Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
Prüfung den Turban erkannte, auf den die Weihe niedergeschossen war und den sie mir geraubt hatte. Ich sagte zu meinen beiden Freunden: “Prüft diesen Turban genau und überzeugt euch, dass es derselbe ist, den ich auf dem Haupt trug, als ihr mich zum ersten Mal mit eurer Gegenwart beehrtet.” Saad versetzte: “Ich weiß es nicht”; Saadi sagte jedoch: “Wenn du in ihm die hundertundneunzig Goldstücke findest, dann hast du die Gewissheit, dass es dein Turban ist.” Ich erwiderte: “O mein Herr, ich weiß es gewiss, dass es derselbe Turban ist.” Wie ich ihn aber in der Hand hielt, fühlte ich, dass er schwer war und beim Öffnen seiner Falten fiel etwas, das in einem der Enden des Tuches eingebunden war, heraus; und siehe, als ich den Wickel öffnete, fiel der Beutel mit den Goldstücken heraus. Ich zeigte ihn Saadi und rief: “Kannst du diesen Beutel nicht wiedererkennen?” Er versetzte: “Fürwahr, es ist derselbe Beutel mit den Aschrafis, den ich dir bei unserer ersten Begegnung gab.” Alsdann öffnete ich ihn und schüttete das Gold auf einen Haufen auf den Teppich, worauf ich ihn bat, das Geld zu zählen; und er kehrte jedes Goldstück um und um und zählte genau einhundertundneunzig Aschrafis heraus. Tief beschämt und verwirrt rief er nun: “Jetzt glaube ich deinen Worten; indessen musst du doch einräumen, dass du die Hälfte deines wunderbaren Reichtums durch die zweihundert Goldstücke, die ich dir bei unserm zweiten Besuch gab, erworben hast und die andere Hälfte durch die Bleimünze, die du von Saad erhieltest.” Hierauf gab ich ihm keine Antwort, während die beiden Freunde nicht aufhörten, über die Sache miteinander zu streiten.
    Dann setzten wir uns zu Speise und Trank und als wir unsern Hunger gestillt hatten, legte ich mich mit meinen Freunden in der kühlen Laube zu einem Schläfchen nieder. Als aber die Sonne nahe dem Untergang war, saßen wir auf und ritten nach Bagdad, den Sklaven voran. Bei unserm Eintreffen in der Stadt fanden wir alle Läden geschlossen, sodass wir nirgends Korn und Futter für unsere Pferde zu erhalten vermochten und ich zwei Sklaven, die neben uns hergelaufen waren, nach Proviant ausschickte. Einer von ihnen fand im Laden eines Kornhändlers einen Krug voll Kleie und brachte ihn uns unter dem Versprechen, am anderen Morgen den Krug wiederzubringen. Dann fing er an, im Dunkeln die Kleie mit der Hand herauszuschaufeln und den Pferden vorzulegen, bis seine Hand mit einem Male auf ein Stück Tuch stieß, in dem sich etwas Schweres befand. Er brachte es mir, sowie er es gefunden hatte und sagte: “Schau, ist dies nicht dasselbe Tuch, von dessen Verlust du so oft zu uns sprachst?” Ich nahm es und erkannte zu meinem höchsten Staunen, dass es dasselbe Stück Tuch war, in das ich die hundertneunzig Aschrafis gebunden hatte, bevor ich sie in dem Topf Kleie versteckt hatte. Dann sprach ich zu meinen Freunden: “O meine Herren, es hat Allah, dem Erhabenen, gefallen, bevor wir voneinander scheiden, meine Worte zu bezeugen und zu bekräftigen, dass ich euch nur die lauterste Wahrheit berichtet hatte.” Hierauf wendete ich mich zu Saadi und sagte: “Schau hier die andere Geldsumme, die hundertundneunzig Aschrafis, die du mir gabst und die ich in dieses Stück Tuch band, das ich jetzt wieder erkenne.” Alsdann ließ ich den irdenen Krug holen, damit sie ihn sähen und ließ ihn zu meiner Frau tragen, damit sie ebenfalls Zeugnis ablegte, ob es derselbe Kleiekrug wäre, den sie für die Walkererde umgetauscht hatte, oder nicht. Sie ließ uns sofort sagen: “Fürwahr, ich erkenne ihn genau, es ist derselbe Krug, den ich mit Kleie gefüllt hatte.” Da gestand Saadi ein, dass er unrecht gehabt hatte und sagte zu Saad: “Jetzt weiß ich, dass du die Wahrheit sprachst und bin überzeugt, dass Reichtum nicht aus Reichtum kommt; allein aus Allahs, des Erhabenen, Gnade wird ein armer Mann reich.” Dann bat er mich für sein Misstrauen und seinen Zweifel um Verzeihung. Wir nahmen seine Entschuldigung an und zogen uns zur Ruhe zurück und am anderen Morgen in der Frühe sagten mir meine beiden Freunde Lebewohl und zogen mit der vollen Überzeugung heim, dass ich kein Unrecht getan und nicht das Geld, das sie mir schenkten, verschwendet hatte.
    Als der Kalif Harun al-Raschid die Geschichte des

Weitere Kostenlose Bücher