Märchen aus 1001 Nacht
mitten ins Meer zu werfen. Hundert Jahre lag ich dort und sprach während dieser Zeit in meinem Herzen: âJeden, der mich erlöst, mache ich für alle Zeit reichâ; aber die hundert Jahre verstrichen, ohne dass jemand kam, mich zu befreien. Dann kamen weitere hundert Jahre über mich, in denen ich sprach: âJedem, der mich befreit, öffne ich die Schätze der Erdeâ; aber niemand befreite mich. Als weitere vierhundert Jahre über mir hingezogen waren, sprach ich: âJedem, der mich befreit, erfülle ich drei Wünscheâ; aber keiner befreite mich. Da ergrimmte ich in heiÃem Zorn und sprach bei mir: âJeden, der mich jetzt befreit, bringe ich um und stelle ihm die Wahl seines Todes anheim.â Und siehe! Da hast du mich befreit und ich habe dir deine Todesart anheim gestellt.â
Als der Fischer die Erzählung des Ifrits vernommen hatte, rief er: âAllahs Wunder, musste ich auch gerade zu dieser Zeit kommen und dich befreien!â Dann bat er den Ifrit: âVerschone mich und lass mich am Leben, so wird Allah dich auch verschonen, bring mich nicht um, so wird Allah dir auch Macht geben über den, der dich verderben will.â Der Marid antwortete jedoch: âDu musst in jedem Fall sterben, darum wähle dir deine Todesart.â Noch einmal bat der Fischer, der seinen sicheren Tod vor Augen sah, den Ifrit: âVerschone mich zum Dank dafür, dass ich dich befreit habe.â Der Ifrit antwortete jedoch: âGerade deshalb, weil du mich befreit hast, will ich dich umbringen.â âO Ifritenfürstâ, bat der Fischer, âhabe ich dir Gutes erwiesen und du willst es mit Bösem vergelten?â Der Ifrit antwortete jedoch dem Fischer: âGier nicht nach dem Leben, dein Tod ist unabänderlich.â Da sprach der Fischer bei sich: Das ist nur ein böser Geist, ich aber bin ein Mensch, dem Allah seinen gesunden Verstand gegeben hat; ich muss mit meinem Verstand und meiner Erfindungsgabe etwas zu seinem Verderben ersinnen, ebenso wie er mit List und Tücke zu Werke ging. Dann fragte er den Ifrit: âHast du wirklich den festen Willen, mich zu töten?â Er antwortete: âJa.â Darauf sprach er: âBei dem höchsten Namen, der in den Siegelring Salomons eingegraben ist, wirst du mir die Wahrheit sagen, wenn ich dich noch etwas frage?â Der Ifrit antwortete: âJaâ, erbebte jedoch bei der Erwähnung des höchsten Namens und sagte: âFrage, doch machâs kurz!â Da fragte ihn der Fischer: âWie kannst du in dieser Flasche gewesen sein, die nicht einmal deine Hand oder deinen FuÃ, geschweige denn deinen ganzen Körper fassen kann?â Der Ifrit antwortete: âDu glaubst nicht, dass ich da drin war?â Der Fischer entgegnete: âIch glaub es nicht eher, bis ich dich mit eigenen Augen darin sehe.â Sogleich schüttelte sich der Ifrit und löste sich in Rauch auf, der bis zum Himmel stieg, worauf er sich wieder zusammenzog und sich nach und nach in die Flasche senkte, bis er völlig in ihr verschwunden war. Da nahm der Fischer schnell das Bleisiegel, verschloss die Ãffnung der Flasche und rief dem Ifrit zu: âWähle dir von mir deine Todesart! Für- wahr, ich werfe dich hier ins Meer, baue mir hier ein Haus und warne jeden Fischer, hier zu fischen. Ich sag ihm: âHier liegt ein Ifrit im Meere, der jedem, der ihn herausholt, die Todesarten erklärt und ihm dann die Wahl lässt.ââ Bei diesen Worten des Fischers versuchte der Ifrit herauszukommen; er vermochte es jedoch nicht, da er sich eingeschlossen fand und oben das Gepräge vom Siegelring Salomonns erblickte. Als er nun merkte, dass der Fischer ihn in das niedrigste, unreinste und kleinste Ifritengefängnis eingesperrt hatte und mit der Flasche zum Meer ging, rief er: âNicht doch, nicht doch!â Der Fischer jedoch entgegnete: âJa doch, ja doch!â Da beruhigte sich der Marid und fragte unterwürfig: âFischer, was willst du mit mir tun?â Der Fischer antwortete: âDich ins Meer werfen; hast du bereits achtzehnhundert Jahre darin gelegen, so will ich nun dafür sorgen, dass du bis zur Stunde des Gerichts darin bleibst. Sprach ich nicht zu dir: âVerschone mich, so wird Allah dich auch verschonen, töte mich nicht, so wird Allah dich auch nicht töten? Du aber hörtest nicht auf meine Worte, sondern wolltest Verrat an mir üben;
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