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Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)

Titel: Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Koßmann
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greifen, vier davon auf die Zunge, und ich wäre die Ruhe selbst. Aber die Tropfen befinden sich in meiner Handtasche, und diese steht in meiner Küche. Also gefühlte vierhunderttausend Kilometer weg von mir. In einer anderen Welt, womöglich in einem anderen Universum.
    Ich höre, wie Phil sich räuspert, und sage, ohne mich umzudrehen: »Einen Moment noch, das Wasser kommt sofort!«
    »Ja klar, alles okay, lass dir Zeit. Ich bewundere so lange diese außergewöhnliche Form der Natur!«
    Außergewöhnliche Form der Natur hallt es in meinen Ohren, als würde man in einem Alpental das Echo ausprobieren. Mist! Er meint mich! Ich wünschte, die Erde würde sich unter mir einen XXL-Spalt weit öffnen und mich verschlingen.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, ertönt es hinter mir, »solche Rundungen.«
    Ich glaube, ich bleibe einfach für immer hier stehen. Auf meinen Grabstein wird dann der Satz eingemeißelt werden: »Sie stand eine Woche starr auf der Stelle, bevor sie qualvoll verhungerte.« Wahrscheinlich wird man meinen Körper aufrecht begraben müssen, so verkrampft, wie ich gerade bin.
    »Die Natur macht manchmal wirklich die wildesten Sachen.« Phil lacht.
    Er lacht über mich. Er lacht mich aus! Es bricht mir fast das Herz. Warum habe ich nur diese blöden sieben Kilos zugenommen nach der Trennung von Tom? Warum kann ich kein Supermodel sein oder wenigstens eine normalfigurige Frau wie Pia? Warum habe ich das Mineralwasser nicht vorher auf den Nachttisch gestellt, dann müsste ich jetzt nicht an dieser beschissenen Kommode stehen und dem schönsten Mann der Welt den schlimmsten Hintern des Universums präsentieren!
    »Kann ich dir eigentlich irgendwie helfen mit dem Wasser?«, fragt Phil hinter mir.
    »Ich komme sofort«, antworte ich schnell und wie abgelesen. So wie ich gerade rede, könnte ich glatt in einer Daily Soap mitspielen.
    »Kannst du mir erklären, wie so etwas zustande kommt? Ich meine: oben so schmal und unten dann kugelrund?«
    Jetzt reicht es! Dr.Christian Troy hin oder her, blaue Augen oder nicht, Astralkörper in meinem Bett oder sonst wo: Beleidigen lasse ich mich nicht! Auch wenn ich ihm natürlich problemlos an den Kopf werfen könnte, dass man eine solch schreckliche Figur davon bekommt, wenn man Liebeskummer hat und sich wegen eines doofen Typen nur noch von Eis und Schokolade ernährt.
    Ich lasse die Gläser auf der Kommode stehen, unterdrücke ein kleines Rülpserchen, das sich trotz Kohlensäuremangel einen Weg nach draußen zu bahnen scheint, und drehe mich abrupt um. »Es tut mir weh, was du sagst!«
    Phil wendet seinen Kopf zu mir, was bedeutet, dass er vorher nicht zu mir geschaut hat. Er blickt mich fragend an und zeigt zu meiner Fensterbank hinüber. »Ähm, es tut dir weh, wenn ich über das da rede?«
    »Du redest über … über Otto? «
    »Otto?« Phil schaut mich verdutzt an.
    Und dann muss ich lachen. Er hat die ganze Zeit tatsächlich gar nicht über mich geredet, sondern über den Kaktus, den ich als Kind von meinem Opa geschenkt bekommen habe. Und der hat tatsächlich im Lauf der Jahre die wohl komischste Figur angenommen, die ein Kaktus überhaupt haben kann: Er ist unten rund und stachlig, aber dann ist nach oben ein langer Pinöppel gewachsen, an dem sich hin und wieder eine Blüte zeigt. Otto schaut tatsächlich ein bisschen aus wie eine mutierte stachlige Birne. Und ich dachte, dass Phil … »Äh, ja, klar – also, weißt du, Kakteen, das sind ja nicht nur irgendwelche Pflanzen, die haben Gefühle und sehen sich fast als so etwas wie … äh … Familienmitglieder«, versuche ich, die Situation zu überspielen, nehme die beiden Gläser und setze mich neben Phil. »Darüber gibt es wissenschaftliche Studien. Ist doch eigentlich allgemein bekannt. Oder?«
    Er sieht mich verblüfft an. »Echt? Also, das wusste ich wirklich nicht.«
    Ich merke, wie ich wieder Oberwasser bekomme, und tätschle ihm beruhigend den muskulösen Oberschenkel. »Macht doch nichts. Wir haben alle unsere Spezialgebiete, oder? Und jetzt erst mal: Prost!«
    Wir stoßen mit unseren Gläsern an, und auch wenn ich meins erneut sofort auf ex leere, bin ich doch wieder Herrin meiner Sinne und möglicherweise auch der Lage. Also beginne ich, ihm die Pläne für das Männertaxi zu erklären, die er toll findet, und hake die einzelnen Punkte auf meiner Checkliste ab.
    Am Ende baue ich noch die Frage nach seinem Beziehungsstatus ein; eigentlich ist die für den Job ja egal, aber es

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