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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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außer Allah dem Erhabenen!” Und sie weinte und küsste mir die Füße und sprach diese Verse:
    Dein Kommen ist uns eine Ehre, 
    Und dieses wollen wir verkünden:
    Wenn du uns fernbleibst, werden wir, 
    Dich zu ersetzen, keinen finden.
    Da fasste mich Mitleid und Erbarmen und ich sagte: “Ich höre und willige ein!” Dann fuhr ich fort: “Ich werde, so Allah der Erhabene will, noch einiges mehr für sie tun; ich werde sie mit meinen Gewändern, meinem Schmuck und meiner Ausstattung ihrem Gemahl zuführen.” Da freute sich die Alte und sie neigte den Kopf bis zu meinen Füßen, küsste sie und sagte: “Allah vergelte dir mit Gutem und tröste dein Herz, wie du das meine getröstet hast! Aber, O Herrin, sorge dich nicht, mir diesen Dienst zu dieser Stunde zu tun; sei bereit gegen Abend, dann will ich kommen und dich holen.” Und sie küsste mir die Hand und ging ihres Weges. Ich machte mich also zurecht; und dann stand auch schon die Alte, die zurückgekehrt war, vor mir und sprach: “O meine Herrin, siehe, die Damen der Stadt sind gekommen; denn ich habe ihnen gesagt, dass du zugegen sein würdest und da freuten sie sich. Jetzt erwarten sie dich und harren deiner Ankunft.” Da warf ich meinen Mantel um und nahm meine Mädchen mit mir; und ich ging, bis wir in eine Straße kamen, wohl besprengt und sauber gefegt und die Luft darin war von einem frischen Hauch bewegt. Dann traten wir ein in ein Tor, überwölbt mit einer Kuppel aus Marmorgestein, von festem Bau und kamen zu dem Tor des Palastes, der ragte empor vom Erdboden, bis er sich in den Wolken verlor; und über dem Tor standen diese Verse geschrieben:
    Ich bin ein Haus, erbaut für Freuden, 
    Für Lust und Frohsinn all meine Zeit.
    In meinem Hofe fließt ein Brunnen 
    Mit Wasser, das von Sorgen befreit;
    Drauf ruht von Anemonen und Myrten, 
    Narzissen und Chrysanthemen ein Kleid.
    Als wir bei dem Tore ankamen, pochte die Alte und uns wurde aufgetan. Wir traten ein und fanden eine Vorhalle, die mit Teppichen belegt war; dort hingen brennende Lampen und dort standen Leuchter, besetzt mit Edelsteinen und Juwelen. Wir gingen durch die Vorhalle und traten dann in einen Saal ein, der seinesgleichen nicht hat. Er war behängen und ausgelegt mit seidenen Teppichen; dort hingen brennende Lampen und dort standen Leuchter in doppelten Reihen; am oberen Ende des Saales aber stand ein Lager aus Wacholderholz, das eingelegt war mit Perlen und Edelsteinen und überdacht von einem Baldachin aus mit Perlen besetzen Atlas. Kaum hatten wir das gesehen, so trat aus dem Baldachin ein junges Mädchen hervor; ich blickte sie an, O Beherrscher der Gläubigen und siehe, sie war vollkommener als der Mond, wenn er sich füllt und ihre Stirn glich dem Lichte des Morgens, wenn es am Himmel aufquillt, so wie der Dichter sagte, als er sang:
    Du wärest wohl bestimmt für das Brautgemach des Kaisers; 
    Unter des Perserkönigs Erwählten die züchtigste Maid!
    Sie trägt auf ihren Wangen die roten Blätter der Rose;
    Wie schön sind doch jene Wangen im drachenblutfarbigen Kleid! 
    Schlank ist sie und ihre Blicke erglänzen matt und versonnen; 
    Sie vereinet in sich allein aller Schönheiten Pracht.
    Es ist, als ob ihre Locke über der Stirn ihr schwebte 
    Wie über dem Morgen der Freuden die sorgenvolle Nacht.
    Da trat das Mädchen herab aus dem Baldachin und sagte zu mir: “Willkommen und herzlichen Gruß meiner Schwester, der vielgeliebten, erlauchten!” Dann sprach sie diese Verse:
    Wüsste das Haus, wer es besucht, es würde sich freuen 
    Und selig die Stätte küssen, die du betreten hast.
    Es würde mit stummer Sprache reden und laut verkünden: 
    Herzlich willkommen sei der edle, hochherzige Gast!
    Darauf setzte sie sich nieder und sagte zu mir: “Meine Schwester, siehe, ich habe einen Bruder, der dich zuweilen bei Hochzeiten und auf Festen gesehen hat; er ist ein Jüngling, schöner als ich und sein Herz ist in heißer Liebe zu dir entbrannt, denn das gütige Geschick hat in dir alle Schönheit und Anmut vereinigt. Er hat gehört, dass du eine Herrin bist unter deinem Volk und auch er ist ein Herr unter seinem Volk. Darum möchte er sein Leben an das deine binden; und so ersann er diese List, um mich mit dir zusammenzuführen. Er wünscht sich mit dir zu vermählen nach der Vorschrift

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