Märchen aus 1001 Nacht
wohnte dort.
Nicht lange nach dieser Ãbersiedlung dachten meine beiden Freunde und Wohltäter daran, mich wieder einmal zu besuchen. Sie verwunderten sich sehr, als sie in meine alte Werkstätte traten und mich daselbst nicht fanden und als sie die Nachbarn fragten, wo der und der Seiler lebte und ob er noch lebe oder gestorben sei, antworteten ihnen die Leute: âEr ist jetzt ein reicher Kaufmann und heiÃt nicht mehr einfach âHassanâ, sondern âMeister Hassan, der Seilerâ. Er hat sich ein prächtiges Haus erbaut und wohnt in dem und dem Viertel.â Da machten sich die beiden Freunde auf, mich zu suchen und waren über die gute Nachricht erfreut, wiewohl Saadi auf keine Weise glauben wollte, dass all mein Reichtum, wie Saad es behauptete, von dem kleinen Bleistück herrührte. Nachdem er die Sache hin und her überlegt hatte, sagte er zu seinem Freunde: âEs freut mich, von dem Glück zu hören, das Hassan widerfahren ist, obwohl er mich zweimal betrogen und vierhundert Goldstücke von mir empfangen hat, durch die er dieses groÃe Gut gewann. Denn es ist absurd, zu denken, es könnte von der Bleimünze, die du ihm gabst, herrühren. Trotz alledem vergebe ich ihm und trage ihm nichts nach.â Saad versetzte jedoch: âdu irrst dich.
Ich kenne Hassan seit langem als einen braven und wahrhaften Mann. Er würde dich nicht täuschen; was er uns erzählte, ist die lauterste Wahrheit. Ich bin überzeugt, dass er all dieses Gut und diesen Reichtum allein durch die Bleimünze gewonnen hat; jedoch werden wir bald hören, was er uns zu erzählen hat.â Unter solchem Gespräch gelangten sie in die StraÃe, in der ich jetzt wohne und als sie dort ein groÃes, prächtiges und neuerbautes Haus gewahrten, schlossen sie, das es das meinige wäre. Sie pochten deshalb an und als der Pförtner ihnen öffnete, verwunderte sich Saadi, solche Pracht und so viele Leute darin sitzen zu sehen und er fürchtete, dass sie aus Versehen das Haus irgendeines Emirs betreten hätten. Alsdann fasste er sich ein Herz und fragte den Pförtner: âIst dies die Wohnung des Chwadsche Hassan el-Habbal?â Der Türsteher versetzte: âJawohl, es ist sein Haus. Er ist zu Hause und befindet sich in seinem Büro; bitte, tritt ein, einer der Sklaven wird ihn von deinem Kommen unterrichten.â
Hierauf traten die beiden Freunde ein und sobald ich sie erblickte, erkannte ich sie und mich erhebend, eilte ich auf sie zu und küsste ihnen den Saum ihres Gewandes. Sie wollten mir um den Hals fallen und mich umarmen, doch gestattete ich es ihnen in meiner Bescheidenheit nicht. Dann führte ich sie in einen groÃen und geräumigen Saal und forderte sie auf, den höchsten Ehrenplatz einzunehmen. Sie wollten mich zwingen, mich auf den obersten Platz zu setzen, doch rief ich: âO meine Herren, ich bin um nichts besser als der arme Seiler Hassan, der euern Wert und eure Güte nicht vergessen hat und stets für euer Wohlergehen betet und der nicht verdient, an einem höhern Platz als ihr zu sitzen.â Da setzten sie sich und ich nahm ihnen gegenüber Platz, worauf Saadi sagte: âMein Herz ist über die MaÃen erfreut, dich in dieser Lage zu sehen, denn Allah hat dir alles, was du wünschest, gegeben. Ich zweifle nicht, dass du allen diesen Reichtum und Ãberfluss durch die vierhundert Goldstücke, die ich dir gab, erworben hast. Aber sag mir die Wahrheit, weshalb betrogst du mich zweimal und sprachst die Unwahrheit zu mir?â Saad, der mit stillem Unwillen diese Worte vernahm, fiel, ehe ich noch zu antworten vermochte, ein: âO Saadi, wie oft versicherte ich dir, dass alles, was Hassan zuvor über den Verlust der Aschrafis sagte, wahr und ohne Falsch ist?â Alsdann begannen beide miteinander zu streiten, während ich, nachdem ich mich von meiner Ãberraschung erholt hatte, rief: âO meine Herren, was nützt dieses Streiten? Erzürnt euch nicht, ich bitte euch, um meinetwillen. Alles, was mir widerfuhr, habe ich euch mitgeteilt und es liegt wenig daran, ob ihr meinen Worten Glauben schenkt oder nicht. Vernehmt jetzt meine Geschichte der vollen Wahrheit gemäÃ.â Hierauf erzählte ich ihnen die Geschichte von dem Bleistück, das ich dem Fischer gegeben hatte und von dem in dem Fischbauch gefundenen Diamanten; kurz, ich erzählte ihnen alles, wie deine Hoheit es soeben von
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