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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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wurde vor ihm hergeworfen und er sprengte hinterher, bis er ihn einholte und aus Leibeskräften mit der Keule schlug, die er fest in der Hand hielt. In dieser Weise schlug er den Ball, bis seine Hand und sein ganzer Körper in Schweiß gerieten und die Arznei aus dem Griff in ihn eindrang. Wie der Hakim Rujan dieses nun bemerkte, befahl er ihm, ins Schloss zurückzukehren und sogleich ins Bad zu gehen.
    Der König Junan kehrte auf der Stelle um und befahl, das Bad zu verlassen, damit er selber baden könne und die Kammerdiener und Mamelucken eilten um die Wette, dem König sein Zeug bereitzulegen, während er sich ins Bad begab und sich tüchtig wusch. 
    Als er sich wieder angekleidet hatte, ritt er ins Schloss und legte sich schlafen. Wie er nun wieder erwachte und seinen Körper begutachtete, sah er allen Aussatz verschwunden und seinen Körper rein wie weißes Silber; da erfasste ihn übermächtige Freude, dass sich seine Brust vor Wonne dehnte. Als er am nächsten Morgen den Diwan betrat und sich auf den Thron des Reiches setzte und die Kämmerlinge und Großen des Reiches vor ihm erschienen, trat auch der Hakim Rujan ein, küsste die Erde vor ihm und begrüßte ihn mit ehrfürchtigen Worten. Der König aber erhob sich vor ihm von seinem Throne, umarmte ihn, hieß ihn an seiner Seite Platz nehmen und verlieh ihm prachtvolle Ehrenkleider.
    Gleich darauf wurden Tische mit Speisen vor ihnen hingesetzt und der König speiste und trank mit ihm den ganzen Tag. Zum Abend aber schenkte er dem Hakim zweitausend Dinar, außer den Ehrenkleidern und sonstigen Geschenken und ließ ihn auf seinem Schlachtross nach Hause reiten, während er sich noch immer über seine Heilung verwunderte und sagte: “Dieser hat von außen meinen Körper gesund gemacht, ohne mich mit Salben einzureiben; bei Allah, das ist eine außergewöhnliche Kunst! Einen solchen Mann muss ich mit Geschenken und Ehren überhäufen und ihn mein Leben lang zu meinem Freund und Vertrauten machen.” Voll Freude und Fröhlichkeit über seine Genesung von seiner Krankheit verbrachte der König Junan die Nacht und ließ am nächsten Morgen, als er den Thron bestieg und die Großen des Reiches vor ihm standen und die Emire und Wesire zu seiner Rechten und Linken saßen, wieder den Hakim Rujan kommen. Als er eintrat und die Erde vor ihm küsste, erhob sich der König wieder vor ihm, hieß ihn an seiner Seite Platz nehmen, speiste mit ihm und wünschte ihm langes Leben. Darauf beschenkte er ihn wieder mit einem Ehrenkleid und anderen Kostbarkeiten, unterhielt sich mit ihm bis in die Nacht und verordnete ihm fünf Ehrenkleider und tausend Dinare, worauf der Hakim dankerfüllt für den König nach Hause ging.
    Nun befand sich unter den Wesiren des Königs auch ein Wesir von hässlichem Äußern und Unheil bringendem Gestirn, ein schmutziger, geiziger und neidischer Mensch, dem Neid und Bosheit angeboren waren. Als dieser Wesir sah, wie der König den Hakim Rujan so sehr auszeichnete und ihm alle diese Gunsterweisungen zuteil werden ließ, beneidete er ihn deshalb und trachtete ihn zu verderben, wie es im Sprichwort heißt: Jede Seele ist eine Höhle voll Neid oder auch: Gewalttätigkeit lauert in jeder Seele; der Starke zeigt sie, aber der Schwache verbirgt sie. Infolgedessen trat der Wesir am nächsten Tage, als sich der König wieder in den Diwan begeben hatte und im Kreise seiner Emire, Wesire und Kammerherren saß, an ihn heran, küsste die Erde vor ihm und sprach: “O König der Zeit, dessen Huld die Menschen umfasst, ich habe dir einen guten Rat von großer Wichtigkeit mitzuteilen; verheimlichte ich ihn dir, so wäre ich ein Bastard; gebietest du es mir, so tue ich ihn dir kund.” Der König, durch die Worte des Wesirs in Unruhe versetzt, fragte: “Wie ist dein guter Rat?” Er antwortete: “Ruhmreicher König, die Alten haben gesagt: “Wer nicht das Ende bedenkt, hat am Schicksal keinen Freund”; ich aber sehe den König auf Unrechtem Wege, insofern er seinen Feind, der nach dem Ende seiner Herrschaft trachtet, beschenkt, ihn mit Gunst- und Ehrenbezeigungen grenzenlos überhäuft und ihn zum nächsten Vertrauten gemacht hat; ich bin deshalb besorgt um den König.” Da wurde der König bestürzt, wechselte die Farbe und fragte ihn: “Wer, meinst du, ist mein Feind, dem

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