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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Allahs und seines Propheten; und in dem, was recht ist, liegt keine Schande.” Als aber ich ihre Worte hörte und sah, dass ich in dem Hause gefangen war, erwiderte ich: “Ich höre und willige ein!” Sie war erfreut und klatschte in die Hände; und eine Tür tat sich auf und heraus trat ein Jüngling, in der Jugend Blütezeit, angetan mit einem herrlichen Kleid; eine Gestalt, dem Ebenmaß geweiht, der Schönheit und Lieblichkeit, der Anmut und Vollkommenheit, der zartesten Freundlichkeit; mit Brauen gleich einem Bogen, der zum Pfeilschuss bereit, und Augen, die alle Herzen berücken durch Zauber, der ihnen die erlaubte Magie verleiht; so wie ein Dichter von seinesgleichen sagt:
    Sein Antlitz ist dem des Neumondes gleich;
    Wie die Perle an strahlender Schönheit reich.
    Und wie herrlich sprach doch jener Dichter:
    Der Schönheit Preis ist sein. Gepriesen ist Allah
    Und hocherhaben; denn Er schuf ihn und gab ihm Gestalt.
    Er hat aller Anmut Gaben in sich allein vereinet;
    Alle Menschen sind verwirrt ob seiner Anmut Gewalt.
    Die Schönheit selber schrieb ihm auf die Wange sein;
    Ich bezeuge, es gibt keinen Schönen außer ihm ganz allein.
    Als ich ihn ansah, neigte sich mein Herz ihm zu und ich gewann ihn lieb. Er setzte sich mir zur Seite und ich sprach eine Weile mit ihm. Dann klatschte das Mädchen wiederum in ihre Hände und siehe, eine Seitentür tat sich auf und es erschien der Kadi mit vier Zeugen. Sie grüßten uns, setzten sich und entwarfen den Ehevertrag zwischen mir und dem Jüngling und gingen wieder fort. Da wandte der Jüngling sich zu mir und sagte: “Gesegnet sei unsre Nacht!” Dann fuhr er fort: “Meine Herrin, ich muss dir eine Bedingung auferlegen.” Ich fragte: “Mein Gebieter, was für eine Bedingung?” Da erhob er sich, brachte mir eine Abschrift des heiligen Buches und sprach: “Schwöre, dass du nie einen anderen ansehen willst als mich, noch ihm deine Neigung schenken!”
    Das schwor ich ihm und er war hocherfreut und umarmte mich, derweilen die Liebe zu ihm mein ganzes Herz ergriff. Dann setzte man die Tische vor uns hin und wir aßen und tranken, bis wir gesättigt waren. Und als die Nacht gekommen war, führte er mich in das Brautgemach und küsste und umarmte mich immerfort bis zum Morgen. So lebte ich mit ihm ein Leben des Glücks und der Freude einen vollen Monat lang; da aber bat ich ihn um die Erlaubnis, in den Basar zu gehen und mir einige Stoffe zu kaufen und er gab mir die Erlaubnis dazu. So zog ich mir den Mantel an, nahm die Alte mit und eine Sklavin, ging zum Basar und setzte mich dort in den Laden eines jungen Kaufmanns, den die Alte kannte; denn sie sprach zu mir: “Dieses Jünglings Vater starb, als er ein Kind war und hinterließ ihm großen Reichtum; er hat einen großen Warenvorrat und bei ihm wirst du finden, was du suchst, denn es hat niemand im ganzen Basar schönere Stoffe als er.” Darauf sagte sie zu ihm: “Zeig dieser Dame die kostbarsten Stoffe, die du besitzest!” und er versetzte: “Ich höre und gehorche!” Nun begann sie, sein Lob zu singen; doch ich sagte: “Wir verlangen nicht sein Lob von dir zu hören; wir wollen das, was wir brauchen, von ihm nehmen und nach Hause zurückkehren.” Er brachte mir also alles, was ich suchte; und ich bot ihm sein Geld, doch er weigerte sich, irgendetwas zu nehmen und sagte: “Dies sei heute euer Gastgeschenk bei mir!” Ich aber sagte zu der Alten: “Wenn er das Geld nicht will, so gib ihm seine Stoffe zurück!” “Bei Allah”, rief er, “nichts will ich von dir nehmen; aber dies alles gebe ich hin für einen einzigen Kuss; denn der ist mir kostbarer als alles, was in meinem Laden ist.” Die Alte fragte: “Was soll der Kuss dir nützen?” Doch mir flüsterte sie zu: “Meine Tochter, hörst du, was dieser Jüngling sagt? Was soll es dir wohl schaden, wenn er einen Kuss von dir erhält und du so das bekommst, was du wünschest?” Ich aber sagte: “Weißt du nicht, dass ich durch einen Eid gebunden bin?” Sie gab zur Antwort: “Lass ihn dich küssen, doch sprich nicht mit ihm; so trifft dich keine Schuld und du behältst dein Geld!” Und sie ließ nicht ab, mir die Sache schön vorzustellen, bis ich den Kopf in die Schlinge steckte und darein willigte. Dann verschleierte ich mir die Augen und

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