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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ihnen in derselben Nacht vermählen und sie am selben Tag niederkommen und wenn durch Allahs Willen dein Weib einen Sohn gebiert und mein Weib eine Tochter, so wollen wir sie einander vermählen, denn sie sind Bruderskinder.” Nun fragte Nur Edin: “Mein Bruder, was verlangst du von meinem Sohn als Morgengabe für deine Tochter?” Jener antwortete: “Ich verlange von deinem Sohn für meine Tochter dreitausend Dinare und drei Gärten und drei Ackergüter; es wäre sehr ungehörig, wenn der Jüngling den Vertrag um weniger schlösse.” Als aber Nur Edin diese Forderung hörte, sprach er: “Eine solche Brautgabe kannst du dir doch nicht von meinem Sohn ausbedingen! Weißt du nicht, dass wir Brüder sind und durch Allahs Gnade Wesire von gleichem Amt? Es geziemt sich für dich, deine Tochter meinem Sohne ohne Morgengabe darzubieten; und wenn durchaus eine Morgengabe gemacht werden soll, so setze irgendeinen Scheinwert fest für das Auge der Welt. Denn du weißt gar wohl, dass der männliche Spross wertvoller ist als der weibliche; mein Kind ist ein männliches und unser Gedächtnis wird durch ihn fortgepflanzt, nicht durch deine Tochter.” “Was ist mir ihr?” fragte Schems Edin. Nur Edin antwortete: “Unser Gedächtnis unter den Emiren wird nicht durch sie fortgepflanzt werden, aber du willst gegen mich handeln wie jener Mann, von dem erzählt wird, dass er zu seinem Freunde, der zu ihm kam und sich mit einer Bitte an ihn wandte, sagte: “Im Namen Allahs, ich will deine Bitte erfüllen, aber morgen!” Und als Antwort sprach der Bittsteller den Vers:
    Wenn die Erfüllung der Bitten auf “Morgen” verschoben wird, Ist es für den, der versteht, einer Abweisung gleich.”
    Da sprach Schems Edin: “Ich sehe, du lässt es an Achtung fehlen und du hältst deinen Sohn für wertvoller als meine Tochter; es ist kein Zweifel, dir gebricht es an Verstand und an Lebensart. du erinnerst an das gemeinsame Amt und doch ließ ich dich nur aus Mitleid am Ministeramt teilnehmen, damit du mir ein Gehilfe und Handlanger wärest, bei Allah, so will ich nie und nimmer meine Tochter mit deinem Sohn vermählen, nicht einmal, wenn du sie mit Gold aufwiegen würdest.” Als Nur Edin seines Bruders Worte hörte, ergrimmte er und sprach: “Auch ich werde nie und nimmer meinen Sohn mit deiner Tochter vermählen.” Schems Edin aber rief darauf: “Ich gäbe nie meine Zustimmung dazu, dass er ihr Gatte würde! Stände ich nicht im Begriff, eine Reise anzutreten, ich würde an dir ein Exempel statuieren; aber kehre ich von meiner Reise heim, so sollst du sehen und ich will dir zeigen, was meine Würde erheischt.” Als Nur Edin solche Worte von seinem Bruder hörte, wurde er von Zorn erfüllt und war wie von Sinnen; aber er verbarg seine Empfindungen Beide Brüder verbrachten die Nacht getrennt voneinander. Als dann der Morgen dämmerte, zog der Sultan aus im Prunk und fuhr hinüber von Kairo nach Gize und machte sich auf nach den Pyramiden, begleitet von dem Wesir Schems Edin. Was aber seinen Bruder Nur Edin betrifft, so verbrachte er jene Nacht im grimmigsten Zorn; und als der Morgen dämmerte, erhob er sich, sprach das Morgengebet und ging zu seiner Schatzkammer. Dort nahm er eine kleine Satteltasche, füllte sie mit Gold und indem er an die Worte seines Bruders und die Verachtung, die er ihm bezeugt hatte, dachte, sprach er diese Verse:
    Reise! Du findest Ersatz für ihn, von dem du dich trennst. Mühe dich ab! Denn die Süße des Lebens besteht in der Mühe. Das Stillesitzen, glaub ich, bringt weder Ansehn noch Einsicht, Nein, nur ein kümmerlich Dasein; drum lasse die Heimat und ziehe!
    Ich habe gesehn, wie die Ruhe des Wassers ihm Fäule bringet; Doch fließt es, so ist es frisch; wo nicht, bleibt’s trübe stehen. Nähme der Mond nicht ab, so würde das Auge des Menschen Nicht immerdar auf ihn schauen, um seine Zeichen zu sehen. Verließe der Löwe nicht sein Lager, er fände keine Beute; Verließe der Pfeil nicht den Bogen, er würde sein Ziel nicht erreichen.
    Bleibt das Gold in der Mine, so gleicht es doch nur dem Staube; Und Aloe ist in der Erde dem Brennholz zu vergleichen. Doch geht dies in die Ferne, so ist es kostbar an Wert. Und Aloe wird in der Ferne noch höher als Gold geehrt.
    Als er sein Lied geendet hatte, befahl er

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