Märchen aus 1001 Nacht
darum hat dich Allah nun in meine Hand gegeben, damit ich an dir Verrat übe.â Da bat ihn der Ifrit und sagte: âÃffne mir und ich will dir Gutes tun.â Der Fischer aber entgegnete: âDu lügst, Verruchter! Ich und du, wir gleichen hier dem Wesir des Königs Junan und dem Weisen Rujan.â Da fragte der Ifrit: âWie warâs mit dem Wesir des Königs Junan und dem Weisen Rujan? Wie ist ihre Geschichte?â Der Fischer erzählte.
Die Geschichte des Königs Junan und des Weisen Rujan
Wisse, Ifrit, in alter Zeit lebte einmal in der Stadt der Perser ein König namens Junan, welcher reich und tapfer war und Kriegsmacht und Leibgarden aller Art hatte. Er war jedoch aussätzig und keiner der Ãrzte und Gelehrten hatte es vermocht, ihn trotz aller Medizin, Pulver und Salben davon zu heilen. Nun war in die Stadt des Königs Junan auch ein groÃer hoch betagter Hakim, ein Weiser, gekommen namens Rujan, der die Schriften der alten Griechen, der Perser, der Neugriechen, Araber und Syrer gelesen, Medizin und Astrologie studiert hatte und nicht nur die Grundsätze dieser Wissenschaften, sondern auch die Regeln zu ihrer nützlichen und schädlichen Anwendung kannte; auÃerdem war er aber auch mit den nützlichen und schädlichen Eigenschaften der Pflanzen, der trockenen Kräuter und auch der frischen Gräser vertraut und hatte Philosophie studiert, sodass er sowohl die medizinischen als auch alle anderen Wissenschaften völlig beherrschte.
Als dieser Weise bereits einige Tage in der Stadt war und von dem Aussatz des Königs hörte, mit dem ihn Allah geprüft hatte und auch vernahm, dass die Ãrzte und Gelehrten ihn nicht zu heilen vermocht hatten, brachte er die Nacht über mit Arbeiten zu; als der Morgen aber anbrach und sein Licht verbreitete, legte er seine beste Kleidung an und ging sich zum König. Zur Audienz zugelassen, küsste er die Erde vor ihm und erflehte ihm immerwährende Macht und beständiges Glück in einer aufs Beste gesetzten Rede. Darauf tat er ihm kund, wer er wäre und sprach: âO König, mir ist von der Plage deines Körpers zu Ohren gekommen und auch, dass keiner der vielen Ãrzte das Mittel fand, sie zu beseitigen. Ich aber will dich heilen, O König, ohne dir eine Medizin zum Einnehmen zu geben oder dich mit Salben einzureiben.â Als der König Junan diese Worte vernahm, sagte er verwundert: âWie willst du das fertig bringen? Aber, bei Allah, machst du mich gesund, so mache ich dich reich bis auf Kind und Kindeskind, ich beschenke dich und erfülle dir jeden deiner Wünsche; auch sollst du mein Tischgenosse und Freund sein.â Hierauf schenkte er ihm ein Ehrenkleid nebst anderen Geschenken und fragte ihn: âWirst du mich wirklich von dieser Krankheit ohne Medizin und ohne Salben heilen?â Er antwortete: âJa, ich werde dich heilen, ohne deinem Körper irgendwelche Beschwerden zuzufügen.â Da geriet der König auÃer sich vor Erstaunen und fragte: âHakim, was du da gesagt hast, zu welcher Zeit und Stunde wird es geschehen? Eile dich, mein Sohn!â Er antwortete: âIch höre und gehorche.â Darauf verlieà er den König und mietete sich ein Haus, wohin er seine Bücher, Medizin und Spezereien schaffte. Dann destillierte er die Stoffe und fertigte eine Keule mit einem hohlen Griff, in welchen er den Extrakt hineingoss und machte geschickt einen Ball dazu. Als er mit allem fertig war, begab er sich am nächsten Tage wieder zum König, küsste die Erde vor ihm und befahl ihm, zu der Rennbahn zu reiten und dort mit dem Ball und der Keule zu spielen. Wie der König nun mit den Emiren, den Kämmerlingen, Wesiren und den GroÃen des Reiches auf der Rennbahn erschien, trat der Hakim Rujan zu ihm heran, übergab ihm die Keule und sprach: âNimm diese Keule und fasse sie so, wie ich es dir jetzt zeige, an, geh auf die Rennbahn und schlage den Ball mit ihr, so stark du kannst, bis deine Hand und dein ganzer Körper in Schweià geraten; dann wird die Arznei von deiner Hand in den ganzen Körper eindringen. Bist du fertig mit dem Ballspiel und spürst die Arznei in dir, so kehr ins Schloss zurück, begib dich ins Bad, wasch dich und leg dich schlafen; du bist dann gesund. Frieden sei mit dir!â Hierauf nahm der König Junan vom Hakim die Keule, fasste sie mit festem Griff an und bestieg sein Schlachtross. Der Ball
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