Gefühl haben, dass sich jeder Hinz und Kunz melden kann. Obwohl – kann man Männer eigentlich mit Sex-Aussichten abschrecken? Und wenn Hinz aussähe wie George Clooney und Kunz wie Christoph Metzelder …?
»Haben Sie Lust, Frauen nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen und dabei auch noch reich zu werden?«, schlägt Pia vor.
»Reich? Hmm … das werden sie aber sicher nicht, oder?«, bezweifle ich. »Reich werden doch nur wir.« Ich lache verschwörerisch.
»Das müssen sie ja nicht wissen. Und wer weiß, wie gut das Taxi läuft: Man fängt doch mit allem klein an, und wenn man es richtig anstellt, kann man etwas total Großes draus machen«, motiviert Pia mich.
»Okay, du kannst das ja schon mal eben so eintippen. Ich hole uns noch ein Gläschen Wein.«
»Wir brauchen auch eine E-Mail-Adresse, an die die Männer schreiben können«, sagt Pia, als ich zurückkomme.
»Stimmt, dafür möchte ich ungern meine private Adresse nehmen. Man muss das Private von dem Dienstlichen trennen können, das sagt dir jeder Chef«, bemerke ich lachend.
»Nichts leichter als das. Ich hab doch die Internetseite für mein Fingernagelstudio und könnte schnell eine zweite Domain beantragen, die zum Beispiel www.maennertaxi.de heißt. Das ist eine Sache von Sekunden«, schlägt Pia vor. »Und dann hast du die E-Mail-Adresse
[email protected] .«
Wahnsinn! Hört sich prima an! »Aber müssen wir eigentlich auch noch einen richtigen Firmennamen haben? Oder sollen wir dieses gesamte Projekt der Einfachheit halber Männertaxi nennen?«, brainstorme ich weiter.
» Männertaxi ist doch klasse!« Pia klappert auf der Tastatur, und auch wenn ich keine Ahnung habe, was sie da jetzt genau macht, fühle ich, dass sie genau das Richtige tut.
»Die Domain ist noch frei!«, jubelt Pia, nachdem sie die von uns ausgedachte Adresse in eine Suchmaschine eingegeben hat, bei der man die Verfügbarkeit von Webadressen überprüfen kann. »Das ist cool, Isa, das ist soooohoooo cool!«
»Klasse!«, freue ich mich.
Pia tippt irgendwas in ein Formular ein, und am Ende sagt sie: »So, das Baby hat einen Namen! Jetzt können wir die Anzeige schalten.«
»Warte mal … ich muss kurz nachdenken. Der Anfang der Anzeige ist schon mal gut so. Vielleicht sollten wir aber auch noch erwähnen, dass es sich um eine äußerst seriöse Geschichte handelt und vor allem nichts mit Telefonsex oder dergleichen zu tun hat«, werfe ich ein. »Ich habe im Fernsehen mal einen Bericht gesehen über diese Frauen, die an der anderen Seite der Null-Neunhunderter-Nummern sitzen und den Kerlen in den Hörer stöhnen. In Wirklichkeit bügeln sie gerade ihre Wäsche oder stricken sich einen Pullover. Sind zwar auch alles Gründe zum Stöhnen, aber das braucht doch kein Mensch.«
»Wie wäre es mit: Kein Telefonsex! Seriös! Trauen Sie sich!«, beginnt Pia.
»Mailen Sie uns noch heute, und werden Sie ein Teil des weltersten Männertaxis!«, vollende ich die Idee.
»Das isses«, sagen Pia und ich gleichzeitig, während unsere Gläser beim Anstoßen leise klirren.
Ich tippe den Anzeigentext in das dafür vorgesehene Feld, was unter dem Einfluss des Rotweins schwieriger ist, als ich gedacht hätte, gebe meine persönlichen Daten ein und klicke auf Senden .
»Halt, halt, warte mal!«, ruft Pia plötzlich aufgeregt. »Was ist, wenn sich nur hässliche Männer melden? Dann sitzen wir irgendwann mit denen zu einem Vorstellungsgespräch in einem Café und … brrrrr!«
»Auweia, wieso ist uns das denn nicht vorher eingefallen … warte mal …« Ich lese schnell, was nun in dem Fenster steht, das sich nach dem Abschicken automatisch geöffnet hat, und atme erleichtert auf. »Solange der Text von unserer Redaktion noch nicht online geschaltet wurde, können Sie ihn jederzeit ändern«, lese ich vor. »Also, Konzentration jetzt, es wird feingeschliffen!«
Als wir schließlich den fertigen Text auf dem Bildschirm sehen, prosten wir uns noch einmal zu und schicken ihn dann freudestrahlend ab:
Haben Sie Lust, Frauen nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen und dabei auch noch reich zu werden? Kein Telefonsex, keine Verpflichtungen. Eine seriöse Vermittlungsagentur freut sich auf Ihre Bewerbung (nur mit Bild). Trauen Sie sich, und schreiben Sie noch heute an:
[email protected] Pia und ich legen uns auf den Rücken und betrachten grinsend den künstlichen Sternenhimmel an meiner Schlafzimmerdecke. Meine ich das nur, oder drehen die sich wirklich gerade ein