleicht finden.«
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Aber trotzdem, eine kleine Angst meldet sich sofort wieder in mir zu Wort: »Vielleicht?«, frage ich. »Müssten wir nicht eigentlich wissen, dass es sich bestimmt finden wird?«
Herr Möller steht nun ganz nah vor mir. »Ach Mensch, Frau Schwärzenbach. Wissen Sie denn nicht, dass vielleicht die kleine Schwester der Hoffnung ist?«
»Und bestimmt ist …«
Er überlegt. »
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