Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
in einer Stunde hier.«
»Möchtest du so lange warten?«, fragt Charlotte. »Ich habe noch etwas Sandkuchen da, und …«
»Nicht nötig!« Ich springe auf und rase in meine Wohnung. Eine Stunde? Ich werfe einen schnellen Blick in den Spiegel. Okay, das bekomme ich hin …
Kapitel 34
A ls ich wieder in Charlottes Wohnung komme, trage ich ein leichtes Sommerkleid und meine besten Schuhe. Meine Haut strahlt, als wäre ich spontan im Urlaub gewesen, und glitzert dank einer brandneuen Bodylotion an den entscheidenden Stellen verführerisch. Mein Haar wogt über meine Schultern – vermutlich verstirbt es gerade wegen der ganzen Volumenprodukten, die ich einmassiert und draufgesprayt habe, aber ich hoffe einfach mal, dass Herr Möller mich auch mit Glatze lieben wird, wenn er erst einmal dazu bereit ist, mich überhaupt wieder sympathisch zu finden. Der verführerische Duft meines Lieblingsparfüms umweht mich, und ich fühle mich schön, anziehend, begehrenswert … und kaum, dass ich das Wohnzimmer betrete, klein, unsicher und hilflos. Denn Herr Möller ist schon da. Er trinkt eine Tasse Tee und hört lächelnd seinem Vater zu. Als er mich sieht, gefriert dieses Lächeln innerhalb von Sekunden.
»Ich muss weg, meine Lieben. Habe noch einen Termin«, sagt er. Während er die Tasse auf den Tisch stellt und aufsteht, würdigt er mich keines Blickes. Ich stehe einfach nur da wie bestellt und nicht abgeholt. Mein Herz rast, aber ich bekomme keinen Ton raus.
»Nun warte doch mal, mein Sohn. Isa ist hier, weil sie gerne mit dir reden möchte!« Ernst hat den sogenannten Ernst der Lage erkannt und ergreift Partei für mich.
»Wie jetzt? Das Ganze hier ist auch noch abgekartet? Das ist jetzt nicht wahr, oder?«
Mir wird flau im Magen. Das läuft gerade gar nicht gut. Und noch dazu versucht er jetzt, sich an mir vorbeizudrängeln.
»Bitte bleiben Sie, Herr Möller, und hören Sie sich an, was Isa zu sagen hat«, bittet ihn nun auch Charlotte.
Was ich ihm zu sagen habe? Tja, nun wäre eine gute Gelegenheit, mir schleunigst darüber Gedanken zu machen. Ich bin keine Schlampe, Herr Möller, könnte etwas dürftig sein.
»Nein, tut mir leid, ich muss wirklich …«
»Setz dich!«, donnert Ernst. Sein Sohn bleibt stehen und dreht sich zu ihm um. »Du wirst dir jetzt anhören, was die junge Dame dir zu sagen hat. Das ist eine Frage der Höflichkeit und des Anstandes.«
Ich könnte Ernst gerade küssen.
»Setz dich, mein Sohn, wir lassen euch einen Moment alleine«, sagt Ernst nun wieder in seiner gewohnt ruhigen Art. Herr Möller schaut Charlotte an, die lächelnd und aufmunternd nickt. Also, so musste auch noch kein Mann gezwungen werden, mit mir zu reden.
Herr Möller bleibt im Raum stehen, während Charlotte und Ernst hinter sich die Tür schließen. Ich schaue betreten auf meine Schuhspitzen und stelle fest, dass sie vorne ein kleines bisschen abgeschrabbt sind. Ich überlege, wann ich sie gekauft habe und ob ich sie wohl noch mal umtauschen könnte. Vielleicht gibt es sie ja sogar noch in einer anderen Farbe. Rot wäre nicht schlecht. Oder Dunkelblau, das würde mir auch gefallen. Ich könnte mir auch ein ganz anderes Modell aussuchen …
»Mhmh«, räuspert sich Herr Möller.
Okay, es hilft nichts. Keine weiteren Ausflüchte mehr. It’s showtime!
»Nun, worüber wollen Sie mit mir reden?« So ernst habe ich Herrn Möller noch nie erlebt. Okay, in den letzten Tagen schon, aber vorher nicht. Wo ist dieser lustige, schelmische Blick? Mir wird übel, als würde ich gerade auf einem Zahnarztstuhl sitzen, festgeschnallt an Armen und Beinen.
»Sollen wir uns nicht lieber setzen?« Warum redet man eigentlich lieber im Sitzen? Weil es dann nicht so auffällt, wenn einem die Beine versagen? Meine fühlen sich gerade an, als wären sie aus Gummi.
Herr Möller setzt sich wieder auf die Couch und schaut durch das Fenster nach draußen. Er ignoriert mich, sofern das in dieser Lage möglich ist.
Okay, Isa, los!
»Ich möchte wissen, warum Sie so sauer auf mich sind.« So, der erste Satz ist raus. »Warum gehen Sie mir aus dem Weg? Ich wüsste nicht, dass ich Ihnen irgendwas getan hätte!«
Er beginnt, mit seinem linken Fuß zu wippen. Ha! Ein eindeutiges Zeichen der Nervosität, das Diplompsychologin Isabell Schwärzenbach natürlich nicht entgeht. Es fällt Herrn Möller also alles andere als leicht, über dieses Thema zu reden. Was andererseits bedeutet, dass es ihm nicht egal ist. Dass ich ihm nicht egal bin.
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