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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Chwadsche Hassan bis zu Ende vernommen hatte, sagte er: “Ich kenne dich seit langer Zeit aus dem guten Ruf, den du bei den Leuten hast, die dich, einer wie der andere, für einen braven und aufrichtigen Mann erklären. Überdies befindet sich derselbe Diamant, durch den du so großen Reichtum erlangt hast, jetzt in meiner Schatzkammer; ich möchte deshalb sogleich zu Saadi senden, damit er ihn mit seinen eigenen Augen sieht und sich überzeugt, dass die Leute nicht durch Geld reich oder arm werden, du aber geh nun zu meinem Schatzmeister und erzähl ihm die Geschichte, dass er sie zum ewigen Gedächtnis niederschreibt und das Schriftstück in die Schatzkammer zu dem Diamanten legt.” Alsdann entließ der Kalif mit einem Wink den Chwadsche Hassan; und ebenso küssten Sidi Noman und Baba Abdullah den Fuß des Thrones und gingen ihres Weges.

Die Geschichte von Malik en-Nasir und den drei Wachthauptleuten
    Eines Tages ließ Malik en-Nasir die drei Wachhauptleute von Kairo, Bulak und Alt-Kairo zu sich kommen und sprach: “Ich wünsche, dass ein jeder von euch mir das Merkwürdigste berichte, das er während der Zeit seiner Amtsführung erlebt hat.” “Wir hören und gehorchen!” gaben sie zur Antwort. Nun sprach der Wachhauptmann von Kairo: “Vernimm, O Herr und Sultan, das Merkwürdigste, das mir in meiner Amtszeit begegnet ist, war dies.” Und er begann
    Die Geschichte des Wachthauptmannes von Kairo “In dieser Stadt lebten zwei Männer, die in allen Fällen von Blutschuld und Leibesverletzungen als rechtsgültige Zeugen aufzutreten pflegten; aber beide waren der Liebe zu den Dirnen und dem Weingenusse und der Zuchtlosigkeit ergeben. Ich konnte kein Mittel ausfindig machen, um sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen und ich gab die Hoffnung schon auf. Da beauftragte ich die Weinwirte und Krämer, die Fruchthändler und Kerzenverkäufer und die Besitzer von Häusern der Unzucht, mir diese beiden ehrenwerten Zeugen zu melden, wenn sie an irgendeinem Orte zechten oder ausschweiften, gleichviel ob sie zusammen wären oder getrennt; wenn der eine zusammen mit dem anderen oder auch der eine allein etwas von den Dingen kaufte, die man beim Zechgelage braucht, so sollte man mich darüber nicht in Unkenntnis lassen. Jene Leute sagten: “Wir hören und gehorchen!” Dann begab es sich einmal, dass ein Mann zur Nachtzeit zu mir kam und sprach: “Herr, wisse, die beiden ehrenwerten Zeugen sind jetzt an dem und dem Orte in der und der Straße im Haus des Soundso und sie treiben große Gräuel.” Sofort machte ich mich auf; ich verkleidete mich, ebenso tat mein Diener und dann gingen wir beide allein ohne jemand anders unverzüglich dorthin. Als ich vor der Tür stand, klopfte ich an; eine Sklavin kam her, öffnete mir die Tür und fragte: “Wer bist du?” Ohne ihr eine Antwort zu geben, trat ich ein und da sah ich die beiden Ehrenmänner und den Hausherrn zusammen mit gemeinen Dienern sitzen, bei einer Fülle von Wein.

    Sobald sie mich erblickten, sprangen sie auf vor mir, begrüßten mich mit großer Höflichkeit und wiesen mir den Ehrenplatz an, indem sie sprachen: “Willkommen, werter Gast und wackerer Zechgenosse!” So empfingen sie mich, ohne Furcht oder Scheu vor mir zu verraten. Dann erhob sich der Hausherr und blieb eine Weile fort; als er zurück kehrte, hatte er dreihundert Dinare bei sich, die er unbefangen zeigte. Darauf sagten sie zu mir: “Herr Wachthauptmann, du vermagst über uns mehr als Schande zu bringen und es steht in deiner Hand, uns schwer zu strafen; aber daraus würden dir nur Unannehmlichkeiten erwachsen. Deshalb raten wir, du möchtest diese Summe annehmen und uns nicht verraten. Allah der Erhabene heißt doch der Schützer und Er liebt die unter Seinen Dienern, die ihren Nächsten schützen; so erwartet dich auch Lohn und Vergeltung im Himmel.” Ich sagte mir nun: “Nimm dieses Gold von ihnen und beschütze sie noch dies eine Mal; wenn du sie aber noch ein anderes Mal in die Gewalt bekommst, dann zieh sie zur Rechenschaft!” Das Geld hatte mich verführt und so nahm ich es von ihnen an, verließ sie und ging davon, ohne dass jemand mich bemerkte. Doch am nächsten Tage kam, ohne dass ich es ahnte, plötzlich ein Bote des Kadis zu mir und sprach: “O Hauptmann, sei so gut und folge dem Ruf des Kadis; denn er

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