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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ein Stück Glas, das so hell wie die Lampe scheint.” Da befahl ich ihm, es zu zeigen und mich höchlichst über sein sprühendes Licht verwundernd, fragte ich meine Frau, woher sie das Stück Kristall erhalten hätte. Sie versetzte: “Ich fand es im Bauch des Fisches, als ich ihn ausnahm.” Ich glaubte jedoch immer noch, es wäre nichts anderes als Glas, bis ich meiner Frau befahl, die Lampe hinter dem Herd zu verstecken. Als sie die Lampe aus dem Gesicht entfernt hatte, war der Glanz des Diamanten so hell, dass wir sehr gut ohne ein anderes Licht sehen konnten, weshalb ich den Stein auf den Herd legte, damit wir bei seinem Schein arbeiten könnten und bei mir sprach: Die Münze, die mir Saad ließ, hat den Nutzen gebracht, dass wir nicht länger einer Lampe bedürfen; zum wenigsten erspart sie uns Öl. Als aber die Kleinen mich die Lampe auslöschen und das Glas an ihrer Stelle gebrauchen sahen, sprangen und tanzten sie vor Freude und jauchzten und schrien in heller Lust, sodass alle Nachbarn sie hören konnten. Ich schalt sie deshalb und schickte sie zu Bett, worauf wir uns ebenfalls niederlegten und bald einschliefen. Am nächsten Tag erwachte ich in der Frühe und machte mich an die Arbeit, ohne mich weiter um das Glasstück zu kümmern.
    In unserer Nähe aber wohnte ein reicher Jude, ein Juwelier, der allerlei Edelsteine kaufte und verkaufte; und als er und sein Weib in der Nacht zu schlafen versuchten, vermochten sie es nicht wegen des Lärms und Geschreis der Kinder. Sie waren für viele Stunden gestört und der Schlaf überkam ihre Augen nicht, sodass am nächsten Morgen die Frau des Juweliers zu unserm Hause kam, um sich in ihrem Namen und für ihren Gatten über den Lärm und das Geschrei zu beklagen. Ehe sie jedoch noch ein Wort des Tadels Vorbringen konnte, ahnte mein Weib schon den Grund ihres Kommens und sprach zu ihr: “O Rahel, ich fürchte, meine Kinder belästigten dich während der letzten Nacht durch ihr Lachen und Geschrei. Ich bitte dich hierfür um Nachsicht; aber du weißt, dass Kinder bei der geringsten Kleinigkeit bald weinen und bald lachen. Komm herein und sieh dir den Grund ihrer Aufregung an, für die du mich ganz mit Recht zur Rede stellen willst.” Da folgte die Jüdin meiner Frau ins Haus und sah das Stück Glas, um dessentwillen die Kleinen solchen Lärm und Aufruhr angerichtet hatten. Als sie den Diamanten erblickte, wurde sie von Staunen erfüllt, da sie eine reiche Erfahrung in Edelsteinen aller Art besaß. Alsdann erzählte ihr meine Frau, wie sie ihn im Bauch des Fisches gefunden hatte, worauf die Jüdin zu ihr sagte: “Dieses Stück Glas ist besser als alle anderen Glassorten. Ich habe ebenfalls solch ein Stück, das ich bisweilen trage; wenn du es verkaufen willst, so will ich es dir abkaufen.” Als die Kinder ihre Worte vernahmen, begannen sie zu weinen und riefen: “Ach, liebe Mutter, wenn du das Glas nicht verkaufst, so wollen wir dir versprechen, hinfort keinen Lärm mehr zu machen.” Als nun die Frauen sahen, dass sie sich in keiner Weise von ihm trennen lassen wollten, schwiegen sie, doch wisperte die Jüdin meiner Frau vor dem Fortgehen noch ins Ohr: “Sieh zu, dass du zu keinem etwas von der Sache sagst und wenn du es verkaufen willst, so lass es mich wissen.”
    Der Jude saß in seinem Laden, als seine Frau zu ihm kam und ihm von dem Glasstück erzählte. Er versetzte: “Geh sofort zu ihr zurück und biete ihr einen Preis dafür, indem du ihr sagst, es sei für mich. Fang mit einem geringen Gebot an und biete so lange mehr, bis du es bekommst.” Da kehrte die Jüdin zu meinem Haus zurück und bot zwanzig Aschrafis, was meine Frau für eine große Summe für solch eine Kleinigkeit hielt; indessen mochte sie das Geschäft nicht abschließen. In demselben Augenblick verließ ich meine Arbeit und kehrte zum Mittagsmahl heim, als ich die beiden Frauen auf der Schwelle stehen und reden sah; und meine Frau hielt mich an und sagte: “Diese unsre Nachbarin bietet zwanzig Aschrafis für das Glasstück, doch habe ich ihr bis jetzt noch keine Antwort gegeben. Was sagst du dazu?” Da gedachte ich der Worte Saads, dass mir seine Bleimünze großen Reichtum eintragen würde, während die Jüdin, als sie mein Zaudern sah, glaubte, ich wollte nicht in den Preis einwilligen und zu mir sagte:

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