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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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verbarg mein Antlitz hinter der einen Seite meines Mantels vor den Leuten. 
    Nun legte er unter meinem Schleier seinen Mund an meine Wange; aber als er mich küsste, biss er mich so scharf, dass er mir ein Stück Fleisch aus der Wange riss. Da wurde ich ohnmächtig; doch die Alte fing mich in ihren Armen auf. Und als ich zu mir kam, sah ich den Laden verschlossen und die Alte bezeugte mir ihre Trauer und sagte: “Allah hat noch Schlimmeres abgewendet!” Dann fuhr sie fort: “Komm, lass uns nach Hause gehen! Fasse dir ein Herz, ehe du ins Gerede kommst. Und wenn du zu Hause angelangt bist, so lege dich nieder und stelle dich krank; ich werde eine Decke über dich breiten und dir eine Arznei bringen, durch die du diesen Biss heilen und bald wieder gesund werden wirst!” So stand ich nach einer Weile auf, in äußerster Besorgnis; und Angst befiel mich, doch ich ging langsam weiter, bis ich das Haus erreichte; dort legte ich mich sofort wie krank nieder. Als aber die Nacht hereinbrach, kam mein Gatte herein und fragte: “Was ist’s, das dir widerfuhr, meine Herrin, auf diesem Ausgang?” Ich erwiderte ihm: “Mir ist nicht wohl, mein Kopf schmerzt mich.” Er zündete jedoch eine Kerze an, trat nahe zu mir, sah mich an und sprach: “Was für eine Wunde ist das, die ich da auf deiner Wange sehe und gerade im zartesten Teil?” Darauf sagte ich: “Als ich heute mit deiner Erlaubnis ausging, um die Stoffe zu kaufen, stieß mich ein mit Brennholz beladenes Kamel an, zerriss meinen Schleier und verwundete mir die Wange, wie du es siehest; denn wahrlich, die Straßen dieser Stadt sind eng.” “Morgen”, rief er, “werde ich zu dem Statthalter der Stadt gehen und ihm sagen, er solle alle Holzverkäufer dieser Stadt an den Galgen hängen.” “Bei Allahes willen”, sagte ich, “lade dir keine Schuld auf! In Wahrheit ritt ich auf einem Esel und er stolperte mit mir, sodass ich zu Boden fiel; und ich stieß auf ein Stück Holz, das zerriss mir die Wange und brachte mir diese Wunde bei.” “Dann”, sagte er, “will ich morgen zu Dscha’far, dem Barmekiden, gehen und ihm die Geschichte erzählen, so wird er alle Eseltreiber in dieser Stadt töten lassen.” “Willst du”, sagte ich, “all diese Leute um meinetwillen vernichten? Was mir widerfahren ist, geschah doch durch die Schickung und Fügung Allahs.” Aber er versetzte: “Es geht nicht anders”; und indem er auf die Füße sprang, drang er mit Worten in mich, so lange, bis ich ihn verabscheute und heftige Worte gegen ihn gebrauchte. Da aber, O Beherrscher aller Gläubigen, erkannte er, wie es um mich stand und rief: “du hast deinen Schwur gebrochen.” Und er stieß einen lauten Schrei aus; da tat sich eine Tür auf und aus ihr traten sieben schwarze Sklaven heraus. Diesen befahl er, mich aus dem Bett zu reißen und mich mitten im Zimmer niederzuwerfen. Einem Sklaven befahl er darauf, mich bei den Schultern zu packen und sich mir zu Häupten hinzuhocken; und einem zweiten, sich auf meine Knie zu setzen und mir die Füße festzuhalten. Dann kam ein dritter mit einem Schwerte in der Hand; zu dem sprach er: “Mein Freundchen, triff sie und zerschlage sie in zwei Teile und je einer nehme den einen Teil und werfe ihn in den Tigris, damit die Fische sie fressen! Dies ist der Lohn dessen, der den Schwur und die Liebe bricht!” Und seine Wut stieg noch mehr und er sprach diese Verse:
    Müsst ich mich in meine Liebe mit einem anderen teilen, 
    Ich risse sie mir aus der Seele, stürbe ich gleich vor Leid.
    Und ich spräche zu ihr: “O Seele, mein Tod ist edel!
    Nichts Gutes bringet die Liebe, liegt sie mit dem Gegner im Streit.”
    Darauf sagte er nochmals zu dem Sklaven: “Triff sie, O Sa’d!” Als so der Sklave des Befehles sicher war, neigte er sich zu mir herab und sagte: “O meine Herrin, sprich das Bekenntnis und wenn du noch irgendwelche Bestimmungen zu treffen wünschest, so nenne sie mir; denn wahrlich, dies ist deine letzte Stunde.” “Guter Sklave”, sagte ich, “warte mit mir noch eine kleine Weile, damit ich dir meine letzten Wünsche sagen kann!” Dann hob ich den Kopf und sah, wie es nun um mich stand und wie ich aus dem höchsten Glück in die tiefste Schmach gestürzt war; da flössen meine Tränen und ich weinte

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