Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Gesicht aus Stein gemeißelt. Ich gehe vor Phil durch den Flur Richtung Schlafzimmer – und stolpere! Lag der Teppich immer schon hier? Nur mit Müh und Not kann ich mich noch fangen. Um ein Haar wäre ich vor Phil auf die Knie gegangen.
Oh. Mein. Gott.
Wie peinlich!
»So, das ist mein Büro. Also eigentlich ist es ein Schlafzimmer, aber ich habe meinen Internetanschluss in diesem Raum, und deshalb steht mein Laptop hier. Siehst du, da vorne, am Fußende meines Bettes. Ich habe gestern übrigens die Betten frisch bezogen, ich hoffe, du stehst auf Rosen? Ich finde sie so unheimlich romantisch … Also nicht nur auf Bettwäsche, sondern auch in echt, aber da piksen sie manchmal ganz fürchterlich. Ich musste mal ins Krankenhaus, als mir jemand einen ganzen Strauß roter Rosen geschenkt hat und mir die neun Trillionen Dornen die Handflächen aufschlitzten.« Mein Gott, was rede ich denn da überhaupt? Und dazu grinse ich auch noch, als würde ich Geld dafür bekommen! Aber irgendwie bin ich auf Autopilot und kann einfach nicht aufhören. »Es sah aus wie nach einem Massaker und ich befürchtete schon, dass man mir die Hände amputieren müsste, aber dann wurden zum Glück nur die Dornen aus der Wunde entfernt und ich bekam dicke Verbände, die ich dann zwei Wochen tragen musste, und da konnte ich quasi so gut wie gar nichts selber machen. Meine Eltern mussten mich sogar füttern, weil ich ja weder ein Messer noch eine Gabel halten konnte und alle haben mich immer geärgert und am liebsten hätte ich ihnen dann den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt, aber das ging ja nicht, und …« Und dann bekomme ich keine Luft mehr. Ich fühle mich wie nach einem Hundert-Kilometer-Marathon. Total außer Atem und mit rasendem Herzen schaue ich Phil an.
»Redest du immer so viel?« Er schaut lieb aus, wenn er so besorgt lächelt. So ein Mann, dem man direkt sagen würde: Nimm mich doch bitte mal kurz in den Arm und lass mich die Geborgenheit bei dir spüren.
»Nein, normalerweise nicht«, antworte ich, weil mir nichts Originelleres einfällt. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich eigentlich nur dann so viel rede, wenn ich nervös bin. Das würde er dann folgerichtig auf sich beziehen, und man sollte einem Mann nie zeigen, dass er einen nervös macht. Ein absolutes No-Go.
Phil schaut sich im Zimmer um und nimmt dann auf dem Bett Platz. »Ein Arbeitszimmer, das eigentlich ein Schlafzimmer ist, und ein Männertaxi – du hast wirklich außergewöhnliche Ideen«, stellt er fest. Eigentlich müsste ich ihm jetzt wie üblich das Geschäftsmodell erklären, aber mir schwirren so viele Gedanken im Kopf umher, dass ich nicht einen einzigen klaren fassen kann. Ich bin froh, dass ich mich nicht im Spiegel sehen kann, denn mein Grinsen muss gerade so schrecklich ausschauen wie bei einem Bankangestellten, der verzweifelt versucht, sich nicht anmerken zu lassen, dass der Kunde vor ihm nie und nimmer einen Kredit bekommt. Oder wie Angelina Jolie auf einem dieser So-schrecklich-sieht-sie-ungeschminkt-aus -Bilder in manchen Klatschzeitschriften.
»Möchtest du was trinken?«, frage ich deshalb völlig aus dem Kontext gegriffen.
»Gerne! Vielleicht ein Wasser?«
Wasser? Gute Idee! Ich könnte mich gerade unter einen Hahn hängen und die kompletten Wasservorräte von Münster-Hiltrup trinken. Meine Zunge klebt so dermaßen am Gaumen fest, dass ich sie bei jedem Wort losreißen muss wie ein Gefangener, der mit einem Seil an der Kerkerwand festgebunden ist.
Ich drehe mich zur Kommode um und schütte mit leicht zitternden Händen Mineralwasser in zwei Gläser, leere meins auf ex (zum Glück ist es kohlensäurefrei!) und fülle es noch einmal. Dann stelle ich noch schnell die Stereoanlage an, aus der uns Whitney Houston ihr I will always love you entgegendonnert. Und wie ich da so stehe, wird mir bewusst, dass Phil genau hinter mir sitzt. Ich fühle seine Blicke in meinem Rücken und vor allem … an meinem Po. Und auf einmal schäme ich mich. Normalerweise stehe ich dazu, dass ich keine dünne Hippe bin, aber genau in diesem Moment hasse ich mich dafür. Ein Mann wie Phil mag doch sicher nur superschlanke Hühner wie Heidi Klum oder Claudia Schiffer. Aber doch keine Frau wie mich.
Ich spüre, dass mein ganzer Körper sich total versteift, was erstaunlich ist, da ich zeitgleich auch noch anfange zu zittern. Es fühlt sich fast so an, als stünde ein Zahnarzttermin bevor. In diesen Fällen würde ich jetzt zu meinen Bachblütentropfen
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