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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Termin abgelaufen war, erstickte er daran und war tot. Da rief der Schneider: “Es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Allah, dem Hohen und Erhabenen! Musste dieser Arme auch gerade durch unsere Hand in solcher Weise umkommen!” Seine Frau aber sagte: “Was soll dies Säumen? Hast du nicht das Dichterwort gehört: “Was soll das Sitzen am flackernden Feuer? Das Sitzen am Feuer ist gefährlich.”” Ihr Mann fragte darauf: “Was soll ich denn tun?” Sie antwortete: “Komm, decke ein seidenes Tuch über ihn und nimm ihn in deine Arme; ich will dir vorausgehen und du sollst mir folgen und sagen: Dies ist mein Kind und das seine Mutter; wir wollen es zum Arzt bringen, dass er ihm eine Medizin verschreibt.” Der Schneider befolgte ihren Rat und nahm den Buckligen in seine Arme; seine Frau aber rief auf der Straße: “Ach, mein Kind, Allah schütz dich! Wo tut es dir weh? An welcher Stelle hast du die Pocken?”, sodass jeder, der sie sah, sagte: “Sie haben ein Kind, das von den Pocken befallen ist.” In dieser Weise gingen sie in einem fort und fragten dabei nach der Wohnung des Doktors, bis die Leute sie zu dem Hause eines jüdischen Arztes wiesen. Nachdem sie dort an die Tür geklopft hatten, stieg eine schwarze Sklavin zu ihnen die Treppe herunter, öffnete die Tür und sah zu, wer dort wäre. Wie sie nun jemand ein Kind im Arme halten und dessen Mutter daneben stehen sah, fragte sie: “Was gibt’s?” Da antwortete die Frau des Schneiders: “Wir haben ein Kind bei uns und möchten gern, dass der Doktor nach ihm schaut; hier ist ein Vierteldinar, gib ihn deinem Herrn und lass ihn herunterkommen, dass er nach meinem Kind sieht, es ist schon sehr schwach.” Die Sklavin ging infolgedessen wieder die Treppe hinauf, die Frau des Schneiders trat aber in den Treppenflur hinein und sagte zu ihrem Manne: “Lass den Buckligen hier, wir beide aber wollen uns aus dem Staub machen.” Darauf lehnte ihn der Schneider aufrecht an die Wand und ging mit seiner Frau fort.
    Die Sklavin war nun inzwischen zum Juden eingetreten und hatte ihm gemeldet, dass unten am Hause eine Frau und ein Mann mit einem Kranken wären, welche ihr einen Vierteldinar für ihn eingehändigt hätten, damit er ihnen ein passendes Rezept verschriebe. Als der Jude den Vierteldinar sah, freute er sich, sprang hastig auf und stieg im Dunkeln die Treppe hinunter. Sobald er aber die Treppe betrat, stolperte er über den toten Buckligen und warf ihn um. Da rief er: “Ach Esra, Herrgott und die Zehn Gebote! Aron und Josua, du Sohn Nuns, stehet mir bei! Ich glaube, ich bin über den Kranken gestolpert und habe ihn die Treppe hinuntergestürzt, dass er sich das Genick gebrochen hat. Wie werde ich nun den Toten mir aus dem Hause schaffen?” Darauf lud er ihn auf, trug ihn vom Hofe zu seiner Frau hinauf und erzählte ihr sein Unglück. Wie die Frau es vernahm, rief sie: “Was sitzest du hier noch still? Wenn du bis zum Morgen wartest, geht es uns ans Leben. Wir wollen ihn beide aufs Dach schaffen und ihn in das Haus des Moslems, unsers Nachbarn, des Oberküchenmeisters vom Sultan, werfen. Die Katzen kommen oft zu ihm ins Haus und fressen von den Speisen, die er dort aufbewahrt und die Mäuse; bleibt er die Nacht über zum Morgen dort, so kommen sicherlich auch die Hunde von den Dächern und fressen ihn mit Haut und Knochen auf.” Hierauf luden der Jude und seine Frau den Buckligen auf, stiegen aufs Dach und ließen ihn an den Händen und Füßen auf den Boden nieder, sodass er an die Wand gelehnt aufrecht dastand; dann stiegen sie wieder vom Dach herunter in ihr Haus. Nicht lange nachdem sie den Buckligen in dieser Weise hinuntergelassen hatten, kam der Oberküchenmeister nach Hause, öffnete die Tür und stieg mit brennender Kerze hinauf, als er plötzlich ein menschliches Wesen im Winkel neben der Küche stehen sah. Da rief er: “Was ist das? Bei Allah, das ist der Dieb, der meine Vorräte stiehlt! Ein Mensch ist’s also, der mir all mein Fleisch und Fett fortnimmt, auch wenn ich es vor den Katzen und Hunden verberge. Da könnte ich alle Katzen und Hunde im ganzen Viertel umbringen und hätte keinen Nutzen davon, weil er von den Dächern aus einsteigt.” Hierauf ergriff er einen mächtigen Hammer und versetzte ihm damit einen Schlag; dann trat er näher herzu und gab

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