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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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forttragen, die Alte mitnehmen, die ihnen den Weg zeigen konnte und mich in das Haus werfen, das ich früher bewohnt hatte. Und sie taten nach ihres Herrn Geheiß, warfen mich
    nieder in meinem Hause und gingen ihrer Wege davon. Ich aber blieb in meiner Ohnmacht liegen, bis der Tag anbrach; dann behandelte ich meine Wunden mit Pflastern und Arzneien und suchte meinen Leib zu heilen; aber meine Seiten behielten die Narben der Rute, wie du sie gesehen hast. Doch vier Monate lang lag ich krank und ans Bett gefesselt, bis ich mich endlich erholte und gesund wurde. Dann ging ich zu dem Hause, in dem mir all dies widerfahren war und ich fand es verwüstet; die Straße war von Anfang bis Ende niedergerissen und an der Stätte des Hauses lagen Schutthaufen; wie das geschehen war, konnte ich nicht erfahren. Da ging ich zu dieser meiner Schwester von Vaters Seite und fand bei ihr diese beiden schwarzen Hündinnen. Ich grüßte sie und berichtete ihr, was mir widerfahren war und erzählte ihr meine ganze Geschichte; sie erwiderte: “Liebe Schwester, wer ist’s, der den Unbilden der Zeit entronnen wäre? Dank sei Allah, dass du mit dem Leben davongekommen bist.” Und sie sprach:
    Das Schicksal ist immer so. Ertrage es mit Geduld, Verlierst du dein Gut oder musst du vom Geliebten dich trennen!
    Dann erzählte sie mir ihre eigene Geschichte und alles, was ihr mit ihren Schwestern widerfahren war und wie sie verwandelt waren; und wir lebten zusammen, ohne dass wir je wieder von der Ehe sprachen. Nach einer Weile aber schloss sich uns diese Dame an, die Wirtschafterin, die jeden Morgen ausgeht und uns alle Dinge einkauft, deren wir für den Tag und die Nacht bedürfen; und so lebten wir bis zum gestrigen Tage. An ihm ging unsere Schwester wie gewöhnlich aus, um für uns einzukaufen; und dann geschah, was uns geschah, durch die Ankunft des Lastträgers und dieser drei Bettelmönche. Wir plauderten mit ihnen, ließen sie zu uns hereinkommen und bewirteten sie freigebig; doch es war erst ein kleiner Teil der Nacht verstrichen, da kamen drei ehrenwerte Kaufleute aus Mosul zu uns und erzählten uns ihre Geschichte. Wir plauderten mit ihnen, aber nur unter einer Bedingung, die sie verletzten; da behandelten wir sie gemäß ihrem Vertrauensbruch. Doch fragten wir sie alle nach ihren Erlebnissen; und sie berichteten uns ihre Geschichte und was ihnen widerfahren war. Daraufhin verziehen wir ihnen; so gingen sie von uns und heute Morgen wurden wir unerwartet vor dich geführt. Und das ist unsere Geschichte!”
    Der Kalif aber staunte darüber und befahl, diese ganze Geschichte in den Chroniken aufzuzeichnen und im königlichen Archiv niederzulegen. Dann aber fragte er das älteste Mädchen: “Weißt du, wo die Dämonin ist, die deine Schwestern verzauberte?” Sie erwiderte: “O Beherrscher der Gläubigen, sie gab mir eine Locke ihres Haares und sagte: “Wenn du je wünschest, dass ich erscheine, so verbrenne eins von diesen Haaren und ich werde unverzüglich bei dir sein, wäre ich auch jenseits des Berges Kaf. ” Da sprach der Kalif: “Bring mir das Haar!” Die Dame brachte es; und der Kalif nahm es und verbrannte es. Als aber der Duft des brennenden Haares aufstieg, da erbebte der Palast; man hörte ein Rauschen und Krachen und siehe, da erschien die Dämonin. Da sie eine Muslimin war, so sprach sie: “Friede sei mit dir, O Stellvertreter Allahs!” und er erwiderte: “Auch mit dir sei Friede und Allahs Gnade und sein Segen!” Dann fuhr sie fort: “Wisse, dies Mädchen säte für mich die Saat der Güte und ich kann es ihr nicht genug vergelten, denn sie rettete mich vom Tode und tötete meinen Feind. Nun hatte ich gesehen, wie ihre Schwestern gegen sie gehandelt haben und ich sah es als meine Pflicht an, Rache an ihnen zu nehmen. Erst wollte ich beide töten; doch ich besorgte, das könnte ihr zu schwer zu ertragen sein und so verzauberte ich sie in Hündinnen. Jetzt aber, wenn du ihre Befreiung wünschest, O Beherrscher der Gläubigen, so will ich sie dir und ihr zu Gefallen befreien; denn ich gehöre zu den Muslimen.” Der Kalif antwortete: “Befreie sie und nachher wollen wir uns mit der Sache der geschlagenen Dame befassen und alles genau untersuchen; wenn sie sich als wahr erweist, so will ich an dem, der ihr unrecht tat, Vergeltung für sie üben.” Die Dämonin

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