Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Denn sonst würde er so cool bleiben, wie er sich in der letzten Zeit gegeben hat.
Stille. Irgendwo tickt eine Uhr.
Im Baum vor dem Fenster sitzen wieder die beiden Vögel, aber sie zwitschern nicht. Offenbar erkennen auch sie den Ernst der Lage.
Stttttiiiiiillllleeeeee …
»Also gut!« Ich erschrecke mich richtig, als Herr Möller das sagt. »Fangen wir von vorne an!«
Ich setze mich gerade hin und streiche das Kleid auf meinen Oberschenkeln glatt. »Das ist eine gute Idee.«
»Ich weiß von Ihrem Männertaxi!« Immer noch würdigt er mich keines Blickes.
»Okay«, erwidere ich und muss mich räuspern, denn mein Mund wird trocken.
»Ich weiß, dass Sie es mit Ihrer Freundin Pia zusammen führen.«
Ein wenig komme ich mir vor wie in einem Polizeiverhör bei der Beweismittelanalyse. »Das stimmt.« Und ist noch lange kein Grund, sauer auf mich zu sein.
»Ich weiß auch, dass mein Vater für Sie arbeitet. Oder besser gesagt, dass er für Sie gearbeitet hat. Ich glaube, er wollte ohnehin kündigen.«
Logisch! Jetzt wo er mit Charlotte zusammen ist, wird er wohl kaum noch Interesse daran haben, sich mit anderen Frauen zu treffen. »Davon bin ich ausgegangen«, sage ich.
»Und natürlich weiß ich auch, dass Charlotte meinen Vater über das Männertaxi kennengelernt hat.« Sollte er mir dafür nicht eigentlich dankbar sein? Ich meine, hallo, ich habe seinem Vater eine neue Liebe beschert! »Herr Möller, das ist natürlich alles so, wie Sie es sagen, aber das hat doch gar nichts mit uns …«
Er unterbricht mich, indem er seine Hand warnend erhebt, ohne aber seinen Blick auf mich zu richten.
»Und ich weiß auch … also …« Er rutscht nervös auf seinem Platz herum, und ich habe das Gefühl, dass er eigentlich aufstehen und rauslaufen will. »Und ich weiß auch, dass Sie die Männer … testen, bevor Sie sie einstellen. Und dass es sich hier nicht nur um Theaterbesuche, Kinotreffen oder andere harmlose Dinge handelt, muss ich sicher nicht extra erwähnen, oder?«
Ich habe das Gefühl, ich muss mich rechtfertigen. Aber warum eigentlich? Es kann ihm doch schnurzpiepegal sein, dass ich die Männer teste, die ich einstelle. Was geht ihn das an? Wir sind schließlich nicht zusammen. Ich betrüge ihn nicht. Das wäre ja fast so, als wäre ich auf Chantal oder Gaby eifersüchtig, weil sie den Mann bekommen haben, den ich mal … oh. Ach so. Daher weht der Wind!
»Sind Sie … eifersüchtig?«, frage ich vorsichtig.
Als hätte man ihm einen Stock in den Hintern katapultiert, springt Herr Möller von der Couch auf. »Eifersüchtig?«, schnauzt er mich an. »Eifersüchtig? Ha! Dass ich nicht lache!«
Okay, Freundchen, bis hierhin – und nicht weiter. Ich springe ebenfalls auf. Und das trotz meiner hochhackigen Schuhe! Dafür habe ich doch eigentlich Applaus verdient.
»So, dann sind Sie also nicht eifersüchtig – was denn dann?«, schieße ich zurück. »Ein konservativer Pupser, der sich bei der Idee, dass es das Männertaxi gibt, fast vor Angst ins Hemd macht, oder was?«
»Sie haben gar keine Ahnung, was all das hier für ein Scheißgefühl ist!«
»Dann erklären Sie es mir gefälligst!«, poltere ich zurück. »Gönnen Sie Ihrem Vater etwa das Glück nicht, das er durch mein Männertaxi gefunden hat?«
»Ich habe mich so sehr für meinen Vater gefreut! Charlotte ist eine tolle Dame, mit der er vielleicht seinen Lebensabend verbringen kann. Als ich von dem Männertaxi erfuhr, fand ich es zunächst ungewöhnlich für einen Mann in seinem Alter, aber heutzutage gibt es nun mal alle möglichen und unmöglichsten Wege, andere Menschen kennenzulernen!« Seine blauen Augen sind jetzt direkt auf mich gerichtet, seine Wangen glühen, und als ich etwas zu meiner Verteidigung sagen will, unterbricht er mich sofort. »Und als ich erfuhr, dass Sie dieses Männertaxi führen, hat Sie das für mich nur noch interessanter gemacht!«
Nun kommen wir der Sache doch langsam näher. »Noch interessanter?«, frage ich.
»Ja, noch interessanter. Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich gar nichts mitbekommen? Als ich Sie vor ein paar Monaten das erste Mal in der Videothek gesehen habe, bin ich nur noch wegen Ihnen dorthin gegangen! Verstehen Sie? Ich fand Sie sofort nett, interessant, hübsch, witzig!«
Mein Herz schlägt ein bisschen schneller.
»Ich wollte Sie näher kennenlernen, habe aber schnell gemerkt, dass ich wohl nicht Ihr Typ bin. Also habe ich mich zum Clown gemacht, weil ich Ihnen imponieren wollte.
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