Märchen aus 1001 Nacht
fuhr fort: âO Beherrscher der Gläubigen, ich will sie befreien und will dir auch den entdecken, der an diesem Mädchen also handelte und ihr unrecht tat und ihr nahm, was sie besaÃ; denn er steht dir von allen Menschen am nächsten!â Darauf nahm die Dämonin eine Schale Wassers und sprach einen Zauber darüber und murmelte Worte, die ich nicht verstand; und sie besprengte die Gesichter der Hündinnen und sagte: âKehret in eure frühere menschliche Gestalt zurück!â Da kehrten sie in die Gestalt zurück, die sie früher gehabt hatten. Dann sprach die Dämonin: âO Beherrscher der Gläubigen, wahrlich, der dieses Mädchen schlug, ist dein Sohn el-Amin, der Bruder von el-Maâmün; er hatte von ihrer Schönheit und Anmut gehört und er brauchte eine List gegen sie und vermählte sich mit ihr nach dem Gesetz. Ihm kann man keine Schuld vorwerfen, wenn er sie schlug; denn er erlegte ihr eine Bedingung auf und nahm ihr einen feierlichen Eid ab, eines nicht zu tun. Sie aber brach ihr Gelübde und da wollte er sie töten; doch er fürchtete Allah den Erhabenen, geiÃelte sie in dieser Weise und schickte sie in ihr Haus zurück. Dies ist die Geschichte des zweiten Mädchens; doch Allah weià es am besten.â Als der Kalif diese Worte der Dämonin hörte und erfuhr, wer das Mädchen geschlagen hatte, geriet er in höchstes Staunen und sagte: âPreis sei Allah, dem Erhabenen und Allmächtigen, der mir gnädig war und bewirkte, dass diese beiden Mädchen von der Verzauberung und der Folter befreit wurden und der mich in Seiner Gnade bekannt machte mit der Geschichte dieses Mädchens! Jetzt will ich, bei Allah, eine Tat tun, die man nach meinem Tode aufzeichnen wird.â Darauf lieà er seinen Sohn el-Amin holen und fragte ihn nach der Geschichte des zweiten Mädchens; und der erzählte alles der Wahrheit gemäÃ. Dann lieà der Kalif die Kadis und die Zeugen vor sich rufen, ebenso die drei Mönche und das erste Mädchen mit ihren Schwestern, die verzaubert gewesen waren; und er vermählte die drei mit den drei Bettelmönchen, die ja berichtet hatten, dass sie Könige wären und ernannte diese zu Kammerherren an seinem Hofe und teilte ihnen Einkünfte zu und alles, dessen sie bedurften und gab ihnen Wohnung im Palast zu Bagdad. Und das Mädchen mit den Narben gab er seinem Sohne el- AmTn zurück und er erneuerte zwischen ihnen die Ehe und gab ihr groÃen Reichtum und lieà das Haus noch schöner als zuvor von neuem erbauen. Er selber jedoch nahm zur Gemahlin die Wirtschafterin und schlief in selbiger Nacht mit ihr; und am nächsten Tage bestimmte er ihr ein Haus und Sklavinnen zu ihrem Dienst, setzte Einkünfte für sie fest und gab ihr einen Platz unter seinen Gemahlinnen. Das Volk staunte ob der GroÃmut des Kalifen, seiner natürlichen Wohltätigkeit und seiner Weisheit; der Kalif aber wiederholte den Befehl, man solle alle diese Geschichten in seine Annalen eintragen.
Der Schneider und der Bucklige
Es lebte einmal in einer Stadt Chinas ein Schneider in vermögenden Verhältnissen, welcher ergötzliche Sachen liebte und mit seiner Frau von Zeit zu Zeit auszugehen pflegte, um sich an merkwürdigen Schauspielen zu belustigen. So waren sie eines Tages in der Frühe wieder einmal ausgegangen und kehrten gegen Abend in ihre Wohnung zurück, als sie auf ihrem Wege einem Buckligen begegneten, dessen Anblick selbst einen Zornigen hätte zum Lachen reizen können. Infolgedessen traten sie näher an ihn heran, um ihren Spaà an ihm zu haben und luden ihn nach einer Weile ein, mit ihnen nach Hause zu kommen und die Nacht über ihr Gast zu sein. Der Bucklige sagte zu und ging mit ihnen mit; der Schneider aber begab sich, während es inzwischen dunkel geworden war, auf den Markt, kaufte gebratene Fische, Brot, Zitronen und SüÃigkeiten ein und kam dann wieder nach Hause.
Als er nun die Fische dem Gaste vorgesetzt hatte und sie Platz genommen hatten und aÃen, nahm die Frau des Schneiders ein groÃes Stück Fisch und stopfte es dem Buckligen in den Mund. Dann hielt sie ihm den Mund mit der Hand zu und sagte: âBei Allah, du musst es auf einmal hinunterschlucken, ich lasse dir keine Zeit zum Kauen.â So schluckte er denn das Stück Fisch hinunter, doch legte sich eine dicke Gräte, die darin gewesen war, quer in seinen Schlund und da sein
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