Märchen aus 1001 Nacht
mir vernommen hat. Als Saadi mein ganzes Abenteuer vernommen hatte, versetzte er: âO Chwadsche Hassan, es erscheint mir auÃerordentlich wunderbar, dass sich ein so groÃer Diamant in einem Fischbauch befunden haben sollte; ebenso, wie ich es für unmöglich halte, dass eine Weihe mit deinem Turban fort flog und dass deine Frau den Krug voll Kleie für Walkererde umtauschte, du behauptest, dass deine Geschichte wahr ist, jedoch vermag ich immer noch nicht deinen Worten zu glauben und bin der festen Ãberzeugung, dass dir die vierhundert Goldstücke all diesen Reichtum eingetragen haben.â Als dann die beiden Freunde aufstanden, sich zu verabschieden, erhob ich mich ebenfalls und sprach: âO meine Herren, ihr habt mich sehr beehrt, indem dass ihr mein armes Haus zu besuchen geruhtet. Ich bitte euch nun, meine Speise zu kosten und diese Nacht unter dem Dach eures Sklaven zuzubringen; morgen möchte ich euch dann auf dem Strom zu einem Landhaus führen, das ich vor kurzem kaufte.â
Nach einigem Weigern willigten sie hierin ein, worauf ich ihnen, nachdem ich die Befehle für das Abendessen erteilt hatte, das Haus und seine Einrichtung zeigte und sie mit gefälligen Worten und angenehmem Geplauder unterhielt, bis ein Sklave erschien und meldete, dass das Essen aufgetragen sei. Ich führte sie in den Saal, in dem die Tische, beladen mit allerlei Gerichten, aufgestellt waren; überall standen Wachskerzen, die mit Kampfer parfümiert waren und vor den Tischen waren Musikanten versammelt, die sangen und auf allerlei Musikinstrumenten spielten, während am obern Ende des Saales Männer und Frauen tanzten und viel Unterhaltung bereiteten. Nach dem Abendessen gingen wir zu Bett und standen am anderen Morgen in der Frühe auf, worauf wir uns nach Verrichtung des Morgengebets in ein groÃes und gut hergerichtetes Boot setzten. Die Ruderknechte ruderten uns mit der Strömung hinunter, sodass wir bald an meinem Landsitz landeten. Dann spazierten wir zusammen über die Ländereien und betraten das Haus, wo ich ihnen unsre neuen Gebäude und alles, was zu ihnen gehörte, zeigte, was ihr höchstes Staunen erregte. Von dort begaben wir uns in den Garten und sahen dort in Reihen, entlang den Steigen, Fruchtbäume aller Art, mit reichen Früchten schwer behängen, stehen, die vom Strom her vermittels ziegelsteinerner Leitungen bewässert wurden. Ringsherum standen blühende Gesträuche, deren Duft den Zephir in Wonne versetzte; hier und dort lieÃen Springquellen ihre Wasserstrahlen hoch in die Luft steigen und Vögel sangen mit süÃen Stimmen im Laubgezweig, den Einen, den Ewigen, lobpreisend; kurz, der Anblick und die Wohlgerüche erfüllten die Seele von allen Seiten mit Freude und Fröhlichkeit. Meine zwei Freunde schritten in Freude und Entzücken umher, indem sie mir wieder und wieder dafür, dass ich sie an einen so lieblichen Ort geführt hatte, dankten und sprachen: âAllah lasse dirs in deinem Hause und Garten wohl ergehen!â SchlieÃlich geleitete ich sie zu dem Fuà eines hohen Baumes nahe einer der Gartenmauern und zeigte ihnen ein kleines Sommerhaus, in dem ich mich auszuruhen und zu erholen pflegte und das mit goldbestickten Polstern, Diwanen und Kissen ausstaffiert war.
Es traf sich aber, als wir im Sommerhause saÃen, um uns auszuruhen, dass zwei meiner Knaben, die ich mit ihrem Erzieher des Luftwechsels halber auf meinen Landsitz geschickt hatte, im Garten umherstreiften und nach Vogelnestern suchten. Mit einem Male gewahrten sie ein groÃes Nest hoch im Gipfel und versuchten, den Stamm zu erklimmen und es herunterzuholen; da sie sich jedoch wegen ihres Mangels an Kraft und ihrer Ungeübtheit nicht so hoch hinaufwagten, befahlen sie einem jungen Sklaven, der stets an ihrer Seite war, den Baum zu erklimmen. Der Sklave tat nach ihrem GeheiÃ; als er jedoch ins Nest blickte, verwunderte er sich über die MaÃen, dass es hauptsächlich aus einem alten Turban gemacht war. Er brachte den Stoff herunter und überreichte ihn den Knaben, von denen der älteste ihn aus seinen Händen nahm und ihn zu mir in die Laube brachte, um ihn mir zu zeigen. Indem er ihn mir zu FüÃen legte, sagte er in heller Lust: âO mein Vater, schau, dieses Nest ist aus Tuch gemacht.â Saad und Saadi verwunderten sich höchlichst bei diesem Anblick und staunten mehr und mehr, als ich in dem Stoff nach genauer
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