Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
einem seiner jungen Diener, er solle die nubische Maultierstute mit ihrem gepolsterten Sattel bedecken; sie war ein stahlgraues Tier, ihren Rücken sah man, einer hohen Kuppel vergleichbar, sich emporrecken; ihr Sattel war aus Gold, ihre Steigbügel waren aus Indien gebracht, auf ihr lag eine Schabracke von persischer Pracht und sie glich einer Braut, geschmückt für die Hochzeitsnacht. Auch befahl er ihm, eine seidene Decke auf den Sattel zu legen und darüber einen Gebetsteppich, die Satteltaschen aber so, dass sie unter dem Gebetsteppich zu beiden Seiten herunterhingen.
    Darauf sagte er zu dem Diener und den Sklaven: “Ich denke einen Ausflug zu machen außerhalb der Stadt und zwar will ich in die Gegend von Kaljub reiten; drei Nächte werde ich draußen nächtigen und keiner von euch folge mir, denn meine Brust fühlt sich beklommen!” Eilends bestieg er die Maultierstute und ritt, versehen mit etwas Wegzehrung, aus Kairo hinaus und in das offene Land hinein. Kaum war es Mittag, da zog er schon in die Stadt Bilbais ein, wo er abstieg, sich ausruhte, auch sein Maultier ruhen ließ und einiges von seiner Zehrung zu sich nahm. Und er kaufte in Bilbais Essen für sich und Futter für die Stute und dann ritt er von neuem in die Wüste hinaus. Und kaum war es Nacht, da kam er in einen Ort, der es-Sa’dije hieß, dort brachte er die Nacht zu. Er nahm ein wenig von seiner Wegzehrung und aß es; dann legte er die Satteltaschen als Kopfkissen hin, breitete die Decke aus und schlief im Freien, immer noch vom Zorne beherrscht. So verbrachte er die Nacht. Als aber der Morgen dämmerte, stieg er auf und ritt weiter auf seinem Maultier so lange, bis er die Stadt Aleppo erreichte, wo er in einer der Herbergen abstieg und drei Tage blieb, um sich und dem Maultier Ruhe zu gönnen und die Luft zu genießen. Dann entschied er sich, weiterzureisen, bestieg wiederum sein Maultier und zog dahin, ohne zu wissen, wohin er sich begab; er reiste ohne Aufenthalt, bis er die Stadt Basra erreicht hatte, aber er wusste nicht, wo er war. Er kehrte in einem Chan ein, nahm die Satteltasche von dem Maultier herunter und breitete den Teppich aus; das Tier übergab er samt dem Geschirr dem Pförtner, damit er es herumführte. Der nahm es und führte es herum. Nun aber traf es sich, dass der Wesir von Basra am Fenster seines Palastes saß; und er sah das Maultier und das kostbare Geschirr an ihm und glaubte, dies sein ein Parademaultier, wie Wesire und Könige es reiten; und er dachte darüber nach und sein Sinn wurde ganz bezaubert. Schließlich sagte er zu einem seiner Diener: “Bring mir den Pförtner da!” Der Diener ging und brachte den Pförtner; der trat heran und küsste den Boden vor dem Wesir, der ein hoch betagter Mann war. Darauf fragte dieser den Pförtner: “Wer ist der Besitzer dieses Maultiers und was für ein Mann ist er?” Jener erwiderte: “O Herr, der Besitzer dieses Maultiers ist ein junger Mann von angenehmen Wesen, ein ernster und feiner, wohl von den Kaufleuten einer.” Als der Wesir die Worte des Pförtners gehört hatte, stand er flugs auf, bestieg sein Ross und ritt zum Chan, um den Jüngling zu besuchen. Wie aber Nur Edin den Wesir kommen sah, stand er auf, ging ihm entgegen und begrüßte ihn. Der Wesir hieß ihn willkommen, stieg ab von seinem Ross, umarmte ihn, ließ ihn an seiner Seite sitzen und fragte: “Mein Sohn, von wo kommst du und was suchest du?” “Hoher Herr”, versetzte Nur Edin, “ich komme aus der Stadt Kairo, in der mein Vater Wesir war; aber er ist zu der Barmherzigkeit Allahs des Erhabenen eingegangen”; und er erzählte ihm alles, was ihm widerfahren war, von Anfang bis zu Ende und fügte hinzu: “Ich habe bei mir beschlossen, nie wieder heimzukehren, bis ich alle Städte und Länder besucht habe.” Als aber der Wesir seine Worte vernahm, sprach er zu ihm: “Mein Sohn, höre nicht auf die Stimme der Leidenschaft, dass sie dich nicht ins Verderben stürze! Denn wahrlich, viele Länder sind wüste Strecken und ich bin um dich besorgt wegen der Wechselfälle der Zeit.” Darauf ließ er die Satteltaschen, die Decke und den Teppich auf das Maultier laden und nahm Nur Edin mit sich in sein eigenes Haus; dort gab er ihm ein schönes Zimmer und erwies ihm Ehren und Wohltaten, da er ihn sehr lieb gewonnen hatte. Und er sagte zu ihm:

Weitere Kostenlose Bücher